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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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und schlitzten ihre verrenkten Leiber auf, sodass klebriges, schleimiges Orkblut hervortrat und die Berserker bemalte.
    Thronn saß an die Wand gelehnt, den Blick starr ins nichts gerichtet, neben sich den noch leicht zuckenden Korpus des Wandlers, den Mund halb geöffnet. Über seine Lippe lief ein dünnes Rinnsal Blut, und auch aus seinen Augen und Ohren schien er zu weinen, sein Blick war ganz und gar glasig geworden, sein Atem ein kaum merkliches rasselndes Hauchen. Er war bewegungslos. Sein Hemd und Seine Hose waren zerschlissen, trieften vor Lebenssaft und waren dadurch schwer. Sein Brustkorb war ausgehöhlt von Wunden, offensichtlich hatte das Feuer und die Attacken des Schattenwesens ihn mehr gekostet, als man hätte glauben können.
    „Thronn!“ Diegest tiefe Stimme bebte vor Kummer. Er kniete sich vor den Magier. „Was ist mit euch?“
    Es geht zuende...
    Unaufhaltsam...
    Der Tod rüttelt an meiner Tür. Ich sehe ein Glimmen und Glänzen.
    Und meinen Vater, in goldenes Licht getaucht, umhüllt von seinen schönsten Gewändern, das Haar wallt ihm grau und voll vom Haupt herab, sein Lächeln ist süß wie Honig. Er hat die Arme ausgebreitet, um mich zu empfangen, und ich bin willig mich in seine Arme zu werfen.
    Ich komme, Vater!
    Ich strecke die Arme nach Timotheus aus, plötzlich wieder zu zweien geworden. Glück durchsprudelt mich, ein frischer Quell, der über die sommerlichen Felsen ins Tal fließt.
    Ich komme, Geschlechts der Allagan s... Ich kehre heim...!
    Sein Atem verstummt. Ist aus, vorbei.
    Die tastende Hand löst sich von seiner Halsschlagader.  
    „Er ist tot.“, stellte Diegest fest, ruhig, bestürzt, aber ohne Kummer. Er war geradezu ungewöhnlich still. „Wir werden ihn hier gehen lassen. Sein Geist wird hier Ruhe finden...“, sagte er, und meinte es so. Er wandte den  hinnehmenden Blick ab und sah einen Augenblick in die Ferne.
    „Diegest?“
    „Grob?!“
    Der Talbewohner ballte die Hand zur Faust und hielt sie sich vors Gesicht, starrte den Nordländer entschlossen und unaufhaltsam an. „Wir werden ihn rechen!“ Schweiß lief ihm kalt über die Stirn und über die blinzelnden Augen.
    „Das werden wir...“, bestätigte der andere. „Das werden wir...“
     
     

54
    DIE FESTUNG VON PYKON
     
    Gleich als sie von der felsigen Höhe in das hügelige, bewaldete Tal heruntergeritten kamen, der Himmel blass und ohne jegliche Regung über ihnen stand, die Luft warm und geschwängert vom Gestank der Pest der Orks war, bewegte sich Garrian auf einer leuchtendweißen Stute auf sie zu, sprengte den letzten Rest des zerklüfteten Hangs hinauf, mit wehendem Mantel und peitschender Klinge. In ihrem Gesicht stand strenge Anspannung und ihr Haar war zerzaust, ihre elfischen Züge voller Ironie und Schärfe. Der Wallach schmetterte über die rutschigen Platten und scheute kein Hindernis, galoppierte ihnen in hohem Tempo entgegen, die schneeweiße Mähne flatterte und der schwarze Stein splitterte unter ihren Tritten. In den Bäumen rauschte es und überall musste man Orksspitzel vermuten, die sich im Schatten der bunten Baldachine am Blute ihrer Brüder labten. Irgendwo im Osten marschierte eine Gnomenpatrouille und stieß ihre antreibenden, zornigen Schreie aus, man hörte das Scheppern ihrer Rüstungen und das Donnern ihrer Waffen bis weit in die Berge und in die Täler hinein.
    Irmin stellte sich neben eine grob von Arbeitern behauen Felsnase und schaute auf die weiße Reiterin hinab, die ihnen stetig näher kam, einen Posten der Elleganz und Würde preisgebend, enganliegendes Leder und waldfarbenen Wollstoff tragend, auf der Schulter Pfeil und Bogen, wie es sich für einen Elfen des roten Herbstlandes gehörte. Sie hatten an diesem frühen Morgen Kundschafter gen Norden geschickt, die dem Druiden und Gundwart von Bars Plan erzählen sollten, den er noch letzte Nacht ausgeklügelt hatte, zusammen mit seinen Freunden Wye, Darrliong, dem alten Cyriak und Ingraban, der es wohl irgendwie geschafft hatte aus den Krallen der Marschierenden zu entweichen. In dieser einen Nacht hatten sie viel erzählt, hatten den Untergang Lesrinith erneut und qualvoll miterlebt, aus den Erzählungen derer, die es hautnah miterleben durften, aus den Schilderungen des Alten und des Raben. Beide waren in ihrer Art seltsam und eigen, aber vielleicht war es gerade darum so gekommen, dass sie es geschafft hatten. Sie hatten von Eszentirs Geheimvorräten - einige große Lager und Weinkeller in den alten Mienen der

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