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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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einem kleinen Querstück am Hals der Klinge, sodass ein mit dieser Waffe durchbohrter Keiler nicht mit letzter Kraft gar noch weiter in den Speer hineinrennen und den Menschen dahinter angreifen konnte. Doch natürlich konnten diese Speere auch dazu benutzt werden, durch einen Schild zu stoßen und diesen dann einem unaufmerksamen, unerfahrenen Krieger einfach vom Arm zu reißen.
    Und das traf leider auf eine erschreckend große Anzahl der Krieger der Bodicea zu; viel zu viele von ihnen waren noch vollkommen unerfahren, was eine echte Schlacht anging. Jene, die bei der Vernichtung der Neunzehnten Legion dabei gewesen waren und sich somit trügerischerweise bereits als wahre, kampferprobte Krieger betrachteten, strömten nun unter der Führung von Ardacos beziehungsweise Valerius aus gegenüberliegenden Richtungen in die Stadt ein. Aufmerksam beobachtete Cunomar weiterhin die jungen Krieger dabei, wie sie sich bemühten, einen geschlossenen Keil zu bilden. Sie hatten dieses Prozedere erst ein einziges Mal vollzogen, und das war auf dem Übungsplatz gewesen und nicht etwa in einem wirklichen Kampf. Die Männer, die innerhalb der Barrikade auf die Angreifer lauerten, schienen die Schwäche der Jungen zu ahnen und rückten sichtlich kampfeslustiger noch ein wenig enger zusammen.
    Ulla stand auch weiterhin vor der Villa und wartete auf Cunomar. Mit leisem Zischen rief er ihren Namen. Erfreut über das, was er ihr soeben zugeraunt hatte, blickte sie zu ihm hoch. Unmittelbar in ihrer Nähe standen noch fünf weitere Bärinnenkrieger. Es waren Scerros und dessen Cousine sowie noch jene drei anderen Krieger, die dem Sohn der Bodicea am nächsten standen. Diese fünf waren nicht der Ansicht, sich bereits als kampferprobte Krieger bezeichnen zu können. Denn sie hatten gesehen, mit welcher Perfektion die Bodicea vor ihrer Auspeitschung zu kämpfen verstand. Und später hatten sie Valerius dabei beobachten können, wie dieser sein Schwert führte. Zumindest diese fünf wussten also genau, welch großes Maß an Erfahrung ihnen noch fehlte. Doch sie hatten zumindest den letzten Winter damit verbracht, gemeinsam mit Ardacos und Gunovar zu trainieren und sich im Gebrauch ihrer Messer zu üben. Und sie alle hatten ihre Wunden davongetragen und wussten nun, wo die Grenze lag zwischen leben und sterben.
    Natürlich aber waren sie nicht nur geschickt im Umgang mit ihrem Messer, sondern auch in bester körperlicher Verfassung, sodass sie mit Leichtigkeit über Ullas verschränkte Hände bis hinauf auf das Hausdach kletterten. Ulla selbst kam als Letzte und wurde von Cunomar hinaufgezogen. Er hatte sich bäuchlings auf das Dach gelegt, während zwei andere ihn an seinen Fußgelenken festhielten, sodass er sicheren Halt hatte, als er Ullas Handgelenke umklammerte und sie mit Schwung nach oben zerrte.
    Sie trugen keine anderen Waffen bei sich als ihre Messer, und auch das Unwetter bot ihnen keinerlei Deckung mehr - sie alle waren klar zu erkennen. Cunomar rammte das Heft seiner Standarte in eine Lücke zwischen zwei Ziegeln und führte seine Krieger anschließend in einer wilden Hatz quer über die Dächer von Camulodunum. Sie sprangen über grün bemooste Dachpfannen, landeten auf patinaschimmernden Bronzeziegeln und dann auf einem Strohdach mit nur einem einzigen Dachbalken, so schmal, dass er kaum breiter war als ein Stock und beängstigend zitterte, als Cunomar und seine Krieger darüber hinwegeilten.
    Ehe er von dem vergoldeten Hausdach hinuntergesprungen war, hatte Cunomar gerade noch sehen können, wie seine Mutter an der Barrikade angekommen war, sich aber sofort nach rechts und in Richtung Süden wandte, wo ein verhältnismäßig breiter Durchgang lag. Seitdem war sie von keinem mehr gesehen worden. Zum ersten Mal seit Jahren war Cunomar erleichtert darüber, dass er seine Mutter nirgends entdecken konnte und dass auch sie ihn in dem schon bald losbrechenden Schlachtgetümmel nicht würde beobachten können. Vor allem wollte er nicht, dass die Bodicea bereits jetzt ihr Leben aufs Spiel setzte, bloß, um diese kleine Gruppe noch völlig unerprobter Krieger zu retten, die sich vor jener Lücke in der ringförmigen Barrikade formiert hatte.
    Ein Misthaufen bot den Kriegern eine bequeme, wenngleich unangenehm riechende Möglichkeit, um wieder von den Hausdächern hinunter und zurück auf den Erdboden zu gelangen. Noch im Sprung rupfte Cunomar geschickt eine Handvoll Stroh vom Dach des bescheidenen Hauses und wischte sich gerade den

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