Die Kriegerin der Kelten
persönlich. Er meinte, du bräuchtest ein paar Krieger, die bereits gelernt hätten, wie man kämpft, um damit ein Gegengewicht zu dem leider nur allzu jungen Kriegsheer der Bodicea zu bilden.«
»Tja, und bestimmt werdet ihr mittlerweile erkannt haben, dass Luain mit seiner Einschätzung völlig richtig lag. Aber was passiert jetzt auf Mona? Wird Paulinus den Angriff etwa doch nicht wagen?«
»Als wir aufbrachen, stand der Angriff auf Mona unmittelbar bevor. Aber mac Calma hat schließlich die Träumer und die Götter auf seiner Seite. Wozu braucht er da noch uns Krieger, wenn wir stattdessen hier in Camulodunum die Römer niedermetzeln können?« Huw ließ den Blick über die rings um ihn herumliegenden Leichen schweifen. Dann schaute er wieder zu Valerius auf. »Obwohl es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wir wären noch ein wenig eher hier eingetroffen. Dein verrücktes Pferd hat übrigens eine stark blutende Wunde am Hals, und der Schlag gegen seine Vorderbeine hat ihm das Fleisch über den Knochen zerquetscht. Doch da ich es vorziehe, dass mein Schädel noch für ein Weilchen heil bleibt, biete ich dir nun nicht an, dir bei der Versorgung deines Tieres zu helfen. Aber Nydd müsste hier irgendwo in der Nähe sein. Natürlich hat sein Hass auf dich keineswegs nachgelassen, aber auch seine Liebe zu deinem Pferd ist noch nicht erloschen. Und er ist ziemlich talentiert, was das Heilen von Wunden angeht. Vielleicht hilft er dir ja, wenn du ihn darum bittest.«
»Danke. Falls ich tatsächlich seine Hilfe brauchen sollte, werde ich ihn selbstverständlich darum bitten«, entgegnete Valerius gedankenverloren und schaute an dem Krieger vorbei und genau dort hinüber, wo Longinus Snail gerade von dessen gescheckter Stute hinunterhalf. Dann sah er ein Stückchen nach rechts, wo eine Frau mit schiefergrauem Haar und den blassen Augen einer Dohle sich auf den Hals eines rotbraunen Wallachs stützte und ihn, Valerius, mit durchbohrendem Blick anstarrte.
Mit heiserer Stimme sagte Valerius: »Madb?« Kurz darauf erhielt er als Antwort ein knappes Nicken.
Das Krähenpferd hatte sich mittlerweile wieder weitgehend beruhigt, sodass man es schließlich sogar wagen konnte, es zu den anderen Tieren hinüberzuführen. Gemeinsam bahnten Valerius und sein Hengst sich einen Weg durch das wahre Meer an Kriegern, die sich hier versammelt hatten.
Die Frau mit den Dohlenaugen besaß ein sehr markantes Gesicht und hatte breite, pflockähnliche Zähne. Grinsend bleckte sie Valerius ihr Gebiss entgegen. »Es war schön, dein Pferd mal wieder kämpfen zu sehen. Ich dachte schon, der Hengst wäre dazu mittlerweile zu alt und du hättest ihn vielleicht schon auf die Zuchtkoppeln verbannt.«
»Eher würde dieses Tier sich kopfüber in die nächste Koppelhecke stürzen und sich damit selbst umbringen, als dass es zuließe, dass irgendwo ein Krieg ohne seine Anwesenheit stattfände.«
Dann streckte er die Hand aus und umschloss den Unterarm der Frau in jenem Gruße, wie er bei den Einwohnern Hibernias üblich war. Das Gefühl, das ihn bei dieser Geste durchströmte, war eine ungewöhnlich angenehme Empfindung. Schließlich fuhr er fort: »Madb von Hibernia, das Herz wird mir warm vor Freude, dich zu sehen, selbst wenn du mal wieder in einem Krieg kämpfst, der genau genommen nur mein Krieg ist und dich eigentlich überhaupt nichts angeht. Und, bist auch du auf Luain mac Calmas Befehl hier, oder hat dich dein eigener Kopf zu uns geführt?«
Entsetzt starrte sie ihn an. »Wie du sehr wohl weißt, nehme ich grundsätzlich keine Befehle von einem Mann entgegen. Aber ich hatte gehört, dass Braint auf dem Weg gen Osten sei, und da dachte ich mir, dass es doch sicherlich schön wäre, euch beide mal wieder zu sehen. Ist schließlich schon eine Weile her, seit ich zuletzt einen Mann habe kämpfen sehen und dabei Musik in meinem Kopf erklang.«
»Freut mich, wenn dir bei meinem Anblick auch noch ein musikalischer Genuss zuteil wurde. Mir dagegen dröhnte eine regelrechte Kakophonie durch den Kopf, ein Wirrwarr an Stimmen von all den Männern, denen ich früher einmal meinen Respekt gezollt habe und die mich nun dafür verfluchten, dass ich mich mitten in einer Schlacht um einen verletzten Jungen sorgte. Aber immerhin scheint der Bursche noch am Leben zu sein, was gut ist.«
»Du meinst den Jungen auf der braungescheckten Stute?« Madb ließ den Blick über Valerius’ linke Schulter schweifen und nickte. »Der wird jetzt für eine Weile erst
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