Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
darauf wieder zu einem scheinbar Ganzen zusammenzufügen. Ohne den Blick zu heben erwiderte Graine: »Gib die Waffen irgendjemandem, der sie wirklich haben will. Es gibt genügend Halbwüchsige in Hibernia, die ihre Seele verschenken würden für ein Kampfschwert aus den Händen eines Eceni-Schmieds. Und wenn du ihnen nicht sagst, wer genau die Klinge angefertigt hat, werden sie sie gewiss auch nicht verschmähen, sondern stolz zu nutzen wissen.«
    »Aber ausgerechnet du weigerst dich nun, sie anzunehmen? Und ich dachte, du magst Valerius.«
    »Ich mag ihn ja auch.« Elritzen mischten sich unter die Kaulquappen, und ein Wasserläufer huschte über die Wasseroberfläche, genau dort, wo gerade eben noch Graines Zeh gewesen war. »Obwohl, das heißt eher«, korrigierte sie sich selbst, »dass ich nicht unbedingt etwas gegen ihn habe. Meine Mutter jedenfalls liebt ihn sehr. Und darum ist er auch mir wichtig. Und ich verschmähe seine Klinge keineswegs. Ich will bloß keine Kriegerin werden.«
    Hawk brach in schallendes Gelächter aus. Erstaunt hob Graine den Blick. Kopfschüttelnd stemmte er sich vom Boden hoch und lehnte sich wieder gegen die Birke.
    Noch immer blitzte in seinen Augen unverhohlene Belustigung, als er sein Gegenüber belehrte: »Graine, Wunderträumerin, sollte ich tatsächlich vorgehabt haben, aus dir eine Kriegerin zu machen, würde uns diese Aufgabe wohl unser komplettes, noch verbleibendes Leben kosten. Bis wir das Vorhaben irgendwann, alt an Jahren, völlig frustriert doch wieder aufgeben müssten. Ich könnte niemals eine Kriegerin aus dir machen, selbst wenn ich es wirklich wollte. Aber ich will es auch gar nicht. Ich will dir nur ein bisschen Sicherheit schenken.«
    »Ich bin in Sicherheit. Ich habe dich und Dubornos und Gunovar. Ich kann doch keinen einzigen Schritt mehr machen, ohne dass einer oder am besten noch ihr alle drei zusammen mich verfolgt. Zudem gehört ihr zu den besten Kriegern des gesamten Heeres. Solltet ihr also tatsächlich eines Tages allesamt getötet werden, wäre ich ohnehin verloren. Ob ich dann noch eine Waffe bei mir führe oder nicht, das macht dann keinen Unterschied mehr.«
    »Doch, Graine. Es würde einen Unterschied machen.« Mit einem Mal wirkte Hawk gar nicht mehr so verschlossen und in Gedanken versunken wie noch vor wenigen Augenblicken, sondern sehr ernst und höchst aufmerksam. In seinen Augen blitzte eine Lebendigkeit, die Graine erst ein- oder zweimal bei ihm beobachtet hatte, jedes Mal dann, wenn sich gerade etwas sehr Wichtiges ereignet hatte. Er öffnete den Mund, wollte noch etwas hinzufügen, besann sich aber und setzte sich stattdessen wieder. Die Knie dicht an den Körper gezogen, schlang er die Arme darum und stützte sein Kinn auf die verschränkten Unterarme. Während er abermals in Schweigen versank, musterte er das Mädchen. Birkenkätzchen hingen rechts und links seines Gesichts von dünnen Zweigen herab und umrahmten seine großen Augen.
    Als er sich offenbar im Klaren darüber war, wie er weiter fortfahren wollte, hob er erneut an: »In einer Schlacht töten die Menschen diejenigen, die sie bedrohen. Sollte also der Tag eintreten, an dem wir drei, Dubornos, Gunovar und ich, allesamt gefallen sind, ist auch diese Insel hier verloren - und du mit ihr. Und in dem Fall, so denke ich, wäre es uns allen lieber, wenn nicht nur wir, sondern auch du stürbest. Dann könnten wir sozusagen gemeinsam den Fluss überqueren und in Brigas Land eintreten, statt dass du als einzige Überlebende hier zurückbleiben würdest und die Legionen dich dann... dir dann etwas antun.«
    Hawk schürzte die Lippen und musterte aufmerksam Graines Züge, versuchte zu erahnen, ob seine Worte sie womöglich verletzt hatten. Schließlich erklärte er: »Graine mit den grauen Augen, ich werde dich jetzt ganz bestimmt nicht lehren, wie du einen Legionar töten kannst. Sondern ich werde dir nur beibringen, wie du ein bisschen gefährlicher wirken könntest, als es momentan der Fall ist, damit man dich im Zweifelsfall möglichst rasch tötet und du nicht noch einmal das Gleiche ertragen musst, was man dir bereits angetan hat. Würdest du also bitte die beiden Klingen annehmen, die dein Onkel für dich geschmiedet hat, und mir erlauben, dir wenigstens ein wenig über deren Verwendung beizubringen?«
    Niemandem hätte sie diese Bitte erfüllt. Niemandem außer Hawk. Um seinetwillen willigte sie nun aber ein, um seiner regelrecht ergreifenden Ehrlichkeit willen, um der

Weitere Kostenlose Bücher