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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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hochgewachsen. Ihre Augen waren verführerisch und dunkel, die Brauen blass und nadelfeine Striche. Sie stand da und mit ihrer Anwesenheit, begann sich alles zu verändern, zu verschwimmen und zu verschmelzen, wie in einem dichten Schneesturm. Zufrieden nickte sie. Genau so wollte sie es. Kalt. Gefühllos. Emotionslos. Dunkel. Der Himmel über den schneebedeckten Wipfeln war frei von jeglichen Wolken, sternenklar die Nacht, silberweiße Punkte drängten sich auf ein pechschwarzes Leichentuch, zwei Monde hingen wie Kletten aneinander, bildeten zusammen eine ovale Scheibe, die nur durch einen halbrunden Strich getrennt war. Sie hatte diesen einen Mond erschaffen, der jetzt voll war. Sie hatte ihn erstrahlen lassen. Und ihre Absichten waren klar und deutlich, wie immer. Gerufen als Diener, konnte sie nicht den Platz einer Herrscherin einnahmen. Sie konnte nur Befehle ausführen, für etwas anderes ersah sie keine Notwendigkeit. Zwar war sie theoretisch lange schon gestürzt und unbrauchbar, doch die Vergangenheit hatte sie anderes gelehrt. Sie war gerufen worden, um zu dienen, um das Leben ihres Schöpfers zu schützen und seine Wünsche zu erfüllen. Und das tat sie jetzt. Während sie durch die finstere, mitternächtliche Schneelandschaft schlich, hatte sie immer nur diesen einen Gedanken vor Augen, die Worte, die ihr Herr kurz vor seinem Tot ihr in Gedanken zugeflüstert hatte:
    Erwecke mich.
    Erwecke mich von neuem.
    Bereits hatte sie alles für das Ritual vorbereitet. Innerlich grinste sie wie ein Kind. Sie würde ihn wiederhaben, ihren Meister, ihren Herrn, unter dem Licht der zwei Monden würde sie ihn erfüllen, mit ihrer Liebe, ihrem Hass, ihrem Schmerz, mit ihrer Macht, ihrer Magie, mit ihrer Schönheit. Sie hatte bereits den richtigen Körper erwählt und ihn darauf vorbereitet. Der Auserwählte wusste nicht, was ihm bevorstand, hatte nur eine Ahnung von etwas, das auf ihn zukam und ihn ganz für sich einnehmen würde. Vermutlich hatte er Angst. Vermutlich war er neugierig. Vermutlich würde er kommen, wenn sie ihn rief. Und vermutlich würde er seine Ausbildung genossen haben. Ein General des Bösen zu werden, war eine schwere Sache. Blutbäder und Verstümmelungen gehörten da zum alltäglichen Leben. Und Hass spielte eine wichtige Rolle. Und wenn dann ihr Herr und Gebieter erneut über das Land käme, würde sie ihm eine Armee vorführen, die er noch nie gesehen hätte. Die Armeen aus seiner Zeit bestanden lediglich aus einer Fläche von zehn Quadratmeilen. Sie würde ihm mehr geben. Viel mehr. Er würde an der Brüstung seines Reiches stehen, auf das geschwärzte, mit Schnee überdeckte Land hinausblicken, wo es von Dämonensoldaten wie Ameisen in einem großen Ameisenhaufen wimmelte, und nicken. Dann würde er seinen siegreichen Schlachtzug gegen das Licht und alles Gute beginnen. Seine alten Vorsätze würden von neuem erweckt werden, Bosheit würde erneut durch seine Adern fließen und unendliche Magie würde er haben, wenn das eine Schwert in seinen Händen erneut pulsieren würde. Unmengen von garstigem Zauber würden ihn durchfluten, ihn überschütten, ihn empfangen. Sie lauschte dem Wind, während sie lief, enträtselte seine Botschaften und geheimen Nachrichten. Mit dem Schwert war es ihr ein Leichtes. Sie trug es auf dem Rücken, in einer oft geflickten Lederscheide, unscheinbar und wertlos in den Augen eines unwissenden. Die gläsern wirkende Klinge war an vielen Stellen verrostet, Einsensplitter bröckelten ab, der Griff war abgewetzt und das Leder daran rissig und mit Blut befleckt. Es hatte viel von seiner alten Schönheit verloren, die geheimnisvolle Macht lag jedoch immer noch auf ihm.
    Gefunden in einer Schlacht, getragen in einem Krieg.
    So lautete die Innschrift.
    Mögen alle Rätsel enträtselt sein.
    Die Magie in dieser Waffe war enorm. Die Macht der Wahrheit hatte es umfangen und wer es führte wusste um alles, was es auf der Welt gab, wenn er mit der Lehre der geheimen Sprache vertraut war. Der erstmalige Finder, Milchemia I. von Waromir, hatte nichts damit anzufangen gewusst, die Geschichte der Luftzüge hatte ihn nur verwirrt, der wahre Grund war verschwommen geblieben. Entscheidungen waren in seinem Leben aufgetaucht und mit dem einen Schwert hatte er sie beiseite gefegt, hatte sich nicht entscheiden müssen, denn die Magie der Waffe hatte ihm das Tor zu einem Pfad zwischen den Welten gezeigt. Ihm war fortan frei, in welche Richtung er sich wandte, lediglich das Beste war ihm nun

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