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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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das lange, pechschwarz gewordene Haar.
    „Der Sand hier war nicht immer Sand.“, erklärte Óus. „Einst war er Holz. Heute ist es längst verrottet. Die Färbung des Bodens an manchen Stellen hier ist überdeutlich. Wir stehen bereits in einer Ruine.“ Er breitete seine Arme aus und sah ein mal über das ganze Gelände. Dann stellte er sich die Burg vor. Die Mauern passten perfekt in das Terrain; es konnte keinen Irrtum geben.
    „Und Schwamag dachte schon, ihr würdet sie nie mehr finden!“, ertönte plötzlich ein krächzende, alte Stimme, die aus dem Feuer zu kommen schien. Keine Sekunde später löste sich ein Umriss aus den Flammen und eine alte, vom Leben gebeugte Frau trat heraus. Ihr Gesicht war faltig, ihre Züge verhärmt, und doch waren ihre Haare fast so schwarz wie Warrket s. Eine Verwirrung der Natur, eine Verspieltheit des Alters, eine Mischung aus Alt und Jung, etwas Überirdisches...
    „Schwamag?“, stieß der Hexer überrascht aus. „Ihr seid der Meister des Orakels? Ich hörte nur von einem Zauberer, nicht aber von einer Zauberin!“
    Plötzlich veränderte sich ihre Stimme, wurde tiefer und dunkler, wechselte auf groteske Weise zu der eines Mannes. „Schwamag kann alles sein, was sie will. Euch und Eurem Neffen erschien sie als alte Frau, anderen erschien sie als Mann oder Tier. Es liegt ihr frei, welche Gestalt sie annimmt.“ Noch während sie sprach, wuchs ihr Körper, streckte sich, die gebräunte Haut wurde kalkweiß, die Gestalt größer und auch die Lumpen wechselten zu einer langen, weißen Robe. Ein großer, alter Mann stand vor ihnen, die Züge tückisch verzogen in einer knochig, dürren Hand hielt einen Stab, der aus silbernem Holz geschnitzt war... „Es begann mit den Weißen, deren Gesinnung schlecht war und das Unheil über die Drachen brachte in Form einer Feder [19] .“ Die Augen Schwamags glitzerten gefährlich. „Erste Prophezeiung.“ Der Mann wurde rasend schnell zu einem jungen, blonden Mann, dessen Züge etwas Eitles und Bekanntes hatten. „Der Wald der Welt beugte sich herab über die wüste Gegend und er trat hervor, sprach mit mir und gang [20] .“ Ein weiteres Mal änderte sich das Aussehen so schnell, dass es dem Zauberer untersagt war zu handeln. Diesmal war die Gestalt ein Geist, ein Wesen aus Dunst und Rauch, dass sich zu komprimieren versuchte. „Zweite Prophezeiung.“ Aber dann, noch bevor die Dritte und Letzte ausgesprochen werden konnte, verschwamm das Bild der Nebelbestie und die alte Schwamag stand wieder vor ihnen: klein, gebückt und gegerbt wie altes Leder, die Augen mitfühlend und bekümmert zu Boden gewannt, feine Äderchen auf den Wangen, die rot hervorstachen.
    „Was... Was ist mit der dritten Vision des Orakels?!“
    „Schwamag kann dir die Frage nicht beantworten, und dir die Dritte nicht geben, Thronn.“, sagte sie ruhig, und ihre Blicke umwölkten sich, als sie zu ihm hochsah. „Es tut ihr leid. Sie hat schon mehr als genug für dich getan.“ Die Stimme verhallte zu einem sanften Grummeln in seinem Ohr, als sie die Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger hob und auf seine Linke zeigte. „Vergesse nicht...“
    „Mein Arm... Magie... Du hast...!“
    „Vergesse nicht...!“ Dann trat sie zurück, mit einer verneigenden Geste, ihre Stimme hallte lieblich und warm über die Gräser, glitt hinein ins Feuer, ihre Gestalt begann sich aufzulösen. Dann hüllte ein eigenartig weißer Nebel das Feuer ein, lange, und so lange schwiegen die Beiden, während sie über die Prophezeiungen und die Wegweiser der Alten nachdachten. Über den Rat Schwamag s...
     
     

38
    DIE ENTSCHEIDUNG
     
    Die Tore öffneten sich, schwangen zur Seite und viele Gestalten schoben sich in einer Wolke von Stimmengemurmel und Geflüster in den Raum, Rüstungen schabten auf Lederklappen und schwere Schuhe hallten auf dem steinernen Boden, Münzen klimperten in Säckchen, dann - nach einigen Minuten - war wieder alles still und gespannte Ruhe kehrte ein, wie zu Anfangs der großen Beratung der Vereinigung. An vorderster Stelle schritt Gundwart, eine große, breitschultrige Gestalt, die nur aus angespannten Muskeln und schlanken, langen Gliedern zu bestehen schien. Das kurzgehaltene Haar war schweißnass und lebte am Schädel; wie immer hatte der König eine grimmige Miene aufgesetzt und seine schwere Rüstung schimmerte im Licht der blakenden Fackeln und Öllampen, Kerzen und Feuern, wie der Schuppenpanzer eines Fisches. Leichte Verstohlenheit lag im Raum,

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