Die Krieger der Königin
irgendein anderer Jugendlicher am Tisch – sie waren ebenso gefesselt wie sie. Nur die kleinen Kinder spielten weiter unbekümmert in einer Ecke.
Mace ignorierte sie alle, ging um den Tisch zu Loren und streckte mit glühenden Augen die Hand nach ihr aus.
»Denk nicht mal dran!«, schrie eine harsche Stimme. Überrascht über ihr Erscheinen drehten sich alle um und sahen, wie die Witwe Blackwell mit ihrem allgegenwärtigen Löffel in der Hand auf Loren und Mace zustürmte. »Loren Malachi! Wenn ich dich noch mal dabei erwische, wie du dich so benimmst, werden sowohl ich
als auch
deine Mutter dir den Hintern gerben, bis er rot leuchtet!«
Das Mädchen errötete und floh.
Die Witwe drehte sich zu Mace um. »Du! Jagst hier junge Mädchen! Was, zur Hölle, denkst du dir dabei?«
»Das weißt du nicht?«
Die anderen Mädchen kicherten, aber die Witwe wedelte nur mit dem Löffel vor seiner Nase herum. »Also, schlag dir das aus dem Kopf! Keines dieser Kinder ist zu haben. Mir ist egal, für wie erwachsen sie sich halten oder für wie unglaublich bedeutsam du dich hältst. Du wirst sie nicht anrühren, verstanden?«
Mace blinzelte und schaute vielsagend auf ihre Brust.
»Und mich wirst du auch nicht anschauen!«, kreischte sie. »Raus! Raus!« Mit erhobenem Löffel ging sie auf den Krieger los, während die Teenager lachten. Widerwillig erlaubte er ihr, ihn zur Tür zu treiben. Solie fiel auf, dass er eher amüsiert war, aber auch ein wenig enttäuscht.
Hedu schob seine Hand auf ihrem Bein höher und sorgte dafür, dass sie Gänsehaut bekam. Selbstgefällig sagte er: »Ich nehme an,
er
hat kein Glück.«
Mace ging ruhig weiter, während die Witwe ihn immer wieder mit ihrem Löffel auf den Rücken schlug und ihn ausschalt. Als er den Ausgang erreichte, änderten sich seine Gefühle. Er versteifte sich, wirbelte plötzlich herum, griff sich die Witwe und sprang zur Seite. Sie schrie. Einen Moment später schoss Ril in seiner natürlichen Form in den Raum.
Alle fingen an, vor Furcht zu schreien. Rils Aura drang trotz Solies Befehlen aus der Sturmwolke, und die Blitze in seinen Augen glühten so hell, dass sie fast weiß waren. Solie fühlte, wie Hedu sie packte und zur Seite riss, als der Krieger auf sie zuflog, aber Rils Gefühle waren so überwältigend, dass ihr der Kopf schwirrte.
Ril erreichte den Tisch und nahm wieder menschliche Form an, ohne sich darum zu kümmern, ob sich die Kleidung an die richtigen Stellen legte. Sie fiel um ihn herum auf den Boden, und er lehnte sich nackt an den Tisch. »Sie werden Leon aufhängen«, erklärte er Solie. »Halte sie auf!«
»Was?«, presste sie heraus.
»Mein Meister! Sie werden meinen Meister töten!« Er schluchzte die Worte fast, und seine Gefühle waren Schmerz. Mace trat hinter ihn, legte eine Hand auf seine Schulter und zog ihn weg. Solie sah, dass Hedu immer noch angespannt war. Beide Krieger beobachteten Ril, bereit zum Angriff.
Solie zwang sich, ruhig nachzudenken. Leon wurde aufgehängt! Niemand hatte ihr irgendetwas davon erzählt. Sie warf einen Blick zu Hedu. »Los!«
Er zögerte einen Moment und starrte sie an, dann war er verschwunden. Ein Flackern aus schwarzem Rauch schoss aus der Tür.
Ril starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und entwand sich Maces Griff. Dann verwandelte er sich selbst in Rauch und folgte Hedu.
Solie hob ihre Arme. »Hilf mir«, befahl sie Mace. Es war weit bis an die Oberfläche. Zu weit, fürchtete sie, um noch rechtzeitig zu kommen.
Seine Arme legten sich um sie, warm und mit mehr dichten Haaren bedeckt als Hedus Arme in seiner menschlichen Form. Er hob sie hoch und verwandelte sich, wurde zu Schwärze, die sie umschlang. Dann fühlte sie, wie sie sich bewegten.
Sie konnte nichts sehen und bemühte sich, nicht den Atem anzuhalten, als der Kriegssylph seinen Kameraden folgte. Schließlich verwandelte Mace sich zurück und setzte sie vor sich auf den kalten Boden, während sein Mantel um sie geschlungen blieb, damit ihr warm war. Verängstigt starrte Solie auf die Szene vor sich.
»Was habt ihr getan?«
Hedu schoss mit höchster Geschwindigkeit aus dem Treppenhaus und erhob sich in genau dem Moment über die Menge, als Morgal Leon nach hinten über die Klippe stieß. Untergeordnete Sylphen flohen bei seinem Anblick. Er jagte einen scharfen Stoß Zerstörung in Richtung des Galgens, so dass die Steinsäule genau in dem Moment brach, als das Seil seine absolute Länge erreicht hatte. Der gesamte obere Teil des
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