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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Ernsthaftigkeit willen, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, um des Humors willen, den sie wieder über seine Züge spielen sehen wollte, und weil sie sich nicht immer wünschte, dass er wieder verschwinden möge, sondern ihr seine Gesellschaft manchmal sogar gefiel. Vorsichtig schlug sie also in die Hand ein, die er ihr über den schmalen Strom hinweg entgegenstreckte, und nahm die beiden Waffen an, die Hawk ihr reichte. Das kleine Schwert packte sie mit der Linken, weil sie mit dieser Hand ein wenig geschickter war, und das Messer mit der Rechten.
    Prüfend erspürte sie den Balancepunkt der beiden Waffen und wunderte sich, wie anders diese Klingen sich doch in ihren Händen anfühlten, verglichen mit Corvus’ Waffe oder der ihrer Mutter. Die Schriftzeichen auf dem Schwertheft schienen über den Hasen und geradewegs in ihren Arm hineinzuwachsen, und sie spürte ein Flüstern durch ihre Knochen hasten, eine leise Stimme, die Graine völlig unvermittelt die Tränen in die Augen schießen ließ. Sofort ließ sie die Waffen wieder fallen. Fest biss sie die Zähne zusammen und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Dann sah sie, dass Hawk dies alles nur allzu genau verfolgt hatte, genauso, wie er auch das Bedauern erkannte, das sich gleich darauf in ihre Seele schlich. Und all das gefiel ihr gar nicht.
    Tapfer bemühte sie sich also um ein Lächeln und nahm auf Hawks Aufforderung jene Körperhaltung ein, die sie seit ihrer Geburt täglich aufs Neue hatte beobachten können und von der sie doch niemals geglaubt hätte, dass auch sie sie einmal einnehmen würde. Dann vollführte sie die ersten, langsamen Bewegungen des Kriegertanzes, in dem sicheren Wissen, dass sie niemals gezwungen sein würde, tatsächlich einen Menschen töten zu müssen, sondern dass sie einfach nur so aussehen wollte, als ob sie es könnte.

XXVI
    Kaum ein Lebewesen existierte noch in der gebrandschatzten Stadt Camulodunum. Allein ein paar Ratten und Krähen huschten umher, gemeinsam mit den Kriegern, die sich schweigend in mehreren Kreisen um den Tempel des Claudius geschart hatten, des einstigen Kaisers und Schutzherrn seiner Untertanen, von denen sich ein Rest von fünfhundert unter seinem Tempeldach versammelt hatte, ebenso schweigend wie die Krieger draußen vor der Tür. Stumm baten sie nun Claudius um Hilfe, jenen Gott, an den sie doch im Grunde nie wirklich geglaubt hatten.
    Breaca wischte sich die schweißnassen Hände an ihrer Tunika ab und trocknete anschließend den Schwertknauf. Rund eintausend Krieger standen je rechts und links von ihr hinter der kleinen steinernen Mauer, die den Tempelhof umschloss, und es gab nicht einen unter ihnen, dem das tatenlose Abwarten nicht zusetzte. Quer durch alle Reihen und über sämtlichen Abteilungen lastete ein Schweigen, das schwerer und noch deutlich spannungsgeladener war als jenes Schweigen, das die Männer der Neunten Legion erwartet hatte, als diese den Steinernen Pfad der Ahnen hinabmarschiert und damit unwissentlich auch ihrem eigenen Untergang entgegengeeilt waren.
    Langsam reichte Breaca ihren Wasserschlauch an Valerius weiter, der durstig einige Schlucke daraus trank und den ledernen Schlauch dann wieder auf der niedrigen Steinmauer vor ihnen ablegte. Ein leises Scharren ertönte, als das Leder die kratzige Oberfläche berührte. Über die gesamte Länge der Mauer hinweg war dies das lauteste Geräusch. Regungslos stand das Heer da und beobachtete, wie die Sonne sich träge am Horizont erhob. Doch vor die helle Scheibe am Himmel hatte sich eine Wolke geschoben. Und ähnlich unbeweglich wie die Krieger schien auch diese fest auf ihrem Platz verharren zu wollen, sodass trotz des blauen, wolkenlosen Himmels der Morgen blass und verhalten wirkte.
    Aufmerksam betrachtete Valerius das wie erstarrte Firmament und fragte mit gedämpfter Stimme: »Und, hast du denn letzte Nacht an Theophilus’ Seite gefunden, wonach du suchtest?«
    »Vielleicht den Anfang von dem, wonach ich mich sehne«, antwortete Breaca. Der Schlafmangel bereitete ihr mittlerweile regelrechte Übelkeit, und der Geruch nach verbranntem Fleisch ließ ihren Magen nur noch zusätzlich revoltieren.
    Valerius schaute seine Schwester auf die gleiche Weise an, wie der griechische Arzt sie betrachtet hatte und auch Airmid, nachdem Breaca wieder aus der Grabkammer zurückgekehrt war. Und ganz ähnlich wie sie alle sagte Valerius: »Du musst jetzt nicht hierbleiben. Wir können den Tempel auch ohne dich einnehmen.«
    »Und

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