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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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er nicht entrinnen konnte. Und so entzog man ihm seine Kraft, das Durcheinander tobte in ihm, aber diese bedrückende, umwerfende Leere stand an erster Stelle. Vermeiden konnte er sich nicht. Nur besingen.
    Sein Mund öffnete sich, aber das, was sein Gehirn wie die Eisblumen an einem Wintertag die Fensterscheiben beschlagen hatte, ließ die Worte zu einer Kakophonie aus missgestalteten Tönen werden, aus dem Singsang wurde ein röcheln, ein süffisantes Gemurmel, jedoch nicht angeschwollen von Wollust und Irrsinn, sondern gespickt mit Leid und Ergebenheit. Er war sich seiner nicht mehr mächtig. Der harte Fels unter seinen abgenutzten Sohlen wich und wippte, er glitt aus, aber stählerne Greifer hielten ihn, schnitten mit eisigen Klingen in sein Fleisch, brannten sich in seine zerstörten Muskeln und ließen seine Knochen zerbersten. Sie trugen ihn. Zerrten ihn. Zwei Gestalten in völligem Schwarz, böse und schlau, so intelligent, wie Melwioras Perfektionismus schön war.
    Ein Zischen. Warrket lächelte, voll blutiger Ironie und Wundenpein sein Angesicht, dennoch wich des Teufels Schwefel nicht... Kommt!, lockten die düstren Wesen. Er sah Füße in Leder, drei oder vier Paar. Er versuchte den Kopf zu schütteln, doch die glasige Gelähmtheit und die wischenden Farben vor seinen Augen wichen nicht. Im Gegenteil. Sie wurden schlimmer, breiteten sich in sanft wabernden, dunklen Stofffetzen aus und umhüllten und umschlungen seinen Geist, peitschten seine Nase und regneten auf seine Lider, pechschwarze Leinen, die seine Wahrnehmung trogen. Sie spielten mit ihm, die beiden Sijordor, jagten ihn in ihren Träumen, streckten ihre langen Finger nach ihm aus, grausige und vor Blut schäumende Mäuler, gespickt von langen Reißzähnen, eine Maske vor ihrer Realität. Kommt! Wir haben ihn... Und ihr werdet uns folgen müssen!
    Nein! Thronn durchfuhr es. Nein! Warum hatte sich Diegest nicht versichert? Warum hatte er daran geglaubt, dass sie beide tot waren? Sie hatten noch gezuckt... Es... und er... Nein! Er presste die Lippen aufeinander, der neblige Schleier befühlte sein Gesicht, streichelte ihn, erst grob, dann zärtlicher. Er begann wieder zu versinken... Nein! Er riss sich empor, kämpfte gegen den Sog aus der Tiefe an, stemmte sich mit aller macht dagegen, und auch wenn die Steine scharf und fest in seine Fußsohlen schnitten, er musste gehen. Und er wollte gehen. Es war sein Schicksal. Es war das, was vor seinen Augen auf und ab schwebte, seine wehrlos zerfetzten Beine in dem Wirbel aus grauschwarzem Nebel, der die einzelnen Pixel seiner Zusammensetzung verwarf, im Winde hinter sich verstreute... Nein...!
    Tränen. Rocan! Er brüllte es in die Finsternis, Hände rissen an ihm, lange, dünne Stöckchen - Knochen - gruben sich in ihn und zogen ihn zurück. Ließen ihn bellen, aber nicht beißen. Rotglühende Augen in der Welt der Geister, Gestalten, die ohne Wiederworte gekettet folgten, mit hängenden Köpfen, ein schadenfrohes, entblößendes, schelmisches Grinsen hinter ihnen. Eine Stimme. Arth, die Hände in die Hüften gestützt, das lange Haar im Wind verflochten. Verräter! Eine Jagt. Schwere Eisenstangen. Leute wurden zu Boden geschlagen, Blut floss, Schmerzensschreie. Einer blieb stehen. Ein Junge. Rocan... Rocan!
    Ein Donnern erschütterte die Schatten des Passes. Einen Moment lang war alles in grelles Blitzlicht getaucht, große Orks warfen noch größere Schatten an die Felswände. Ein leichter Nieselregen ging herunter, benetzte die fahle Haut der Vampirgleichen, rollen sich funkelnd durch wallende Haare. Filz.
    „Ist es das, was ihr wollt?“ Rocans Stimme zitterte. „Soll ich mit euch kommen?“ Die Gestalten nicken. „Dann... So sei es!“ Schritte folgten, der Junge Elf war entschlossen. So entschlossen, wie schon lange nicht mehr. Sein Blick zeigte dies deutlich. Er war nicht mehr der Junge. Er war jetzt ein Mann. Er schritt schweren, endlichen Ganges durch seine Freunde, die zwei blutenden, am Boden liegenden Gefährten Kellen und Jorgan, niedergeschlagen von den Schwertern der Orks, und dann vorbei am Hexer, der in einiger Entfernung auf dem nassen Asphalt kniete, den Blick säuselnd in eine nichtvorhandene Ferne gerichtet. Kurz bevor er ganz an ihm vorbei war, streckte er die Hand aus, und durchfuhr ein letztes Mal Thronns Haare, irrsinniger Weise eine silbrige Spur von Grau aufweisend, ganz sacht, wie der Wind, ohne Unterschied, das letzte Mal, bevor er Melwiora gegenübertreten sollte. Der
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