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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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gewisse Beruhigung in sich Wasser in der unmittelbaren Umgebung festzustellen. Aber anscheinend war es den früheren Bewohnern der Burg keine besondere Hilfe gewesen, denn die zerklüfteten Steine waren an einigen Stellen Schwarz und von Ruß verfärbt. Die Ruine stand hoch auf einem der zahlreichen Hügel und im tiefen Süden brauste der Fluss, doch davor sackte das Gelände in einer steilen Felswand ab und die schäumende Gischt prallte mit der gesamten Wucht ihrer zahlreichen Angriffe gegen den rauen Stein, an dem sich Büschel von Heidegras heimisch fühlten.
    Warrket stand da, gekleidet in ein einfaches Wollhemd in den Farben von Sandstein, hinter ihm die weise Gestalt eines alterwürdigen Mannes, dessen Züge verwittert und dessen Hände vernarbt und kantig waren; er musste sehr alt sein. Seine dürren Finger umklammerten die Gehilfe, ein knorriger Stab, fest und in seinem Antlitz lag Erwartung und Wissen. „Berühre ihn, und werde einer von uns.“ Die Stimme des Alten war rau und voll und der Junge spürte, dass der nächste Schritte ein Schritt in ein neues Leben sein würde, in ein Leben voll Erwartungen und unerfüllter Begierde.
    Er streckte die Hand aus, ohne direkt zu wissen warum, der kalte Stein der Ruine zog seine Finger wie magisch an.
    Der Himmel war verdunkelt von einer grauen Decke von Wolken, die das Licht der Dämmerung schufen und Schatten bildeten sich dort, wo sich die nebligen Geister des Himmels überlappten. Die Sonne war nur als greller, gelber Umriss hinter diesem brausenden Meer aus sich ballendem Grau zu erkennen und drang mit ihren seidigen Strahlen nur an manchen Stellen durch die dichten Schwaden.
    Thronn berührte den Fels, voller Voraussicht, Wissen und Ahnung, doch das erhoffte Flackern in seinen Fingerkuppen blieb aus, das Kribbeln dass sich bei dem Gebrauch des Magischen in seinem Körper ausbreiten sollte war nicht zu Spüren. Ein Hauch von Enttäuschung schwelgte in ihm auf und seine Augen funkelten unsicher, wie zwei blinkende Sterne. Dort leuchtete Feuer hinter seinem Blick, Feuer der Wut, des Hasses und der unterdrückten Hoffnung. Er erinnerte sich an die Worte des Alten, Seele, Geist und Herz müssen frei sein, denn Magie kann nur aus Magie entstehen, der Magie des Lebens...
    Ruhig atmete er aus... und dann brannte das Feuer in ihm so hell auf, dass die Luft scharf in seine Kehle schnitt, ein unbändiger Strom aus Macht, Energie und Wissen rang sich in ihm empor und aus all seinen Körperöffnungen schienen Flammen zu dringen und ihn von Außen einzuhüllen. Die goldweiß bis roten Blätter der Glut erhoben sich nun auch vor seinen Augen und umgarnten ihn in ihren wirren Tänzen. Etwas dunkles, geheimnisvolles durchflutete ihn und auf einmal war alles kühl. Doch es hörte nicht auf in ihm zu brennen, jetzt waren die Flammen eisig und kalt und das blaue, kalte Feuer pulsierte in seinen Fingern, weiches Fleisch wurde durchbrochen und Frost lagerte sich um seine Hände ab, die nun bleich und klamm wirkten, wie in den Nächten eines kalten Winters.
    Es war schrecklich. Er sah Bilder und hörte Stimmen, schrille Schreie, und Schatten, die sich hinter drohenden Flammen abzeichneten. Die Burg war von einem Brand zerstört worden, der Angriff der Feinde war verheerend gewesen, als Feuer auf Stein prallte, Wesen aus einer längst vergangenen Zeit griffen an, ihre Haut war schwarz und mit glänzenden Schweißperlen übersät, ihre breiten Schwingen ledern und zerschlissen... Und rotglühende Augen, blutrot, leuchteten verrückt und bösartig, garstige Magie wohnte in den kleinen sehnigen Gestalten...
    Thronn nahm die Hand zurück, und sogleich erlosch das Feuer, glomm noch ein einziges Mal heiß und kalt zugleich auf und versiegte dann in den Tiefen seines Körpers.
    Der Alte war ruhig und sein Blick verriet, dass er bereits alles wusste. Sein Lächeln war unecht und Sport wirkte darin mit. „Was hast du gesehen?“, fragte er, doch es war keine Frage, sondern das Wissen, das aus ihm sprach, denn ihm war es damals nicht anders gegangen.
    „Schatten... Und Tot...“ Seine Augen glommen verwirrt und sein Atem ging schwer und stoßweise.
    „Die alte Welt. Es wird eine Zeit geben, in der die schwarzen Wesen wieder auferstehen. Und ihre Macht wird grausam sein.“ Er schweig einige Zeit bekennend, doch dann sagte er, den Kopf von den Dunkelgrünen Gräsern erhoben: „Bete darum, dass du sie nicht erlebst.“
    Ja, er betete noch heute darum. Aber er wusste, dass er erfolglos war.

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