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Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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wie ein Jäger im Stock, der alles fraß, was ihm in den Weg kam. Er wollte nicht mehr kämpfen. Wass war tot; der arme, unschuldige Wass, der nicht verstanden hatte, was ihm angetan wurde. Auf sehr reale Art war er der einzige Freund gewesen, den Claw gehabt hatte. In den kurzen Momenten, in denen Wass sich daran erinnerte, was vor sich ging, hatte er es gewusst. Hatte mit ihm gelitten. Sie hatten ihr Leid geteilt.
    Doch jetzt war Claw wieder allein, gebunden von Befehlen, die ihn davon abhielten, irgendetwas zu verraten. Sala berührte ihn nie, und das tat weh, aber gleichzeitig war er froh und entsetzt und wollte einfach, dass es aufhörte.
    Er kauerte sich tiefer auf das Dach und beobachtete den Marktplatz und all die normalen Leute, die sich um ihr eigenes Leben, ihre eigenen Anliegen kümmerten. Ihre Gefühle waren ganz verschieden, aber insgesamt nicht gefährlich, nichts, worum er sich Sorgen machen musste. All seine Feinde steckten in ihm selbst.
    Claw konnte nicht gewinnen, und ihm fehlte die Kraft, sich weiter zu widersetzen. Der Wahnsinn, den Sala sich für ihn wünschte, überwältigte ihn, und der kleine Teil von ihm, den zu stärken Rachel sich so sehr bemüht hatte, löste sich auf.

    Gabralina musterte das breite Bett, das fast das gesamte Schlafzimmer einnahm, und schluckte schwer, während sie sich fragte, ob der Schmerz je nachlassen würde. Sie glaubte jedoch nicht daran. Wass hatte ein riesiges Loch in ihr hinterlassen, und sie konnte sich nicht vorstellen, sich je davon zu erholen. Selbst mit einer Heilerin war das unmöglich.
    Sie schniefte, wischte sich über die Augen und schaute zu dem anderen Zimmer in ihrer winzigen Wohnung. Sie konnte Wanein spüren, die auf sie wartete. Ihre neue Sylphe.
    Das Einzige, was sie davon abhielt, sich als Verräterin zu fühlen, war die Tatsache, dass Wanein sich ganz anders anfühlte als Wass. Der Krieger war leichtfertig und leidenschaftlich gewesen, voller Lust und Ergebenheit. Wanein war ernst und ruhig, auf dieselbe Weise unsicher über sich selbst wie Gabralina unsicher war, und genauso einsam. Sie fühlte sich eher an wie eine Schwester.
    Gabralina klammerte sich an diese Idee. Wanein nahm nicht Wass’ Platz ein. Sie fand ihren eigenen Platz und war Schwester statt Liebhaber. Als Schwester konnte Gabralina sie akzeptieren, ohne das Gefühl zu haben, Wass im Stich zu lassen. Bis auf eine Sache.
    Gabralina schob die paar Kleider, die sie besaß, in einen Sack, band ihn zu und zog ihn über den Boden in das andere Zimmer. Wanein musterte sie ruhig, während ihr abenteuerlich kurzes, flaumiges Haar im Lampenschein glänzte.
    »Muss ich dich Wanein nennen?«, fragte Gabralina.
    Wanein blinzelte. »Ich glaube nicht. Was stimmt nicht mit dem Namen Wanein?«
    Gabralina zuckte unangenehm berührt mit den Schultern. »Na ja, ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich meine, ich wusste nicht, dass du kommst oder dass ich deine Meisterin werden würde und so.« Sie sah zu Boden. »Ich … Zuerst dachte ich, du wärst Wass, der zu mir zurückkommt, und wollte seinen Namen rufen.« Sie sah wieder die Heilerin an. »Ich will dich nicht bei seinem Namen rufen.« Der letzte Satz war eher ein Schluchzen.
    Wanein seufzte, stand auf und ging zu ihr. Sie war noch nicht lange in dieser Welt, aber sie hatte gesehen, wie die Menschen versuchten, Gabralina zu trösten. Sie trat vor und legte die Arme um das Mädchen, hielt es fest, während es weinte. Es war eine langsame Art der Heilung, aber die sicherste.
    »Du kannst mich nennen, wie immer es dir gefällt«, sagte sie. »Mir macht es nichts aus. Ich mag es, einen Namen zu haben.«
    Gabralina weinte eine Weile in Waneins Armen, dann verließen sie gemeinsam die Wohnung. Die Blondine pustete zum letzten Mal die Lampe aus und schloss die Tür. Sie konnte nicht mehr hierher zurückkommen, nicht bei all den Erinnerungen an Wass, welche die Wohnung füllten. Ihr Herz schmerzte, als sie sich abwandte und den Flur entlangging. Wanein trug den Sack, in dem sich all ihre Besitztümer befanden.
    Sie stiegen dieselbe Treppe hinauf, auf der Leon fast gestorben wäre, und traten in das Licht des späten Nachmittags. Es war kühl, Spätherbst. Die Büsche waren schon kahl, an den jungen Bäumen hingen noch vereinzelte rote oder gelbe Blätter. Die Sonne stand tief über dem Horizont, und nicht viele Leute waren in der Kälte unterwegs. Aber es war frisch und klar.
    Gabralina hatte den Herbst von allen Jahreszeiten immer am

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