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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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fest, als er zu ihnen sagte: „Ihr geht gegen Melwiora? Ich ziehe mit euch!“
     
     

50
    DAS SCHWARZE LAND
     
    Als sie aufbrachen, war die Nacht so klar wie ihr Ziel, und die es schien einigen, als wäre es jene Mondnacht, in der Warrket Melwiora s Anwesenheit am deutlichsten gespürt hatte, der dumpfe Morgen, in dem die eisigen Schwaden das erste Mal von Osten herströmten, nicht von Norden, und der Wind ebenfalls von dort kam, nicht aus dem Westen. Vor ihnen erhoben sich seichte Hügel, die aber schon bald nach einigen Meilen zu riesigen Gebirgsgipfeln aus zerklüftetem, hohlgeschlagenen Felsen wurde, die wie eine steinerne Barriere in den Himmel stach, ein riesiges Loch in die dunkelblaue Himmelsdecke zu reißen schien, durch das die eisige Kälte des Weltraums zu ihnen hereinströmte. Sie fühlten sich wie auf dem Weg in die tiefschwarze Unendlichkeit, was es ja eigentlich auch war. Umfasst von dem schwarzen Mantel der Nacht und angegrabscht von den langen Fängen des Herrn der Winde erklommen sie die kiesigen Höhen, auf denen noch vereinzelte Farne und Büsche von einem heimlichen Odem durchgeschüttelt wurden, raschelten und ihre unheimlichen Lieder gen Himmelszelt hoben. Es war, als säßen Gespenster in den Hecken und Nebelgeister würden über die Auen fahren; die Bannzähne des Guten wirkten von hier so unendlich weit weg, dass sie es kaum wagten weiter zu laufen, ohne daran denken zu müssen einfach in Kälte zu erstarren. Dennoch setzten sie mutig und tatkräftig einen Fuß vor den anderen, erklommen die Hänge mit wehenden, grauen Mänteln, und mit den Waffen, die ihnen von ihren Verbündeten - sei es Väter, Freunde oder Verwandte - anvertraut worden waren. Alle schwiegen, dachten an die, die alles verloren hatten, und dass sie jetzt die letzte Hoffnung waren, bevor die Welt endgültig untergehen würde.
    Jorgan hob den Blick einige Sekunden prüfend in den Wind, während der frostige Hauch seine Züge wie zu Eis oder kaltem Stein erstarren ließ, dann senkte er ihn, und schritt mit seinem eigenartigen, wiegenden Gang weiter. Sie hatte ihm alles erzählt, von Anfang an, die Verluste, die sie hatten hinnehmen müssen, das Ende, das so langsam wie zähflüssiger Honig an sie heranglitt, sie süß benetzte, nur, um sie dann schließlich ersticken zu lassen. Er hatte sich alles noch einmal sorgfältig durch den Kopf gehen lassen, hatte alles abgewogen, wie er es von seinen Lehrmeistern, den Druiden, kannte und war zu dem Schluss gekommen, dass ihr Unterfangen aussichtslos war. Aber seine eigenen Heldentaten vor vielen Jahren waren nicht minder schwer oder geradezu phantastisch unglaublich gewesen, eher noch schauriger und aufreibender als alles, was sie jetzt von ihm verlangten. Der einzige Unterschied war, dass diesmal mehr als sonst davon abhing. Wenn sie verloren, würde das Land in einem einzigen Sud aus Dunkelheit ‚verrecken’. Aber wenn sie gewannen, würde alles seinen gewohnten Gang gehen. Früher, als er noch gegen Seeschlangen und die suchenden Reiter angetreten war, wäre einzig die Domäne des Schreckens weitergeführt worden, und als er den bösen Vampirfürst schließlich besiegt hatte, waren alle furchtbar glücklich, aber eben nur für kurze Zeit. Ja, der dunkle Herrscher war weg, aber wie lange? Wie lange würde es noch dauern, bis ein neuer Streiter des Todes kommen würde? Muragecht war gekommen. Und er hatte länger überlebt, hatte sich immer wieder vom Totenbette aufgerafft, und hatte gekämpft, bis sein Schwert vor Schweiß und Blut geglüht hatte.
    Es war anders, in vielen Dingen, aber dennoch gleich und unbefriedigend für jemanden, der mir gewohnter Resignation einen Drachen erschlug.
    Zu sich selbst gekehrt schüttelte er den Kopf und krallte die Hände noch tiefer in den Gurt des Rucksacks und den wenigstens etwas wärmenden Stoff des Umhangs. Nein, er glaubte nun an etwas, und das durfte er sich nicht durch einen voreiligen Gedanken zunichte machen lassen. Er hatte sich dafür entscheiden die anderen tatkräftig zu unterstützen, den Blitz des Zorns gegen das schwarze Land zu erheben, und mit ihnen zu sterben, wenn es nötig war. Warum? Er wusste es selbst kaum. Er glaubte aber, dass etwas, was tief in ihm steckte, einfach keinen Grund dafür fand es nicht zu tun, wenigstens keinen triftigen. Was hatte er schon zu verlieren? Seine sogenannte Unsterblichkeit als Vampir? Halbvampir, verbesserte er sich in Gedanken und hob die Geschwindigkeit seiner Schritte, um bei den

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