Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Augen. Die Frau und ihre Kinder hatten angefangen zu weinen, während die Königin mit vor der Brust verschränkten Händen vor der Tür stand.
Endlich war Wanein fertig und trat zurück. Ein Zittern überlief den Mann, als er wieder aufwachte und verwirrt blinzelte, bevor er den Kopf so weit hob, wie die Halskrause es zuließ, und die Leute um sich herum ansah.
»Was?«
»Leon!«
»Daddy!«
Die gesamte Familie trat weinend an das Bett, und alle umarmten ihn. Die Königin hielt sich lächelnd zurück, genauso wie der Krieger. Er beobachtete die Wiedervereinigung, und seine Gefühle grenzten an Ekstase, obwohl er den anderen den Vortritt ließ.
»Du hast ihn gerettet.«
Wanein drehte sich um und entdeckte Gabralina mit Iyala im Türrahmen. Beide waren nach oben gekommen, während die Heilerin gearbeitet hatte. Gabralina stand, Tränen in den Augen, vor ihr. Die Pein war noch in ihr, vielleicht sogar schlimmer als vorher, aber da war auch etwas anderes, eine Mischung aus Bedauern und Sehnsucht, gepaart mit einer tiefen Einsamkeit, die schlimmer war als alles, was Wanein selbst je gespürt hatte.
Sie nickte ihrer Meisterin zu. »Das habe ich.«
Gabralinas Unterlippe zitterte. »Was ist … was ist mit einem Kriegssylphen? Er … sie haben mir gesagt, er wäre tot, aber kannst du ihn zurückholen?«
Wanein sah hilflos zur Königin.
»Er ist zerrissen worden«, flüsterte Solie. »Es ist nichts mehr übrig.« Gabralina fing an zu wimmern.
Wanein musste sich nur ihre Meisterin ansehen, um zu wissen, dass sie nichts unternehmen konnte. Sie trug ein altes Sylphenmuster in sich, das sie bisher noch nicht bemerkt hatte, aber die Ränder waren ausgefranst und gebrochen. Gabralinas letzte Sylphe war tot. Jetzt wusste Wanein, was dem Mädchen das Herz gebrochen hatte.
»Ich wünschte, ich könnte es.«
Gabralina vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte, Iyala legte die Arme um sie. Wanein streckte vorsichtig die Hand aus, nicht, um etwas zu heilen, was sie nicht heilen konnte, sondern einfach nur, um zu trösten. Sie berührte den Arm ihrer Meisterin, und das Mädchen sah mit tränenerfüllten Augen zu ihr. Für einen Moment fürchtete Wanein, dass ihre Meisterin sich wieder abwenden würde. Ihr Innerstes kribbelte und drängte sie, zur Königin zu werden, aber dann trat Gabralina vor und legte die Arme um den Hals der Sylphe. Das Kribbeln verschwand.
Die Königin musterte die beiden erfreut, dann drehte sie sich zu der glücklichen Familie um. Sie lachten und sprachen alle gleichzeitig, während sie versuchten, die Gipsverbände von Leons Armen und Beinen zu lösen und die schwere Halskrause zu öffnen, die seinen Kopf fixierte.
»Leon«, sagte Solie plötzlich, und die Familie hielt kurz inne, um sie anzusehen. »Wer hat dich angegriffen?« Solies Stimme klang kalt.
Leon erwiderte ihren Blick ruhig, obwohl Wanein die Energielinien sehen konnte, die von ihm zu dem Krieger und von dem Krieger zur Königin liefen. Sie beide konnten spüren, was Wanein empfand. Eine tiefe Unsicherheit, unterlegt mit echter Angst.
Seine Antwort war schockierend.
23
C law kauerte auf einem Dach über dem Marktplatz und bemühte sich, den Aufruhr in sich nicht nach außen dringen zu lassen. Er hatte gedacht, alles würde auffliegen, hatte gehofft, es wäre bald vorbei. Dass Sala als die seelenlose Kreatur erkannt wurde, die sie war; dass Leon aufwachen und sich daran erinnern würde, dass sie es war, die ihn gestoßen hatte. Claw wäre zwar bei ihrer Verteidigung gestorben, wenn die Krieger kamen, aber es wäre vorbei gewesen.
Aber es war nicht vorbei.
Leon konnte sich an die letzten vierundzwanzig Stunden vor dem Angriff nicht mehr erinnern. Seine Familie war einfach glücklich, ihn zurückzuhaben, aber ihm war genauso wenig klar wie allen anderen, wer ihn angegriffen hatte oder warum er Ril befohlen hatte, am anderen Ende der Stadt die Gestalt zu wechseln. Die neue Heilersylphe konnte nichts gegen seinen Gedächtnisverlust tun. Sie konnte nichts heilen, was es nicht gab.
Sala war immer noch nicht erkannt worden, selbst von Kriegern, die wussten, wonach sie suchten. Leon erinnerte sich nicht einmal an die Erkenntnis, die er wegen Justins Unschuld gehabt hatte. Sala war immer noch frei und voller Selbstbewusstsein.
Claw, der bereits halb verrückt gewesen war, als er seine Freiheit erlangt hatte, konnte fühlen, wie der Wahnsinn sich in ihm ausbreitete, stärker wurde und immer größere Teile seines Geistes befiel,
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