Die Krieger der Königin: Schattenmacht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Wenn sie erst Königin war, würden andere solche Aufgaben für sie erledigen. Sie beäugte den Knopf kritisch, faltete den Rock, legte ihn zur Seite und machte sich auf, um sich etwas zu essen zu suchen.
17
R il saß hoch oben auf dem Turm, der den Mittelpunkt der Stadt bildete, auf einem Vorsprung direkt unterhalb der hohen Spitze. Er hatte die Arme um die Knie gelegt. Claw saß auf einer Seite neben ihm, Wass auf der anderen. Dillon schwebte in seiner Wolkenform vor ihnen und musterte sie aus Blitzaugen.
Ril wollte mit keinem von ihnen sprechen. Er hatte sich hier nach oben gekämpft, damit Leon und Lizzy ihn nicht erreichen konnten und Betha ihm keine wachsamen Blicke zuwarf, wann immer er ihren Kindern zu nahe kam.
Claw hob den Arm und legte ihm eine zitternde Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie du dich fühlst«, murmelte er.
Ril warf ihm einen bösen Blick zu, aber in den Augen des anderen Kriegers lag tiefes Leid. Wenn irgendwer ihn verstehen konnte, dann Claw. Mace auch, aber Mace hatte seine Sklaverei ungebrochen überstanden. Ril ging davon aus, dass er jetzt nicht viel anders wäre als Claw, wäre nicht ausgerechnet Leon sein Meister gewesen.
Seine Wut verblasste. Wie konnte Claw auch nur mit ihm sprechen? Rachel war seine Meisterin gewesen, und Mace hatte erst heute Morgen bei Justins Sachen die kleine Flasche mit dem Gift gefunden, das eingesetzt worden war, um sie zu töten. Ril wusste nicht, ob er glücklich sein sollte, dass er sich nicht daran erinnern konnte, wie er ihr Essen damit versetzt hatte. Letztendlich spielte es keine Rolle. Er hatte schon früher Frauen getötet, aber diese hatte weder versucht, ihn umzubringen, noch hatte sie Lizzy bedroht. Sie war immer freundlich zu ihnen allen gewesen.
»Es tut mir so leid«, erklärte Ril dem anderen Krieger. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Claw schluckte schwer und wandte den Blick ab. Seine Gefühle waren instabil, wie sie es immer gewesen waren, und mit einer tiefen Traurigkeit überlagert, die auch mit einer neuen Meisterin nicht nachgelassen hatte.
»Es ist nicht dein Fehler«, flüsterte Claw. »Bitte, ich möchte nicht mehr über sie reden.«
»Okay«, flüsterte Ril zurück. Er richtete den Blick wieder geradeaus und sah Dillons leuchtende Augen im Schatten seines Körpers. Das war genauso schlimm, wenn man bedachte, dass er fast auch Moreena umgebracht hätte. Wäre Blue nicht in der Nähe gewesen, wäre Dillon jetzt genauso tief verletzt wie Claw. Ril sackte in sich zusammen.
Es ist nicht dein Fehler, Dummerchen, erklärte ihm Dillon.
Ril starrte ihn an.
Eine weitere Wolke schoss über den Turm hinweg und sank neben Dillon herab. Ril rollte die Augen. So viel dazu, allen zu entkommen, die mit ihm reden wollten.
Bläst er immer noch Trübsal?, fragte Hedu Dillon.
Ja.
Ril verzog das Gesicht und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Schau, Hedu, was Galway angeht …«
Die Blitze in Hedus Form wurden schneller. Oh. Ähm, es war nicht dein Fehler. Das weiß ich. Ich verstehe es. Ich werfe dir das überhaupt nicht vor.
Wirklich?, sagte Dillon. Mir hast du erzählt, du würdest ihn hassen.
Ja, aber dann hat mir Solie erklärt, dass es nicht seine Schuld ist und dass er keine Kontrolle darüber hatte, weil Justin sein Meister war.
Wirklich? Und das hat funktioniert?
Na ja, eigentlich nicht, aber dann hat sie mir befohlen, die ganze Nacht Kopfstand zu machen. Der junge Krieger wandte sich an Ril. Ich vermisse Galway. Tue ich wirklich. Ich habe den Kerl ziemlich geliebt. Er war der Erste, der mir gezeigt hat, dass nicht alle Männer böse sind. Aber du hast ihn nicht umgebracht. Das war Justin. Er hat dich nur dafür benutzt.
Neben Ril zitterte Claw schrecklich und wimmerte leise. Auf Rils anderer Seite starrte Wass die zwei Wolken verwirrt an. »Warum hat Justin es getan? Warum hat er die Meister von Kriegern getötet?«
Für einen Moment schwiegen alle, weil sich keiner in dieser Hinsicht wirklich sicher war. Für Ril ergab es jedenfalls keinen Sinn. Justin hatte gewollt, dass Lizzy seine Frau wurde, und sie war nicht interessiert gewesen. Also hasste Justin Ril, weil er mit ihr zusammen war, aber warum hatte er ihn dann nicht direkt bestraft? Er hatte bewiesen, dass er ihm weh tun konnte, als er ihm den Befehl erteilt hatte, giftige Energie zu trinken.
Schließlich antwortete Hedu. Mace hat sich mit Solie über das Tagebuch unterhalten, das sie gefunden haben. Justin hasste alle Kriegssylphen und wollte,
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