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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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an sich drückte, schaute weiterhin ins Leere, ganz so, als ob es weder die kleine Mahlzeit noch die Frau, die ihm diese anbot, sehen könnte. Seine Augen waren so graugrün wie die schützende Meerenge vor Mona und gleichzeitig rot und geschwollen vom Weinen.
    An Breaca gewandt fragte Airmid auf Eceni: »Wo ist Stone?«
    Stone war bei Valerius, den er nach Graines Abreise gewissermaßen als Ersatz für seine kleine Herrin in sein Herz geschlossen hatte. Breaca pfiff einmal kurz, und gehorsam kam der alte Hund auf sie zugetrottet. Zwar war er noch ein ganzes Stück von ihr entfernt, doch sofort nahm er die Witterung des Haferkuchens auf, den Breaca ihm entgegenhielt, sodass sein Schritt auch gleich ein bisschen beschwingter wurde und die schlaffen Ohren sich ein wenig aufstellten. Breaca brach den Kuchen in zwei Hälften und gab ihm die eine davon. Dann setzte sie sich in die staubige Erde und neckte ihn so lange, bis er sich hinlegte, sich auf den Rücken rollte und sie seinen Bauch kraulen konnte, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht zu nahe an das leuchtend rosafarbene Fleisch und die dünne Haut über der gerade abheilenden Wunde an seinen Rippen zu kommen.
    Das Mädchen mit dem rostroten Haar drehte zwar nicht den Kopf, beobachtete Stone aber mit einem verstohlenen Seitenblick. Gleichsam verhalten betrachtete Breaca wiederum das Mädchen und wog im Geiste die unterschiedlichen Facetten des Erscheinungsbildes des Kindes gegeneinander ab. Man schien sich durchaus um die Kleine gekümmert zu haben, denn wenngleich über ihre Tunika ein großer Riss verlief und die Naht darüber recht ungeschickt ausfiel, so hatte sich doch immerhin überhaupt jemand die Mühe gemacht, diesen Riss bei vermutlich schlechten Lichtverhältnissen zu flicken. Und auch ihr Haar war offensichtlich erst vor kurzem das letzte Mal geschnitten worden, denn die Enden waren noch alle auf einer Länge. Andererseits aber zeigte die Kleine auch Spuren der Verwahrlosung, und diese stachen deutlich eindringlicher hervor als die Anzeichen für Liebe und Umsorgtheit. Denn das Mädchen war wesentlich magerer, als lediglich zwei Tage bescheidener Kost es hätten auszehren können, und am Hinterkopf trug es einen filzigen Haarknoten, teilweise sogar verklebt mit Stroh und Dung. Seine Füße waren bis zu den Knöcheln hinauf mit Unrat verschmiert, ganz so, als hätte die Kleine mitten in einem Schweinepferch ausgeharrt. Und genau genommen war dies auch durchaus vorstellbar, denn als Breaca noch ein wenig näher an das Mädchen heranrückte, da stank das Kind mit einem Mal mindestens genauso intensiv nach Schweinekot wie nach Männerurin.
    Stone rollte sich auf die Seite und stöhnte kurz auf, als dabei seine Wunde gedehnt wurde. Vorsichtig strich Breaca mit dem Finger um das rote Fleisch herum, tastete nach der Wärme, die auf eine Entzündung hindeuten könnte. An das Mädchen gewandt, jedoch ohne die Kleine direkt anzuschauen, sagte sie: »Sein Name ist Stone. Sein Vater war Hail, der gestorben ist, als er versuchte, Graine und ihren Vater Caradoc zu beschützen. Der römische Prokurator hatte versucht, Caradoc zu töten. Airmid hat ihr gesamtes Wissen als Heilerin aufbringen müssen, um ihm das Leben zu retten. Sind dort Hunde in dem Tempel? Falls man auch sie noch hinausschickt, dann könntest du dich später um sie kümmern. Wir werden ihnen bestimmt nichts tun.«
    Schweigen. Stumm blickte das Mädchen in die andere Richtung. Breaca hielt inne, redete nicht weiter auf das Kind ein, sondern richtete sich langsam wieder auf. Stone klopfte mit der Rute auf die Erde und wirbelte damit Staub und alte, längst zu Boden gesunkene Asche auf. Liebevoll rieb Breaca mit dem Zeh über sein Fell, er roch flüchtig an ihrem Bein, und für einen kurzen Moment hatte sie das Mädchen schon wieder vergessen. Bis plötzlich eine leise, aber erstaunlich tiefe Stimme erklang: »Sie haben die Hunde getötet, um sie zu essen. Und damit die Hunde nicht das Essen auffressen.«
    Darauf gab es nichts mehr zu erwidern, nichts, was man noch hätte tun können. Breaca zog ihren Fuß von Stone fort. Schwerfällig erhob der Hund sich wieder, ein wenig verwirrt darüber, dass die Liebkosungen so abrupt abbrachen, und ging zu dem Mädchen hinüber. Gutmütig wollte er an dem Kind schnüffeln, doch es schob ihn weg. Breaca rief Stone wieder zu sich und führte ihn zurück zu den Kriegern. Die Kinder ließ sie bei Airmid und Theophilus, bei Menschen, die keinen Krieg angezettelt

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