Die Krieger der Königin
Fähigkeit, mehr Sylphen zu binden. Sie konnten alles wieder aufbauen, vorausgesetzt, man ließ sie lange genug in Ruhe und sie überlebten den Winter.
Morgal stand am Rand der Klippe, auf der sie ihr Camp aufgeschlagen hatten, und starrte über sein angebliches Herrschaftsgebiet. Es war nicht viel. Eine Ansammlung von Zelten und Feuerstellen, errichtet auf dem hinteren Hang der Klippe. Sie hatten fast fünfzig Zelte, und zweihundert Männer, Frauen und Kinder, zusammen mit zehn Feuersylphen, acht Luftsylphen, sieben Erdsylphen, vier Wassersylphen und sogar einer einzelnen Heilersylphe. Als sie noch im Tal gewesen waren, war all das zusammen etwas Wunderbares gewesen – etwas Erhebendes. Jetzt schaute er einfach nur auf ein dreckiges Lager voller verzweifelter Menschen.
Ihnen waren Kriegssylphen auf den Hals gehetzt worden, zwei Krieger, die sich auf ihre winzige Gemeinschaft gestürzt, Leute in Stücke gerissen und den Rest auf die Schieferebenen versprengt hatten. Es hatte Tage gedauert, sich hier zu sammeln, und es hatte sie die Hälfte ihrer Sylphen und Morgal zu viele Freunde gekostet, inklusive all ihrer ehemaligen Anführer. Er schloss für einen Moment die Augen, fühlte den eisigen Wind auf seinem Gesicht und bemühte sich, nicht den Mut zu verlieren. Morgal war ein hagerer Mann, sein Gesicht ausgezehrt und narbig, und die notwendigerweise kleinen Rationen, von denen sie alle lebten, hatten es nicht besser gemacht. Sein langes Haar wurde am Hinterkopf langsam schütter und grau. Sein linker Arm war verbunden, und er hatte Schmerzen beim Atmen, aber die Heilersylphe war erschöpft. Sie hätten noch viel mehr Leute verloren, wenn es sie nicht gegeben hätte, und sie hatte immer noch viel Arbeit vor sich. Er würde eine Weile auf seine eigenen Heilungskräfte vertrauen müssen.
Hinter ihm flackerte ein Licht, ein Feuer in der Form eines Mädchens, das über die Ebene hinausstarrte. Sie wirkte, als bestände sie ausschließlich aus glühender Kohle, und hieß daher passenderweise Ash. Morgal sah sie an und verspannte sich. »Kommen sie zurück?«, fragte er.
Die Feuersylphe zuckte mit den Schultern. »Nein«, sagte sie laut, und er entspannte sich. Alle Sylphen hielten jetzt nach Angreifern Ausschau. Sie konnten sich gegenseitig spüren, wenn sie nahe genug waren, und als Erstes spürten sie die Krieger. Sylphen konnten ihre Energie auch verbergen, aber Krieger hatten dafür nie einen Grund. Morgal hoffte nur, dass »nah genug« sich nicht als zu nah herausstellen würde.
Er drehte sich um und verließ den Rand der Klippe, Ash an seiner Seite. Er bemühte sich, auf seine Verletzungen Rücksicht zu nehmen, als er ins Camp zurückkehrte. Überlebende sahen auf und nickten ihm zu, als er an ihnen vorbeiging, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandten. Es gab noch viele Männer, aber durch die Verluste waren die Frauen in der Überzahl. Und es gab auch Kinder, die zwischen den Zelten spielten, als wäre nicht ein Großteil von ihnen Waisen.
Wir hätten den Angriff vorhersehen müssen,
dachte er, und dieser Gedanke verfolgte ihn, seitdem es passiert war.
Wir sind arrogant geworden, unvorsichtig. Wir haben dafür gezahlt.
Seine Mitstreiter waren alle Bauern aus den Bergdörfern von Para Dubh, Leute, die zu arm und unbedeutend waren, um vom König eine Sylphe zu erhalten – oder von der Priesterschaft, wenn sie genug bezahlen konnten. Die meisten hier waren frisch gebunden. Das hatten sie einem abtrünnigen Priester zu verdanken, der sich ihnen angeschlossen und ihnen damit den Grund gegeben hatte, sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Die ersten Männer, die sich mit Petr, dem Priester, angefreundet hatten, wollten mehr als das, was die Klassenstruktur in Para Dubh für ihr Leben vorsah. Sie hatten die Gemeinschaft gegründet und sich am unbewohnten Rand der Schieferebenen niedergelassen, in einem steilen Tal, das sie vor dem Wind und dem Schnee schützte. Dort hätten sie jahrelang in Frieden leben können, aber sie waren dumm gewesen. Auf Vorschlag ihrer Anführer hatten sie angefangen, Luftschiffe anzugreifen, die aus dem Königreich Eferem nach Para Dubh segelten. Das ersparte ihnen Jahre der Zeit, die sie für den Aufbau ihrer Gemeinschaft vorgesehen hatten. Die Leute hörten bald auf, über die Gefahren dieses Unterfangens zu reden. Doch dann waren die Krieger gekommen. Morgal betete, dass die Meister der Krieger gedacht hatten, sie würden Piraten töten – und dass sie nun glaubten, sie
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