Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Anteilnahme vonstatten gegangen, und er musste kaum mitbekommen haben, wo sie sich jetzt befanden. Der Hexer setzte sich neben ihn, stützte sich mit dem einen Arm am Boden, während er versuchte eine äußerst lässige Pose einzunehmen, was ihm jedoch misslang. Ja, es war eben ein großes Kreuz nur mit einem Arm auf der Welt zu verharren. Einige Augenblicke betrachteten sie sich stumm, jeder schätzte den anderen ab.
Der Junge hatte sich verändert, Warrket spürte das. Er spürte aber auch, dass er nun in eine Phase gekommen war, in der er die Hilfe von anderen nicht annehmen würde, egal um was es ging. Er wollte alleine seinen Weg gehen. Rocan s Hand tastete hinauf zu seiner Brust, wo sich der Phönixstein befand, und drückte ihn, während in seinen Augen noch immer das Feuer der Gereiztheit und des Widerwillens loderte. „Wo wind wir hier?“, fragte er mit so viel Feindseligkeit in seinen Worten, dass es Thronn erneut schwer traf. Der Kampf mit Ramhad hatte ihm wirklich mehr als genug abverlangt. Wahrscheinlich kam es erst jetzt wirklich zur Geltung. Der hünenhafte Grenzer wollte soeben die Frage beantworten, wobei er die Hand bereits ausgestreckt hatte, um nach der Stirn seines Neffen zu tasten - er wollte sehen, ob der Elf noch Fieber hatte -, als dieser noch etwas hinzufügte: „Wo sind wir hier, Dario?!“
Erneut traf es den Druiden hart und er sank zurück. „Ich bin nicht D...“, wollte er sich verteidigen, aber der Junge unterbrach ihn gereizt:
„Lüge mich nicht an, Dario!“ Seine Augen waren voller Zorn. „Wo bringst du mich mit den Untoten hin?“
Verwirrung und Angst wallte wie eine schäumende Woge der Kälte in Thronn auf, und seine Kinnlade klappte fassungslos herunter. Im Ernst hatte er nicht an so etwas geglaubte. Er dachte, es wäre längst vorbei. Er schüttelte den Kopf und versuchte sich zu wehren: „Aber...“
„Noch ein falsches Wort, und ich schneide dir die Kehle durch!“ Rocan war plötzlich aufgesprungen, und hatte dem Großen ein langes Elfenmesser unter die Kehle gerückt. Blut floss in einem winzigen Rinnsal aus der Wunde, dunkler, roter Lebenssaft glitt an der makellosen, schimmernden Klinge entlang. So etwas wie panische Angst befiel den Zauberer. Er hatte nicht geglaubt, dass der Elf fähig wäre ihn zu töten. Doch angesichts der Tatsache, dass er glaubte, sein Gegner wäre Dario, war der Schwarze sich gar nicht mehr so sicher.
„Aber ich bin Thronn Warrket!“, brachte er in verzweifeltem Ton hervor und schlug sich als bekräftigende Geste auf die Brust. „Ich bin es!“ Kühler Schweiß rann über sein Gesicht, ein Schweiß der Angst, denn er wusste, Rocan würde ihm nicht glauben, egal welche Überredungskünste er anwenden würde. Aber vielleicht bedurfte es ja etwas anderem.
Etwas in Rocan rührte sich, seien Haltung war nicht mehr ganz so sicher, und ein zucken seiner Pupille verriet, wie es in seinem Gehirn arbeitete. „Beweise es!“, sagte er schlich, und seine Augen leuchteten. Die anderen verfolgten die Szene schweigend, keiner wagte sich zu rühren. Eine Bewegung, und der Hexer würde vielleicht sterben. Alles, ihr ganzer Weg, den sie gegangen waren, würde umsonst gewesen sein. Sie konnten das jetzt nicht alles durch eine simple Bewegung zerstören.
„Rocan!“, stieß Thronn eindringlich hervor und heißer, gehetzter Atem entwich seiner Kehle. Ein zarter Wind durchfurchte seine Haare, brachte den Geruch des Jungen mit, fiebrig und vor Hitze stinkend. Dort lauerte etwas böses in ihm, ein Wesen ohne Substanz, welches ihn befallen hatte. Der Himmel wurde langsam trüb. Sogar in dem schwindenden Licht konnte er jede einzelne Pore des anderen erkennen, jede Unebenheit seiner Haut, jedes noch so winzige Fältchen, und seien Augen, in denen der Wahnsinn loderte. „Kannst du sie nicht spüren?“
„Was spüren?“ Die Stimme des Jungen war rau und zäh, ohne jegliche Gefühlsregung, kalt.
Thronn glaubte das leise, beschwörende Murmeln einer Stimme zu hören, einer Stimme in fremder Sprache. Betörende Bände eines Zaubers schienen ihn einzulullen. „Die Magie, die uns verbindet.“ Nun waren auch seien Augen starr, trüb geworden, als wäre er in Trance. Seine Hand glitt in die Höhe, Rocan s Atem ging aufgrund dieser Bewegung schneller, trat in rasselnden, schnellen Stößen aus, und als Warrket seien Hand leicht und kühl auf seine brodelnd heiße Stirn legte, eine Geste so voller Liebe und Mitgefühl, stieß der Elf die Luft scharf durch
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