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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sancho Saltwell
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Wunder hoffen, als er sich fester an den muskulösen, harten Leib des Tieres lehnte, um ihm so wenig wiederstand wie möglich zu verleihen...
     
     

14
    DER WACHTURM VON PAKIN
     
    Und das Wunder geschah, als ihn die felsigen Seiten des roten Passes zu umschließen begannen, sich große Klippen aus massivem Gestein um ihn erhoben, auf deren Hängen sich silberweiße Stämme und blutrote bis goldene Blätter wie Flammen um die Äste säumten. Das rote Herbstland war plötzlich um ihn herum und die frischen Lüfte der Nachwinterzeit waren den lauwarmen der herbstlichen Tage gewichen, mit einem Schlag hatte sich die Vegetation völlig geändert, nachdem er den hohen Stein des Hórenfels-Abdün überquert hatte und sich um ihn herum alles in Schale und Farbe geworfen hatte. Wieder war dieses seltsame Rascheln und Tuscheln in den Bäumen, dass er vor etwa einer Stunde schon einmal mitten im Gebirge wie von Fern vernommen hatte. Und wieder kam ihm dieser seltsame Gedanke, dass der Wald lebte.
    Leben ist in der Luft, in der Erde, im Wasser...
    Riechst du es?
    Spürst du es?
    Siehst du es?
    Hörst du es in den Wäldern?
    Ja, er hörte es. Und es machte ihm Angst. Die plötzliche Gewichtigkeit des Temperaturumschwungs zog ihn herab und er hing nur noch schwer im Sattel. So gebot er seinem Gaul etwas langsamer zu laufen. Ramhad war jetzt nicht mehr das Problem. Es lauerte auf ihn in der Natur. Er fühlte es, roch es, sah es jedoch nicht. Dennoch wusste er, dass es hier war und das es gekommen war, um zu schützen, sein Reich. Er bemerkte jetzt erst, wie durchgeschwitzt das pechschwarze Tier war und wie angespannt er selbst, sein Atem und der des Pferdes verhallten sogar zur gleichen Zeit, während ein unnatürlicher Wind durch die Blätter fuhr. Während es langsam ganz zum Stillstand überging, wendete er sich halb im Sattel und sah nach hinten. Er hatte das Gefühl, dass er stehen bleiben musste, wo er war, und sich nicht rühren sollte, es war, als wäre eine unsichtbare Wand hinter ihm erschienen, die ihn schützte. Bemerkt hatte er es erst, als der Wetterumschwung gekommen war und es war für ihn gewesen, als ob es genau an dem gleichen Punkt gewesen war, wo er sich jetzt diesen imaginären Schutzschild vorstellte.
    Und dann erblickte er Ramhad.
    Er stand da, in der Mitte des Passes, jetzt mehr Schattenwesen als Mensch, die Laterne funkelte noch immer wie ein Irrlicht zwischen seinen Fingern und sein Blick war, als würde er Josias etwas zugestehen, nicken und sagen, dass er ein würdiger Gegner gewesen war. Aber sonst geschah nichts. Der Dunkle  war umhüllt von seiner Magie, von den hellen Strahlen der Laterne und der tiefschwarzen Nacht und er stand nur wenige Schritte vor dieser unwirklichen Mauer. Kajetan stockte der Atem, als er sah, wie sich die Schattenwesengestalt Ramhad s zurück zu verwandeln schien, das Dunkle glitt zurück in den grotesken Körper eines Menschen, durch den sich Narben wie breite Furchen gezogen hatten. Es war gewesen, als ob die Leere in ihm mit den Schatten gefüllt war, die sein wahres Äußeres beherrschten, die Schwarzen waren hervorgetreten und hatten sich wie ein schützender Umhang um ihn gelegt und glitten jetzt wieder vorsichtig hinein, tasteten ihren Weg an der rotgesichtigen Gestalt entlang, die noch immer stand und deren Augen unendlich tief zu funkeln schienen. In ihnen verbarg sich etwas. Es war nicht die Gestalt eines Menschen, die er steuerte, sondern seine Eigene, die er sich aus Magie und totem Fleisch geschaffen hatte, zusammengefügt und die Natstellen bildeten jetzt Verletzungen. Es war eine Hülle, die er sich übergestreift hatte und die seine Macht fassen konnte. Er war kein Wandler, sondern etwas schlimmeres, denn er musste töten, um die Gestalt eines anderen anzunehmen. Josias starrte noch einige Augenblicke lang auf diese höllische Ausgeburt, bis er bemerkte, dass das Schattenwesen den sehnigen Kopf gehoben hatte und in den Schatten der Berge stierte. Kajetan folgte seinem Blick, gefasst auf alles, gefasst auf jeden riesigen Schatten, der sich dort zeigen mochte, um ihn zu zermalmen.
    Er sah etwas großes, das klobig und steil in den Himmel ragte, auf einer Anhöhe erbaut war, die sich mitten aus den roten Wäldern erhob, und die noch auf einem auslaufenden Bergkamm stand. Es war ein riesiger, diagonal zu der Steinwand nach oben ragender Tintenfleck auf einem noch tieferen Schwarz, das er sah, und das an der oberen Stelle in Zinnen endete. Der Wachturm von

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