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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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als nur Diener und Herrscherin.
    Mit diesem einen Mal war Hoffnung in ihn eingekehrt, hatte ihn gestärkt und das Böse in seine Schranken verwiesen. Zwar hatte es ihn immer noch unter Kontrolle, dennoch war es etwas anderes; er durfte jetzt miterleben, wie sein zweites Ich handelte und tötete. Und er bereute jedes Mal, jede einzelne Sekunde, dass er sich dem Schrecken hingegeben hatte. Er hasste sein neues Ego! Der Gedanke entstand so deutlich in seinem Kopf, das er ihn schrie, laut und mit aller ihm verbliebener Kraft...
    Verschwinde!
     
    Seine Augen öffneten sich und er blickte in die gleißenden Strahlen der Sonne, die matt zwischen den Zinnen und Felskeilen hindurchsickerte. Eine Welle von Wärme durchfuhr ihn, und er spürte, dass es die Magie Rocans war, die ihm half, zu verstehen und wiederzukehren. Er rappelte sich auf vorsichtig, noch immer leicht benommen von dem Schlag ins Gesicht, Kopfschmerzen dröhnten und hämmerten hinter seiner Stirn. Er schloss die Augen vor der ungewohnten Helligkeit, nahm eine Hand voll Kies und kleiner Steine vom Boden auf und drückte sie fest in seiner Hand. Die Ecken und Kanten stachen in seinen Handflächen und Blitze von Schmerzen durchzuckten seine Hand, als sie sich in seine Haut eingruben, und glimmende Dellen hinterließen.
    Fühlst du es...?
    Jetzt konnte er antworten. Ja. Er fühlte es. Endlich, nach so langer Zeit, hatte er wieder die Möglichkeit zu Spüren und Wahrzunehmen, das erste Mal, seit er aus den Tunneln aufgebrochen war, merkte er, wie schön es war, sich auf alles verlassen zu können. Er seufzte leise und taumelte leicht nach vorne, noch immer etwas unsicher auf den Beinen, während sich die Schemen auf seinen Pupillen klärten und er wieder eindeutige Farben erkannte.
    Und sofort stachen ihm die Leichen in die Augen, die sich keine zwanzig Yard von ihm erstreckten, Männer und Frauen, sogar einige Kinder, zerschmettert und seltsam verdreht, aufgeschlitzt und blutbesudelt. Hätte er seine letzte Nahrung nicht vor zwei Tagen eingenommen, hätte er sich übergeben, als ihm der Gestank von faulendem Fleisch durch die Nasenlöcher glitt. Angewidert und entsetzt wandte er den Blick von dem grausamen Schlachtgemetzel ab und sah zum ersten Mal, wo er sich eigentlich befand. Das Flussbett glitzerte frisch und silbern, war in einem leichten Bogen von Nordosten bis Süden Geschwungen, dahinter kleinere Ausläufe des Seebaldkamms, steil und zerklüftet, nur einige wenige Yards hoch, dennoch genug um einem Angriff aus dem Westen stand zu halten, sie bildeten eine Felsnische, in der die verstümmelten Gestalten kauerten. Nur einige wenige Körperteile von Schattenwesen lagen umher, höchstens drei oder vier der pechschwarzen, grotesken Gestalten. Der Himmel hatte eine seltsame, graue Farbe, trauerte mit dem Wind über den Verbleib so vieler Seelen. Floße waren einige Meilen flussabwärts an Land gespült worden und wurden noch immer von seichten Wellen geschaukelt.
    Nur zufällig wandte er sich um, um vielleicht auf dieser Seite des Flusses zu erkennen, wo er war, und erstarrte fassungslos. Das große Tor der Hochländer erhob sich imposant und riesig zwischen den Felskeilen des Seebaldkamms, versperrte den Einlass in den Rokronpass. Und dahinter, hinter der sanften Erhebung des Passweges, mussten sich die endlosen Wälder und Seen des tiefen Waldlandes befinden.
    Doch dann fiel sein Blick auf die reglosen drei Gestalten, die auf dieser Seite des Flusses zusammengebrochen waren. Sein Herz setzte einen Schlag aus und wurde sehr, sehr langsam und dumpf, während es von Kälteschauern erdrückt zu werden schien.
    Rocan.
    Patrinell.
    Und jemand, der bis auf weniges Trajan glich, nur mit grausam verzerrten Zügen und langen, klauenbewehrten Fingern.
    Mit zögernden, angespannten Schritten und einem unguten Gefühl in der Magengegend ging er auf den ersten der Gestalten zu. Rocan. Er schien tot, doch seine Brust hob und senkte sich leicht, sanft, fast unmerklich, Wunden waren entstanden und fast unmerklich schnell von seiner Magie geheilt worden. Seine Atemzüge bewegten die Strähnen seines Haares, die ihm in einem gebleichtem Gelbton in sein blutverkrustetes Gesicht fielen. Erleichtert atmete er aus und trat vorsichtig in die Nähe des Generals. Auch bei ihm stellte er fest, dass er noch lebte, und dass er nur zu müde und zu schwach war, um noch die Augen offen zu halten. Hier hatten unzählige Male Ketten Spuren im Kies hinterlassen, abdrücke von tiefen Schlägen,

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