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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. J. McDonald
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vollständig, so dass seinem Feind nichts blieb, was er fühlen oder verfolgen konnte. Doch ohne Aura fühlte er sich blind und so nackt, dass er Solies Verhalten verstand, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Er fühlte sich – hilflos. Es war eine demütigende Erfahrung.
    Er schwebte über den Boden und durch einen Riss in der Wand nach draußen. Dort beschien ihn die frühmorgendliche Sonne und wärmte seine Ränder, während er über die Straße in die Wälder glitt. Von da aus floh er durch die Obsthaine und die Hügel. Er folgte einer schwachen Spur, die ihn langsam nach Norden führte, in die Richtung, in die seine Königin verschwunden war.
    All das fiel ihm unglaublich schwer. Seine Form einer Energiewolke war so angeschlagen, dass er sie kaum halten konnte. Schließlich musste Hedu anhalten und wieder menschliche Gestalt annehmen, um sich ein Gerüst zu geben, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Es tat genauso weh wie der Moment, als der andere Krieger ihn verletzt hatte. Hedu kniete auf dem blätterbedeckten, moosigen Boden und presste sein Gesicht dagegen, während er vor Schmerzen weinte. Seine Haut unter der abgetragenen Tunika war zum ersten Mal kalt. Rein körperlich sah er so aus, wie Solie es sich gewünscht hatte, aber er konnte die Verletzungen in sich fühlen. Sein Feind hatte ihn verkrüppelt.
    »Solie«, keuchte er. Sie würde alles besser machen. Seine Königin würde ihm die Energie geben, die er brauchte, und er wusste einfach, dass er bei ihr sein musste. Dieser Instinkt war unglaublich stark, obwohl er von Erschöpfung und einer seltsamen neuen Einsamkeit gedämpft wurde. Er hatte sich noch nie einsam gefühlt. Wütend, ja, und entschlossen, aber niemals einsam. Er konnte sie nicht mehr verteidigen, aber zumindest konnte er bei ihr sein, so wie sie bei ihm sein konnte. Das war es wert, dafür zu leben.
    Hedu zwang sich mit reiner Willenskraft keuchend und zitternd auf die Beine. Er konnte den harten Boden unter seinen Füßen fühlen, stolperte und fiel wieder auf die Knie. Schließlich fand er einen jungen Baum, der ungefähr seine Größe hatte, und entfernte die Äste, um ihn als Stütze einzusetzen. Er lehnte sich darauf und machte sich langsam auf den Weg, seiner Königin zu folgen.
     
    Ril erwachte mit einem Zucken aus einem Traum von Lizzie. Er öffnete die Augen und starrte in das frühe Tageslicht. Für einen Moment hatte er gedacht, er hätte etwas gefühlt … Er schüttelte seine Federn aus und lauschte angespannt.
    Er war sich so sicher gewesen, dass er den anderen Krieger getötet hatte – oder ihn zumindest so schwer verletzt hatte, dass er Energie verlieren würde bis zum Tod. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Er drehte sich und breitete halb die Flügel aus, bereit, in jede Richtung davonzuschießen und die Aufgabe zu Ende zu führen. Aber er konnte nichts fühlen. Nicht genug.
    Leon, der vor einem Krater, der einmal eine Hütte gewesen war, mit einem verängstigten alten Mann gesprochen hatte, sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Aber er sagte nichts.
    Ril hatte schon viele Meister gesehen, die mit ihren Sylphen sprachen, ihnen Fragen stellten, die diese nicht beantworten durften. Zumindest war Leon nie so dumm gewesen. Er hielt den Mund und ließ seinen Krieger suchen. Ril ignorierte ihn und konzentrierte sich auf die Suche nach diesem entfernten Hass, der ihm seine Beute anzeigen würde.
    Er drehte den Kopf, Leon drehte sich ebenfalls und ging langsam in die Richtung, in die Ril sah. Sie wanderten durch die Ruinen der Stadt zu der zerstörten Hütte, in die der Krieger gefallen war. Auf Leons Zeichen hin folgte ihnen der alte Mann. Leon setzte Ril auf seinen Arm und hielt ihn sorgfältig in die Höhe, als er vorsichtig hineinging und dabei Staub vor seinem Gesicht wegwedelte. Ril sah nach unten, und sein Meister kniete sich hin. Ril packte hart Leons Unterarm.
    Der Boden war überzogen mit der Energie, mit dem Blut des anderen Kriegers. Sie waberte farbenfroh über den Boden, auch wenn Ril wusste, dass nur er sie sehen konnte. Er schaute und lauschte, und schließlich hob er mit einem Kreischen den Kopf. Leon stand auf, und als Ril zur hinteren Wand blickte, trug er ihn dorthin.
    Es gab eine feine Spur, nur den Hauch von Energie, die durch einen Riss in der Wand führte, der vielleicht zwei Zentimeter breit war. Ril blickte auf den Riss, dann auf seinen Meister.
    »Verdammt«, murmelte Leon. Er ging nach draußen und befahl dem Mann, den er befragt

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