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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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Berge - bei Kerzenschein und Laternenlicht getrunken, während das vergilbte Kartenpapier vor ihnen mit einem Messer am Tisch befestigt, war, damit es sich nicht wieder zusammenrollte. Seine Rückkehr aus dem Osten war gefeiert worden, und bei einem gemeinsamen Kartenspiel war der neue König auf die Idee gekommen, die orkischen Kriegsarmeen in die Irre zu führen. Alles lief dabei auf Azraìl, den roten Pass und die Hügel von Argon hinaus, auf denen die alles entscheidende Schlacht geschlagen werden sollte. Er würde später in der Festung von Pykon noch einmal zusammen mit dem mittlerweile einarmigen, rehabilitierten Flugreiter Daurin Twron und der Herrin der Leibwache selbst alles durchgehen, alles würde er erläutern, und diesmal würde er nichts auslassen. An alles würde er denken. Er grinste allein schon bei dem Gedanken die erstaunten Gesichter des Rates zu sehen, wenn er ihnen seine brilliante Strategie vor Augen führte. Sie würden fiel einbüßen müssen, viel zerstören, und zerstört hinterlassen, aber am Schluss würde es ein Ende ohne nennenswerte Verluste geben. Und immerhin wartete notfalls noch das Heer des Westens auf sie.
    Als plötzlich ein eisiger Wind aufkam, in kalt durchfuhr, wurde ihm ganz anders. Trauer beseitigte nun die Vorfreude und er fühlte sein Herz von einem kühlen Windstoß erfasst und mit hinweg gerissen. Kajetan war verendet, seine Schwester Sephoría, Vivren, seine Mutter, alle, die er lieb gewonnen hatte, alle, denen er helfen wollte, und alle, die ihm je etwas bedeutet hatten. Sicher mochten die anderen vier Krieger, die noch im Osten umherschlichen, von den sicheren Pfaden gestürzt worden sein, tot daliegen und sich nicht rühren, qualvoll verendet! Seine Hand wanderte zu seinem Hemdkragen. Er fühlte sich seidig an und den Messingknöpfe unwirklich kalt und steif. Darunter bahrte er das letzte Andenken an den Truppführer auf, dessen Ragón-Mantel mit der Konsistenz und den Eigenschaften eines Chamäleons. Er lag dicht an seinem Körper, an seinem Herzen, deckte es ab wie ein schützendes Tuch aus dickem, lederartigem Ragón, war eine wärmende Warnung vor der undurchdringlichen Eisigkeit des Winters. Er erinnerte sich daran, wie der Truppführer einmal diesen Traum auf den bronzenen Dächern der Hauptstadt der Elfen gehabt hatte, der Traum, in dem er erst den Silhouettenwald, dann die Schwarzsandwüste und schließlich das Meer der schwarzen Tode durchquerte, in Letzteren auch verendete. Völlig anders war es gekommen. Bei der Pforte nach Xantenhof war er gefallen, gefallen, um Rocan zu retten, um ihn vor dem sicheren Untergang zu bewahren, hatte dafür sein Leben hergegeben. Und alles hatte sich so gar nicht in dieses Puzzle eingefügt!
    Der junge Mann ballte die Hand zur Faust und stützte sich an den bröckeligen Felsauswuchs. Seien Zähen knirschten aufeinander, die aufschlagenden Hufen des Schimmels kamen den Hang hinauf. Keltyaran schnaubte voller Vorfreude. Endlich hatte er nach so viel Tod eine Spielgefährtin getroffen. In seinen großen, schwarzen Augen leuchtete es, und er schnupperte ihren süßen, weiblichen Duft, betrachtete den Glanz ihres schneeweißen Felles, und seine Männlichkeit schien wieder gefordert zu werden. Einige Elfen grinsten und schlugen dem Hengst spielerisch auf den Hals, ein lächeln auf den ebenen, vollkommenen Gesichtern. Einzig und allein Cyriak wirkte noch älter, die Jahre zogen und rissen an ihm, unaufhaltsam und rücksichtslos.
    Derweil schüttelte Óus verbissen den Kopf. Nein, es konnte nicht so sein! Es war, als würde eine unheimliche Macht die Dinge so leiten und hinbiegen, wie sie wollte. Sie musste nur einmal kurz ihre langen, eisigen Finger danach ausstrecken, sie berühren, und schon würde die ganze Zukunft umgeschrieben, Prophezeiungen und Weissagungen einfach über den Haufen geworfen. Es war einfach abscheulich, was der Herr der Winde alles zu tun vermochte. Ganze Welten konnte er mit einem einzigen Zug seines höllischen Odems zerstören, ganze Streitmächte mit einem anderen entstehen lassen. Es war geradezu gigantisch. Und bei dem Gedanken, trieb es dem Elfen die Tränen in die Augen.
    Endlich hatte die Herrin der Leibwache die kleine Anhöhe am Hang zwischen Wald und Berg erreicht, stolzierte hoch erhobenem Hauptes zwischen verkrümmten Wurzelsträngen und herausragenden Findlingen hindurch, neigte ihren Blick nie, sondern  hielt ihn hoch, badete ihn im goldenen Licht der Vormittagssonne. Streng und zynisch

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