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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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des zuoberst Stehenden noch immer nicht das Dach überragt. Fünfzehn ebenso große Männer hätten sich Kopf bei Fuß hintereinander auf den Boden legen können, und dennoch hätte die Linie, die sie mit ihren Körpern bildeten, sich noch nicht einmal annähernd über die gesamte Länge des Tempels erstreckt.
    Die aus Flintstein bestehenden Mauern nahmen das Licht der schier zahllosen Flammenherde in sich auf und reflektierten den tiefroten Widerschein, untermischt mit Schatten, sodass es schien, als schwämmen sie regelrecht in dem Blut, das bei der Schlacht um Camulodunum geflossen war, ein Schrein für die ruhmreichen Gefallenen. Die Vorderfront des Tempels war mit einer Reihe kanellierter weißer Säulen, so dick wie uralte Eichen, geschmückt, die zugleich das Dach stützten. Hinter diesen Säulen ragten große Bronzetüren auf, jede so breit, wie ein Pferd lang ist. Im Moment waren diese Türen jedoch fest verbarrikadiert, um den feindlichen Kriegern und der sich herabsenkenden Nacht den Einlass in das Innere des Gebäudes zu verwehren. Die Ziegel des hoch über dem Eingang schwebenden Dachs bestanden entweder aus vergoldetem Blei oder, und das war wahrscheinlicher, sogar aus massivem Gold. Sie warfen ein sanftes, butterig anmutendes Licht auf den grau gepflasterten Hof.
    Alles in allem hatte der Tempel einfach etwas Atemberaubendes in seinem Prunk und seiner schieren Größe, auch wenn er noch so hässlich sein mochte. Breaca stand in seinem Abglanz, mit Stone neben sich, und fragte: »Ist es in Rom ähnlich wie hier?«
    Auf ihrer anderen Seite stand Theophilus. Sie hatte den Arzt im Kellergewölbe seines Krankenhauses gefunden, wo er in Sicherheit gewesen war, als der Rest der Stadt um ihn herum in hellen Flammen gestanden hatte. Zwar hatte er beim Verlassen des Gebäudes einige Verbrennungen im Gesicht, an den Füßen und an einem Arm erlitten, war aber nicht schlimmer verletzt als jeder andere auch.
    »Ein bisschen«, erwiderte er. »Wenn sämtliche Dächer aus Gold bestehen, schenkt man dem ganzen Gepränge nicht mehr so viel Aufmerksamkeit und achtet dafür mehr auf das, was dahintersteckt. Übrigens, deine Krieger möchten, dass du an ihrer Feier teilnimmst.«
    Breaca wollte mit ihm über den Brunnen sprechen oder über die Behandlung der Brandwunden an den Füßen ihrer Krieger oder über sonst irgendein Thema, das nichts mit Krieg zu tun hatte, doch Theophilus blickte demonstrativ über ihre Schulter hinweg, sodass ihr schließlich nichts anderes übrig blieb, als sich umzuwenden, wobei sie sich hastig den Anschein zu geben versuchte, als ob sie noch keineswegs erschöpft wäre.
    Cyfga war da, sie stand nur einen Speerwurf weit von den hohen Bronzetüren entfernt, zusammen mit Braint und einer Handvoll anderer, an die Breaca sich noch von Mona her erinnerte, sowie mehreren Dutzend Kriegerinnen und Kriegern, die sie nicht kannte. Sie alle jubelten ihr zu, und Breaca hätte sich zu ihnen gesellt und ihre Begeisterung geteilt, doch in dem Moment fiel ihr Blick auf Valerius. Er saß etwas abseits von der Versammlung rittlings auf einer niedrigen Mauer und lehnte Rücken an Rücken mit Longinus, während er sich lebhaft mit einem mageren Jungen mit einer winkelförmigen Brandnarbe auf der Wange unterhielt. Seit sie ihren Bruder das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sich zu säubern versucht, sodass die Kruste aus alter Asche und getrocknetem Blut von seinem Gesicht verschwunden war und seine Züge nun nur noch mit einer dünnen Schicht neuer Asche überpudert waren von den feinen Flocken, die unentwegt vom Himmel herabrieselten.
    Er sah Breaca, und augenblicklich wurde seine Miene ruhig und regungslos, so wie es in letzter Zeit stets der Fall war, wenn er seine Schwester betrachtete. Er schien zufrieden mit dem, was er sah, und wollte offensichtlich gerade zum Sprechen ansetzen, doch dann schweifte sein Blick für eine Sekunde an Breaca vorbei, und plötzlich wurden seine Augen riesengroß, und sie las Erstaunen und Erleichterung und reine, unverfälschte Freude darin. Das Überraschendste an allen diesen Gefühlsregungen aber war, dass Valerius keinen Versuch unternahm, sie zu verbergen. Es war ganz so, als hätte er irgendwann im Laufe der vergangenen zwei Tage seine alte Haut abgestreift und käme nun als ein anderer wieder daraus zum Vorschein, frisch und wie neugeboren auf eine Art und Weise, die Breaca noch nicht so ganz begriff. Er klopfte dem Jungen freundlich auf die Schulter, sagte etwas zu

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