Die Krieger der Königin
schreckliche Neuigkeiten. Leon Petrule hat Euch verraten. Er ist zu den Piraten übergelaufen, und sein Krieger hat den meinen getötet.«
Alcor schwieg für einen Moment. Jasar konnte sehen, wie sein Gehirn arbeitete. Der König war kein Narr, aber er hatte schon immer überall Feinde vermutet, und Jasar hatte diese Veranlagung noch bestärkt und stets sorgfältig darauf geachtete, Alcor niemals direkt anzulügen. Das wusste der König. Eines Tages, das war Jasar klar, würde er diesen Ruf der Ehrlichkeit brauchen können. Dieser Tag war nun gekommen.
»Mein Sicherheitsoffizier ist abtrünnig geworden, und Euer Krieger wurde von einem anderen getötet? Wie kommt es, dass Ihr überlebt habt?« Alcors Augen waren zu Schlitzen verengt, als er Jasar musterte.
»Maces Opfer«, lautete die glatte Antwort des Höflings, und er verschränkte die Arme vor sich. »Es waren die Piraten, die wir auf Euren Befehl auslöschen sollten. Ich wurde davon überzeugt, sie wären alle getötet worden, aber als wir das Mädchen bis zu ihnen verfolgt hatten, griff Ril Mace an. Ich entschuldige mich dafür, dass ich diesen Verrat nicht vorhergesehen habe. Leon arbeitet allerdings sicherlich für sie. Er hätte mich umgebracht, wäre es ihm möglich gewesen.«
Der König runzelte die Stirn und kaute auf seiner Unterlippe. »Und das Mädchen?«
»Sie war bei ihnen, genauso wie ihr Krieger. Mace hatte gegen zwei von ihnen keine Chance.« Jasar schüttelte den Kopf und bemühte sich um einen bedauernden Tonfall. »Anscheinend war Leons Behauptung, das Mädchen wäre unschuldig, eine Lüge. Vater Belican hatte recht – sie wurde eingeschleust. Die Piraten sind um einiges besser organisiert und bösartiger, als wir geglaubt haben.«
Der König lehnte sich nachdenklich zurück. Es war eine gute Lüge. Trotz seiner Panik hatte Jasar die letzten Tage seiner Flucht darüber nachgedacht, und das war die beste Lüge, weil sie die gesamte Schuld Leon zuschob. Er könnte sogar mit mehr Macht und Respekt aus dieser Situation hervorgehen. Jasar widerstand dem Drang, sich die Lippen zu lecken, und wartete.
»Das ist ernst«, sagte der König schließlich, und Jasar war erfreut, eine leichte Unsicherheit in seiner Stimme zu hören. Alcor glaubte ihm. »Versammelt den Rat«, befahl Alcor dem Diener, der in den Raum getreten war, nachdem der König in die Hände geklatscht hatte. »Wir werden das besprechen.«
Dann sah der König wieder Jasar an. »Ihr habt Gutes geleistet, indem Ihr mir diese Information brachtet«, gab er zu, und Jasar verbeugte sich. Auf seinem Gesicht zeigte sich nichts von der Selbstgefälligkeit, die er in diesem Moment empfand. »Ihr werdet belohnt werden – sobald der Kampf vorbei ist und Ihr zurückgekehrt seid.«
»Zurückgekehrt, Euer Majestät?«
Die Mundwinkel des Königs zuckten, und plötzlich fragte sich Jasar, wie viel von der Lüge Alcor tatsächlich glaubte. Sein Herrscher verkündete: »Ihr wisst, wo die Piraten sind. Jemand muss die Armee und die Krieger anführen, die ich ausschicke, um sie zu vernichten. Ihr seid mit der Gegend vertraut. Ihr werdet unersetzlich sein.«
Jasar gefror das Blut in den Adern. Er musste zurückkehren? Zurück dorthin, wo Leon ihn tot sehen wollte und Mace außer Kontrolle war? Kein Krieger hatte sich je dem Willen seines Meisters widersetzt. Plötzlich stieg das schreckliche Bild in ihm auf, wie der Krieger ihn jagte.
»Euer Majestät, das könnte ich nicht! Ich … ich wäre ein Ziel. Leon hat versprochen, mich zu töten, wenn ich je wieder zurückkehre, und er hat einen Krieger.«
Der König wedelte gelangweilt mit einer Hand und sah über die Schulter zu Thrall. »Dann nehme ich an, wir müssen Euch einen neuen Krieger verschaffen, oder?«, sagte er gedehnt.
Jasar erstarrte vor Ehrgeiz. Ein neuer Krieger? Einer, der ihm gehorchen würde, wie es Mace nicht getan hatte? Einer, den Leon nicht erwarten würde? Er lächelte und verbeugte sich tiefer als zuvor. »Ja, Euer Majestät. Euer Wunsch ist mir Befehl.«
Sie entschieden, den Kindern und Jugendlichen nichts zu sagen. Keiner der Heranwachsenden in der Gemeinschaft musste etwas so Furchtbares wie eine Hinrichtung sehen. Keiner von ihnen würde je erfahren, dass der Mann getötet worden war, so wie sie nie erfahren hatten, dass es ihn überhaupt gab.
»Wir können ihnen ihre Unschuld auch lassen«, murmelte Devon leise. Airi drückte sich gegen seinen Rücken, während er beobachtete, wie die Erdsylphen einen
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