Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
durch die Erkenntnis, dass sie immer noch heilen wollte. Sie hatte schon befürchtet, ihre vorherige Königin hätte auch diesen Drang in ihr zerstört.
Im vorderen Flur stand ein Mädchen und starrte sie an. »Wer ist sie?«, verlangte sie zu wissen. »Hier darf niemand herein!«
»Ralad?«, rief ihre Mutter. »Mit wem redest du?«
Eine Frau kam die Treppe herunter. Ihr Gesicht wirkte ausgezehrt, und sie hatte tiefe Schatten unter den Augen. Sie erbleichte, als sie die Gruppe mit wachsamer Verzweiflung musterte.
»Und jetzt?«, wollte sie wissen. »Reicht es nicht, dass über der Stadt Krieger kämpfen und Ril schreit? Was tut ihr hier?« Hinter ihr spähten weitere Kinder aus der Küche, während eine junge Frau die Treppe herabstieg, um zu sehen, was vor sich ging.
»Betha, Wanein ist eine Heilerin. Wir haben eine Heilerin beschworen.«
Betha starrte die Königin bleich und verwirrt an. »Was?«
Solie trat vor und ergriff ihre Hände. »Wanein ist eine Heilerin«, wiederholte sie. »Ich habe sie für Leon hierhergebracht.«
Tränen stiegen Betha in die Augen, und die Mädchen fingen aufgeregt an zu plappern. Wanein fühlte, wie ihre Trauer in Freude umschlug, und lächelte. »Das hast du? Das ist sie?« Betha umarmte Wanein. »Oh, danke! Komm! Komm!« Sie führte die Heilerin auf die Treppe zu und wies im Vorbeigehen die jüngeren Mädchen an, still zu sein. »Die Sylphen arbeiten schwer, aber er wird immer schwächer. Wir haben ihm Wasser und Brühe eingeflößt. Aus dem Weg, Lizzy.« Sie führte die Gruppe so schnell die Treppe hinauf, dass Lizzy sich anstrengen musste, um vor ihnen zu bleiben. Dann ging es zum Schlafzimmer.
An der Tür wurden sie von einem Kriegssylphen empfangen, der die Heilerin schweigend musterte. Wanein blieb vor ihm stehen, da sie erkannte, was ihm angetan worden war. Sie hatte noch nie einen so schwer verletzten Sylphen gesehen, der trotzdem am Leben war. Sie genoss die Erkenntnis, was das über ihren neuen Stock aussagte, und trat mit ausgestreckter Hand vor, um ihn zu heilen.
Solie packte ihren Unterarm. »Nicht er. Im Schlafzimmer.«
Wanein warf ihr einen neugierigen Blick zu, aber die Königin hatte ihr nicht verboten, den Krieger später zu heilen. So gehorchte sie und betrat den Raum. Ein Mann lag mit grauem Gesicht auf dem Bett. Wenn seine Gefährtin schon Gewicht verloren hatte, wirkte er geradezu ausgemergelt. Man konnte die Knochen in seinen Unterarmen erkennen, die auf der Decke lagen. Zu ihrer Überraschung kauerten auf dem Bett zwei Elementarsylphen, die für ihn atmeten und sein Blut im Fluss hielten. Dunkle Prellungen, die an den Rändern in ein kränkliches Gelb ausliefen, verfärbten sein Gesicht und die Haut um seine Verbände.
Wanein betrachtete den bewusstlosen Mann genau und erkannte dabei Dinge, die niemand anderes im Raum sehen konnte. Die zwei Sylphen hatten gute Arbeit geleistet, aber die Muster seiner Lebensenergie verblassten. Sein Körper war an vielen Stellen zerbrochen, und die Energie, die er erzeugte, war alles andere als normal. Die zwei Sylphen hielten ihn am Leben, aber sie konnten ihn nicht heilen. Wanein trat ans Bett, musterte den Energiefluss und betrachtete die Verletzungen. Sie hatte noch nie einen Menschen geheilt oder bisher auch nur einen gesehen, aber sie hatte die Fähigkeit nicht verloren, zu erkennen, wie diese Muster angepasst werden mussten, um ihn zu heilen. So geschunden er auch war, seine Verletzungen waren einfacher zu heilen als Gabralinas, bei der der Schmerz in gewisser Weise viel tiefer reichte.
Sie bereitete sich innerlich vor und zog die Decke nach unten, um ihre Hände auf seine nackte Brust legen zu können. Um sie herum warteten die Familie und der Krieger. Ihre Hoffnung lenkte sie ab, bis sie einen Weg fand, sie auszublenden. Schließlich war es nur weitere Energie.
Wanein konzentrierte ihre Macht, passte ihre Muster an seine an, um sie dann zu verändern und Energie aus sich in seinen Körper zu ergießen, während sie ihn heilte, sein Fleisch wieder in die Form brachte, die es haben sollte. Nach einer gewissen Zeit erwachte der Mann mit einem tiefen Keuchen, weit aufgerissenen Augen und großen Schmerzen. Sie zwang ihn wieder in den Schlaf. Es war einfacher, wenn er sich nicht bewegte.
Die zwei Sylphen, die ihn am Leben erhalten hatten, zogen sich zurück und glitten müde mit einem Dank an Wanein durch das Fenster nach draußen. Der Krieger blieb und musterte den Mann mit einem hungrigen Ausdruck in den
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