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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zumindest für die Zeit der Überquerung der Meerenge, noch der sicherste Platz, den man nur irgend ergattern konnte. Weit abseits von den schier unzähligen, durch die Fluten dreschenden Hufen und nur den Tritten des eigenen Pferdes ausgesetzt.
    Dennoch fühlte er sich keineswegs geborgen. Kleine Wogen, die vom Strand aus betrachtet noch ganz und gar ungefährlich wirkten und nicht höher zu sein schienen als sanfte Hügel in jenem wahren Gebirge, zu dem das Meer sich ohne Weiteres aufbäumen konnte, nahmen mehr und mehr an Größe zu und wuchsen zu haushohen Brechern heran. Tosend stürzten sie auf Corvus herab, begruben ihn unter ihrem eisigen, beißenden Salzwasser, strömten zwischen Körper und Rüstung, drangen ihm in Ohren und Kehle ein, ließen ihn niesen und verteilten sich in seiner Lunge, womit sie den hustenden und keuchenden Präfekten der Fünften Gallischen Kavallerie schließlich an den Rand des Ertrinkens brachten. Hätte er nicht seine Stute bei sich gehabt und hätte er all dies nicht sein Leben lang immer wieder trainiert, so wäre er nun zweifellos in den Fluten versunken. Doch sein Pferd hielt sich streng an das, worauf es trainiert worden war, schwamm tapfer weiter und bot Corvus mit den Schlingen, die man ihm zuvor in die Mähne geflochten hatte und durch die er seinen einen Arm steckte, einen sicheren Halt.
    Hinter ihm prusteten und fluchten die anderen Männer, während sie tapfer dem Vorbild ihres Präfekten folgten. Oftmals schienen sie in der Tiefe zu versinken, bis die See die Legionare schließlich doch wieder ausspuckte und wie Korken auf den Wellenkämmen hüpfen ließ, je einen Mann neben je einem Pferd. Nur quälend langsam kämpften sie sich jene Route entlang, die ihnen zuvor erklärt worden war, und dies in dem sicheren Wissen, dass dies keineswegs der einzig sichere Weg über das Wasser war, und, schlimmer noch, womöglich von vornherein niemals wirklich sicher gewesen war.
    Sie hatten die halbe Strecke bereits hinter sich gebracht, als Corvus spürte, wie der Gezeitenwechsel einsetzte. Die ungeheuren Wassermassen unter ihm und um ihn herum schienen einen Moment lang innezuhalten, hörten für einen kurzen Augenblick auf, ihn mit ihren Wogen geradezu zermahlen zu wollen. Es war, als nähme das Meer einen tiefen Atemzug, als besinne es sich, um sich dann mit einer einzigen mächtigen Woge umzuwälzen, sodass die Wassermassen nun von vorn auf Corvus einströmten, statt ihn von hinten unter sich zu begraben, ganz so, als ob die anziehende Kraft des Mondes sich plötzlich in eine Gegenbewegung verkehrt habe und den Präfekten der gallischen Kavallerie von der Insel fortzudrängen versuchte.
    Und weil das Meer und der Wind enge Verwandte waren, änderte auch die zuvor noch konsequent von achtern wehende Brise ihre Richtung und blies Corvus nun zunehmend energischer mitten ins Gesicht. Voller Entschlossenheit schien der Ozean mit neuer Kraft auf Corvus zuzurasen. Eine mächtige heranrollende Woge hob ihn hoch über die Wellenkämme empor, nur um ihn kurz darauf wieder mit sich in die Tiefe zu reißen, bis er dann abermals auf den Wellen tanzte und keuchend eisiges Wasser und beißendes Salz einatmete und wieder hustete und wie wild mit seinem eisenbewehrten Arm auf das Wasser einpeitschte, um irgendwie an der Oberfläche zu bleiben. Seine Stute, zweifellos das edelste aller Tiere, schwamm unbeirrt weiter durch Wasser, das plötzlich doppelt so trügerisch war wie zuvor. Erschöpft zog Corvus sich ein Stückchen an den Schlaufen in ihrer Mähne nach oben, stemmte sich damit ein kleines Stück aus dem Wasser heraus und erkannte somit noch vor den anderen jene weite und ebene Wasserfläche, die sich glatt wie frisch ausgegossenes Eisen vor ihnen ausbreitete. Im Zentrum dieser Fläche allerdings waren kleine konzentrische Kreise zu erkennen, die stetig größer wurden und kräftiger umeinanderzuwirbeln begannen, um schließlich in der Mitte in Richtung des Meeresbodens zu versinken.
    »Nach rechts!« Während er verzweifelt um sich schlug, riss Corvus einen Arm empor. Unmittelbar links hinter ihm schwamm Sabinius, sein Standartenträger, der am Sattelknauf seines Pferdes eine leicht gekürzte Fahnenstange befestigt hatte. Abermals rollte der nächste Brecher auf Corvus zu und hob ihn ein Stück empor, ehe er ihn wieder mit sich hinabriss, sodass er für einen kurzen Moment das Wippen und Flattern des Banners erkennen konnte. Als das Wasser gerade wieder langsam aus seinen Ohren zu rinnen

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