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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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weiter stehen blieb, sich vorn überbeugte und sich übergab, gingen ihm fast die Augen über. Dort im Fluss, sich gegen den Strom stellend, ragte ein langer Ast mit vielen Verzweigungen empor, der sich wie ein Fangnetz über die ganze Breite der Wasserfläche streckte. Und mitten darin hatte sich der junge Elf verfangen, genau wie er es gesehen hatte, bleich, bewusstlos, vor Kälte blau angelaufenen Lippen. Er war dreckig und verschrammt, völlig durchnässt und unterkühlt, als hätte man ihm zu einem Todesmarsch gezwungen und ihn dann einfach in die See geworfen, als er zu entkräftet war, um sich zu wehren. Eilig trat er hinab, schluckte den Rest seiner Übelkeit tapfer hinunter und begann ins Wasser zu waten. Und es war schlimmer, als er sich es vorgestellt hatte. Als das Wasser plötzlich in seine Stiefel hineinlief, wurde der Fuß wie nach einem todbringenden Schwertstich taub, und er biss die Zähne zusammen, während er einer Ohnmacht nahe war. Anscheinend hatte Melwiora ihren kalten Finger in die Fluten gehalten, und sie so auf ewig vereist... Hastig griff er nach Rocan, krallte seine Finger in dessen Jacke, und zerrte ihn ans Ufer. Es knirschte, als der kleine Körper durch den Kies pflügte.
    „Der Gnom...“, hauchte er. „Wir brauchen ihn...“              
    Kellen sah ihn erst verständnislos an, warf aber doch einen Blick ins Wasser, während er seinen Mantel auf den Jungen legte. Ihm schien es sehr schlecht zu gehen. Fieberkrämpfe plagten ihn und er sinnierte von einem der Grünen, seine Augen waren Blutunterlaufen und er glich jetzt schon mehr einem Geist, als einem Elfen. Aber dann regte sich etwas unter Wasser.
    Ein Korpus voll von grünem, triefendem Schlick war von einer Strömung unter Wasser erfasst worden, und nun nach oben katapultiert. Der Gnom erhob sich schwankend aus dem Wasser, doch es waren nur die Wellen, die ihn gegen das hölzerne ‚Netz’ warfen. Die ganze halbe Seite des Wesens war zertrümmert, dennoch atmete er, leise und sacht. Seine grüne Brust hob und senkte sich fast unmerklich. Seien Schläfe war feucht von Blut und ein Auge war ganz in dem verformten Schädel verschwunden.
    Orgama schüttelte angewidert den Kopf, bevor er sich widerwillig daran machte auch diesen Körper aus dem Wasser zu fischen.
     
    Als Rocan erwachte, fühlte er sich an eine bestimmte Szene erinnert, nur, dass die Atmosphäre anders war. Er spürte Verletzungen, tiefe Wunden, die ihm spitze Steine im Fluss zugefügt hatten, Prellungen, die daher herrührten, als er gegen Gestein gedonnert wurde und einen unglaublichen Schmerz, der in seinem Kopf rumorte, und bis in feinsten Spitzen seiner Haare zu dringen schien. Und es war kalt. Eisig kalt. Sein Körper lag in der Schwärze, umhüllt von brennender Hitze, die ihn wärmen sollte, doch nichts vermochte das Glühen in seinem Inneren auszulöschen. Erinnerungen an Kajetan stiegen in ihm auf, Erinnerungen an die Zeit, als er noch in der Freitruppe gedient hatte, als Blutvergießen noch zu seiner Arbeit gehörte. Er hatte es gehasst und verdrängt, hatte die Augen zusammengekniffen, als der Truppführer zusammen mit Dario die Aufständigen zermetzelt und den Hof niedergebrannt hatte... Noch immer hörte er das singende Geschrei der Kinder in seinen Ohren, plagend hysterisch und herzzerreißend. Heute trauerte er nicht mehr um den Hochländer. Dario war dunkel gewesen, unwirklich, und von einer beinahe bedrohlichen Sinnlichkeit befallen. Es war, als lebe er in seiner eigenen Welt, und er nahm das Abschlachten kaum wahr. Er war wie eine Maschine. Keiner aus der Truppe hatte dies je verstanden, doch nun drängte sich ihm die Antwort unerbittlich und gefährlich auf. Einen Moment lang wusste er mehr, als er wissen sollte, wollte, sah perverse und obszöne Bilder, wie sich grimmige gestalten an Toten Leibern vergangen, sah Zerstörung. Und im tiefsten seines Innern fühlte er, was sie gefühlt hatten, als sie über die erstarrte Haut der Toten fuhren, und die Kleider zerrissen, um dann in die Gefallene einzudringen. Es waren keine Männer oder Frauen, die diese Dinge taten. Er erkannte es, deutlich sah er es vor seinem inneren Auge. War es möglich, dass es Wesen einer fremden Welt waren? Eingehend betrachtete er die Charaktere und besah sich deren Körper. Alles war teuflisch verdreht und ausgerenkt, wie als wären die bösartigen Menschen selbst schon vor langer Zeit gestorben. Und dann sah er plötzlich Kajetan, nahm seine unerschrockene,

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