Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Licht.
Eine Bewegung. Ein Lichtblitz. Wolkenfetzen krochen vom Monde herab, und augenblicklich wurde das zermalmende Heer zu einer Schar von Geistern, sich verwebenden Nebelgeistern, frostig und schaurig, formlos und allgegenwärtig. Schleier leckten in einem unnatürlichen, seltsamen Wind getrieben an den Pfeilern der Brücke und umschlangen sie, krochen empor und breiteten sich sanft in der eisigen Luft auf, einzig schnaubende und schrille Schreie von der runden Spitze des Monuments rissen scharfe Löcher in den Dunst, glühend rote Augen leuchteten plötzlich hervor und im Schatten bewegten sich andere Wesen, als die, gegen welche Rocan bis jetzt gekämpft hatte. Ihm ging es wie damals, als er gegen Ramhad gezogen war, die gleiche, taube Leere, das Nichts, die Ahnungslosigkeit im Geiste, der Drang nach etwas, was ihm keiner geben konnte... Es plagte ihn von neuem, und diesmal nützte ihm selbst die Nähe nichts, welche die zwei Freunde neben ihm ausstrahlten. Es war nicht der seltsame, fahrige Gang Jorgans, nicht die der lockere, flinke Kellen, der fühlte, sondern etwas anderes, tief drinnen in ihm. Etwas, das grub, wühlte, bohrte, eine schattige Hand aus dem nichts, die gekommen war, um sich um sein Herz zu schließen, es von allem Guten zu verbergen. Er hatte Angst. Wiederwillen. Sein kleiner, zierlicher Körper war einfach zu schwach um solchen Strapazen gewachsen zu sein, zu schwach um zu reagieren, zu schwach um den Druck stand zu halten, der mit seiner Aufgabe auf ihm lastete.
Es ist nicht euer Weg... , hallten seine Worte noch in ihm, aber keiner der anderen hatte auf ihn gehört, wollte ihm gehorchen. Sie glaubten an ihn. Fälschlicherweise, wie er wusste. Oh, alles war so verdammt schwierig! In seinem Inneren gefroren Tränen zu funkelnden Diamanten. Und es war wie eine glitzernde Krone aus sonnenbeschienenem Schnee, die er sich aufgesetzt hatte, sein Hirn umschloss und mit wie mit Tausenden von kleinen, kalten Nadeln durchdrang, ihn lähmte und sich in ihn fraß.
Und dann standen sie da, die Geister des Nebels. Groß, schwarz und böse, eisig und teuflisch. Das kalte Feuer ihrer Dämonen war durch das Obsidian ihres Umhangs verdeckt und man konnte nur diese unvorstellbare Bosheit erahnen, die darunter lag. Wenn er gekonnt hätte, hätte Rocan aufgeschrieen, als er die dritte Person erkannte. So tief hatte sich der Schreck in seinen Nacken gebohrt und seine Halswirbel durchtrennt, ihn von Kopf bis Fuß gelähmt. Er war nicht mehr er selbst, nur noch eine Marionette in all dieses finsteren Schnees, und der Kniende, Bluttriefende am Boden, Thronn...
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DIE SCHATTENBUCHT
Eisig schlossen sich die Ketten der Magie um ihn, quälten und beutelten ihn, rangen aus ihm das letzte Fünkchen Energie heraus, was er noch in seinem kümmerlichen Dasein besaß...
Stille. Hämmernde Stille. Ein Klopfen. Ein Pochen. Stille. Tiefste Ruhe. Er sah auf, ein Blick verwoben wie mit Kristallen aus Eis, lodernde Feuer der Garstigkeit, die aber nicht ihm gehörten, sondern nur dem, der in ihm war. Er war ergriffen. Eingelullt in der Macht des mächtigsten Wesens, dem er je begegnet war, groß, dunkel, kalt... und allmächtig. Eine finstere Macht aus den Tiefen einer grausamen Seele, entstanden aus dem, was die Menschen Hass und Lust nannten, aber nun war es nur noch die Furcht vor dem, der aus ihnen empor gekrochen war. Bebende Hysterie. Wenig Verständnis. Ein Wort; ein allumfassendes Wort; ein Wort der Grausamkeit. Allmächtig.
Seine Lider zitterten und die Schwärze, die man auf seine Augen aufgetragen hatte, war entziehend und unendlich. Sie griff tief in ihn, saugte an ihm wie ein Neugeborenes am Busen seiner Mutter, verlangte nach seiner Kraft, und ließ seine Körperteile in schlimmster Betäubung. Hammerschläge. Dunkel. In der Tiefe. Ein branden von Gefühlen, die hin und her wogten, ihn von einer zur anderen Seite seines Geistes warfen und ihn über sich selbst stolpern ließen. Ein Weg wie auf einem Schiff bei hohem Seegang. Aber den Boden unter ihm war fest. Er schwankte. Oder war es der Boden, der nachgab? Er wusste es nicht. Und die Blindheit ließ seinen Geist nicht gewähren, folterte ihn, wie einen Schwan, den man vom Fliegen abhält. So schön und rein er auch ist, er war einmal ein hässliches, kleines Entlein, schwarz und unbeholfen. Aber aus ihm wart ein weißer Schwan geworden. Ein goldener Junge zu einem schwarzen Mann. Es war Thronn. Ihn hielt man fest, das eine Bein gefesselt, sodass
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