Die Krieger von Gordolon (German Edition)
gegenüberzustehen, er, allein. Jedenfalls glaubte er es. Aber er war es ganz sicher nicht. Es gab vier, oder wenigstens drei, die ihn mochten und auf ihn bauten, ihn in allem unterstützen, was er zu tun gedachte. Und sie würden auch da sein, wenn er Melwiora gegenüberstand, wenn er ihr in die betörenden Eisaugen blickte, und ihr wahres Ich sah.
Gerade wollte er sich gemütlich zurücksinken lassen, nun vollends darauf vertrauend, das einer da wäre, der ihn auffangen würde, falls er viel, aber unglücklicher Weise spürte er niemanden, der da war, um ihn zu halten... Er sah nur das Blitzen von geschliffenem Stahl, entschlossenen, verkrampften Fingern und das, was er als Freund bezeichnet hatte. Aber im nächsten Moment war es nicht einmal ein Mensch, der hinter ihm war, sondern etwas dürres, ausgezehrtes, mit langen, sehnigen Flügeln und einem eiskalten Blick. Deutlich spürte er, wie sich brennendkalte Fingernägel in die Stellen seiner freien Haut gruben, aber er wandte den Blick ab, immer noch daran glaubend, dass es eine erneute Halluzination war, der er erlegen war, wie damals, als er in seinem „Onkel“ Dario gesehen hatte, den schwarzen, verschlossenen Hochländer mit seinem wirren Haar und dem nach und nach auf der Reise ausbleichendem Antlitz. Auch da hatte ihn Unbehagen überfallen und er hatte sich schuldig gefühlt, schuldig für Thronn, von dem er gedacht hatte, dass er ihn beschützen musste. Und umso deutlicher zuckte er also zusammen, als sich plötzlich ein rasendschneller Schatten in der grauen Nachtluft materialisierte und sich mit mächtigen Schlägen seiner hageren Schwingen näherte. Da war ein tief hinabgebeugter, langer Hals, auf dem ein massiger, mit Stacheln und Dornen gespickter Schädel saß, und dessen riesiges Maul angefüllt mit allerlei scharfen, gebogenen Zähnen war.
Laurus-Davor!
Sein Herz begann überschwänglich zu klopfen, zu rasen und in einem erschreckenden Takt zu schlagen. Er fühlte sich nackt und ungeschützt angesichts dieser grollenden Ausgeburt, die sich viel schneller näherte, als er es für möglich gehalten hätte.
„ In den Schacht, verdammt!“, brüllte Jorgan, den Blitz des Zorns bereits in der Hand, die voll und ganz von einem dunkelblauen, abgewetzten Lederhandschuh umspannt hatte. Auch dieser glomm plötzlich auf, in einer Serenade von antreibendem Feuer. Der Dämonenjäger schleuderte sich selbst an einem Felskeil von der Steilwand und krachte in den herannahenden Gnomen hinein. Eisen schepperte kurz, dann stieß der im Grunde Unbekannte den Grünen mit dem Schwerthandschuh gegen die verkrümmte Fläche des Stollens. Knochen knackten und ein heißfeuchte, rötliche Fläche blieb an den rauen Scharten. Das Fackelfeuer fiel zu Boden und zerstreute sich in einzelne Glutfunken. Aus den sich etwa vier Yard unter ihnen befindenden Höhlen wurden kreischende Schreie laut und Hunderte Leiber setzten sich gleichzeitig in Bewegung, während der monströse Schatten, den sie schon das erste Mal in den Rockhornscharten bemerkt hatten, über sie hinwegglitt, diesmal jedoch mit einer zerfetzten, vermutlich toten Last in den Zangen und Fesseln seines Selbst. Der erste Gegner kam die kleine Wendeltreppe hinaufgehastet, aber mittlerweile war auch Dunc Kingroh auf das kleine Plato gesprungen, die silberbestückte Familienaxt in der starken Hand. Die stämmige, kleine Gestalt wiegte sich kraftvoll über die kleine Fläche hinweg, hob die Waffe dann mit beiden Händen an und ließ sie mit einem brutalen Schrei in den Schädel des Orks fahren. Es knackte, als der Schädel gespalten wurde, dann trat der Zwerg nach dem hässlichen Leib, sodass dieser auf die Drei fiel, die versuchten ebenfalls zu ihnen heraufzutrampeln.
„Jorgan!“, rief Rocan und zog sich gerade noch das letzte Stückchen hinauf, um den davon Hastenden aufzuhalten.
„Nein!“ Kellen packte ihm fest am Arm und hielt ihn zurück. „Du rennst in dein Verderben!“ Der Elf sah gerade noch das letzte Stück des Jägers, der nun hinter einer Biegung von der Dunkelheit verschlungen wurde. Arth und Patrinell trieben mit roher Gewalt die Orks von der Treppe in die Tiefe zurück.
„Macht schon!“, fuhr sie der General an. „Kann nicht mehr lange halten!“ Damit stieß er einen der Angreifer zurück, der daraufhin kreischend in die Tiefe des Nebels fiel.
Rocan versuchte sich loszumachen.
„Du kannst nicht...“, wollte ihn Orgama zurückhalten, aber der Junge zock seinen Ellenbogen zu sich.
„Es
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