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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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im zweiten Pferch, und als Glücksbringer trägt er das Auge des Horus’ in die linke Schulter gebrannt. Gib das Pferd dem Mann, dessen Tier gerade getötet wurde.«
    Es hatte einen Moment gegeben, da hatten die Bataver Corvus töten wollen. Ursus hatte es genau gespürt, als die ersten Pfeile die Luft durchschnitten: ein kurzer Augenblick des Entsetzens und dann eine Woge von Zorn, die durch den gesamtem batavischen Flügel hindurchgegangen war. Er war stets der Ansicht gewesen, dass schon die Gallier ein schwieriges und sehr emotionales Volk seien - bis er die Bataver kennenlernte und deren wildes Geschrei, ihre dünnhäutige Arroganz und ihre Heulanfälle, die immer dann einsetzten, wenn der Wein etwas zu großzügig ausgeschenkt worden war, nicht zu vergessen ihren dickschädeligen Unmut, der meistens auf ein solches Trinkgelage zu folgen pflegte. Allein dem kläglichen Überrest an militärischer Disziplin, der jedem Bataver innewohnte, war es zu verdanken, dass dieser Unmut in erträglichen Grenzen blieb.
    Ein Bataver, so die allgemeine Meinung in den Offiziersunterkünften in Camulodunum, würde immer gehorsam auf seinem Posten stehen und mit schweigendem Grinsen seinen Dienst versehen, selbst wenn man ihn gerade eben hatte auspeitschen lassen. Allerdings sollte derjenige, der diese Auspeitschung angeordnet hatte, fortan genau darauf achten, diesem Kerl in einer Schlacht niemals den Rücken zuzuwenden. Vielleicht war das der Grund, dass erst sehr wenige Bataver ausgepeitscht worden waren, und dann jeweils nur von ihren eigenen Offizieren.
    Und niemand, zumindest soweit Ursus das wusste, hatte jemals befohlen, einem batavischen Kavalleristen dessen Tier unter dem Sattel wegzuschießen. Folglich war der Zweite Dekurio überaus erstaunt, als er spürte, wie der schwarze Hengst, den Corvus dem Bataver schenkte, die Woge der Wut langsam wieder abflauen ließ. Dennoch sandte Ursus, noch während er den Befehl gab, die Boote durchsuchen zu lassen, im Stillen ein rasches Stoßgebet zum Himmel mit der Bitte darum, dass sich auch tatsächlich etwas in den Leichtern finden möge. Etwas, das beweisen würde, dass Corvus recht hatte. Denn das war der einzige Vorteil an dem schier überbordenden Aberglauben der Bataver: Sobald sie der Ansicht waren, dass ein Mann unter dem Segen Fortunas lebte, würden sie alles dafür tun, um das Leben dieses Mannes zu schützen. Nichts war für Corvus in diesem Augenblick wichtiger, als den Batavern den von den Göttern geliebten Präfekten vorzuspielen.
    Ursus’ Männer hatten den Befehl bereits vernommen und wollten nur noch wissen, nach welchen Vorgaben sie sich aufteilen sollten. Er schickte sie in der gleichen Formation, wie sie auch in ihren Zelten schliefen, an den Strand, wo sie die Reihen der dort vertäuten und sanft auf den Wellen schaukelnden Boote untersuchen sollten. Und in der Tat, es dauerte nicht lange, da stellte sich heraus, dass die Götter Corvus ganz zweifellos liebten.
    »Schweinehaut? Sie hatten Angst vor Schweinehaut? Ich dachte, wenn die batavischen Pferde in die Schlacht stürmen, hätten sie an ihren Sattelknäufen grundsätzlich irgendwelche verwesenden Feindesschädel hängen?« Flavius schnaubte verächtlich und spie aus. Mit Schwung warf er das ledrige Bündel an den Strand, das man gleich im ersten Boot gefunden hatte.
    »Pferde hassen Schweine«, entgegnete Ursus. »Und nach dem Gestank zu urteilen, haben wir es hier zudem mit etwas anderem als bloß der verrottenden Haut eines wilden Keilers zu tun.«
    Er stupste mit der Fußspitze gegen das Bündel und musste zu seinem Erstaunen feststellen, dass die Haut sogar noch übler roch als sein Wolfspelz. Ursus hielt die Luft an, bückte sich und durchschnitt den Lederriemen, der das Ganze zusammenhielt. Das Bündel fiel auseinander, und zum Vorschein kam die behaarte Seite einer Keilerhaut, deren borstige Stacheln durch das Seewasser beinahe flauschig geworden waren. Er drehte das Bündel um, bis ein ganzer Arm voll Kräuter herauskullerte, der ebenfalls von einem Lederstreifen zusammengehalten wurde. Am hinteren Ende des Strandabschnitts begannen die Pferde in neu aufkeimender Panik zusammenzuzucken und nach allen Seiten auszukeilen.
    »Was ist denn da drin? Es ist doch scheinbar der Geruch der Kräuter, der den Tieren Angst einjagt, und nicht die Keilerhaut.«
    »Schwingelgras, Wilder Hafer, Schwertwurz. Nichts, wovor Pferde sich normalerweise fürchten.« Corvus stand dicht neben Flavius und Ursus. Er

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