Die Krieger der Königin
Galgens zerbrach mit einem hellen Blitz und dem Geräusch grollenden Steins.
Ril schoss daran vorbei, jagte über die Menge und nach unten und fing Leon in seinem Mantel auf, bevor der Mann mehr als ein paar Meter fallen konnte. Hedu folgte ihm, ohne zu verstehen, was los war. Der andere Krieger bewegte sich an den Fuß der Klippe, Leon fest in seinen Mantel gebettet, um ihn zu schützen. Hatte Ril ihn nicht gehasst? Warum wollte er seinen Meister retten? Oder war das der Grund dafür, dass Ril so unausgeglichen gewesen war?
Hedu wusste, dass Mace sich Sorgen um Rils Selbstkontrolle machte, und er wusste, dass besiegte Sylphen, die in den neuen Stock aufgenommen worden waren, manchmal verrückt wurden. Sowohl er als auch Mace machten sich Sorgen, dass genau das gerade Ril zustieß und dass sie ihn töten müssten, um den Stock und Solie zu beschützen. Es war bereits so weit, dass keiner von ihnen ihn in der Nähe von Solie sehen wollte, und der junge Krieger vermutete, dass Ril das auch wusste. Er selbst konnte sich nicht vorstellen, je aus der Nähe seiner Königin verbannt zu werden.
Er sah, wie Ril die Ebene erreichte, sich verwandelte und seinen Meister auf den Boden legte. Leon war an Händen und Füßen gefesselt, und Ril verwandelte einen Finger in eine Klaue, um die Seile zu durchschneiden. Der Mann stöhnte auf, als seine Gliedmaßen befreit wurden. Hedu konnte Leon Petrules Schmerz fühlen, als das Blut zurück in seine Hände und Füße floss. Er verwandelte sich in menschliche Form, aber Ril ignorierte ihn, als wäre er nicht da, und konzentrierte sich vollkommen auf seinen Meister.
Nein, Hedu konnte das wirklich nicht verstehen.
Ril schaute auf Leon hinunter, so erschöpft, dass er kaum denken konnte. Er vermutete, dass er unter Schock stand, weil er schon seit langer Zeit in diesem Zustand verharrte. Genauso erging es Leon, der zu Ril aufstarrte, während der Krieger an der Schlinge um seinen Hals zog und sie schließlich mit großer Sanftheit löste.
»Ich dachte, du hasst mich«, flüsterte Leon.
»Das tue ich«, antwortete Ril ganz automatisch. »Ich hasse dich mehr als alles andere.«
Trotz seiner Worte verwandelte sich Ril teilweise, als Leon anfing zu zittern, und legte einen Teil seines Mantels über den Mann. Er versuchte, seine Aura zu konzentrieren, um seinen Hass zu beweisen, aber es funktionierte nicht. Er spürte nur Erleichterung und Verwirrung. Leon seufzte, setzte sich auf und versuchte, sich mit Fingern, die noch nicht wieder funktionierten, die Handgelenke zu reiben. Seine Hände waren so lange gefesselt gewesen, dass seine Fingerspitzen grau waren.
Ril sah auf und schickte einen Ruf aus. Die Antwort kam fast sofort als Form, die elegant die Klippe hinab- und auf sie zuschwebte, während ihr Meister ihr hinterherrief, sie möge zurückkommen. Luck, die Heilerin, landete neben ihnen und nahm ihre verschwommene menschliche Gestalt an. Sie musterte erst Ril und dann Leon und entschied sich, zuerst den Menschen zu behandeln, da sie Rils bösen Blick bemerkte.
Sie berührte Leons Hände, dann seine Füße und brachte das Leben zurück in die abgestorbenen Gliedmaßen. Dann heilte sie seine Gehirnerschütterung. Schließlich streckte sie die Hand nach Ril aus, und der Krieger sackte in sich zusammen, als ein Teil seines Schmerzes verschwand, weil die Wunde, die Mace ihm zugefügt hatte, endlich heilte. Sie sprach nicht. Heilerinnen redeten selten. Sie tat einfach ihre Arbeit und schwebte dann wieder die Klippe hinauf.
Hedu hatte alles schweigend beobachtet. Jetzt warf er einen kurzen Blick auf Ril und Leon, schien eine Entscheidung zu treffen und folgte der Heilerin.
Ril betrachtete seinen Meister. Leons Energie war schwach, aber sie schmeckte immer noch gut. Leon rieb sich für einen Moment die Handgelenke und erwiderte seinen Blick. »Was willst du?«
Ril zuckte mit den Schultern, zu müde, um etwas anderes als die Wahrheit zu sagen. »Ich will die Mädchen. Ich will Lizzy und Betha, Cara, Nali und Ralad. Ich will, dass sie hierherkommen.«
»Und ich?«
Ril wandte den Blick ab. »Ich muss irgendwo Energie trinken. Ich kann sie nicht immer von der Königin nehmen. Sie hat zu viele von uns.«
»Aha.« Leon schien darüber nachzudenken. »Wir können die Mädchen holen, wenn ich hier willkommen bin.«
»Niemand hier wird dich verletzen«, versprach Ril.
Leon lächelte sanft. Ril fühlte, wie sein alter Meister die Situation akzeptierte, aber er war sich immer noch nicht
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