Die Kriegerin der Kelten
bestand, plötzlich besser kämpfen zu können als jemals vermutet, und damit vielleicht sogar als Überlebender aus der Schlacht hervorzugehen …
Doch die Götter hatten bereits ihr Urteil gesprochen. Die aus dem Tempel Fliehenden hatten nicht die geringste Chance. Zwei Tage lang waren sie im Dunkel gefangen gewesen, hatten nicht wissen können, dass das Feuer der Sonne die Pforten des Tempels bereits mit ihrem schmelzenden Glanz überzogen hatte. Sie rannten also wie geblendet geradewegs in die Klingen der bereits wartenden Krieger hinein, die Seite an Seite schritten mit ihren heidnischen Göttern und darum selbst im Tode nicht mehr verlieren konnten.
Breaca stand ein wenig abseits des Heeres, an ihrer Seite Stone. Sie hatte nicht beabsichtigt, nun ganz allein auf diesem Außenposten zu stehen, und zu Beginn des Kampfes waren auch noch Cygfa und Valerius bei ihr gewesen; die eine links an Breacas Schildseite, der andere rechts neben ihrem Schwertarm. Sie wollten sie beschützen und wären sogar für sie gestorben. Dann aber hatte Breaca Cygfa fortgeschickt, um das Dach des Tempels aufzubrechen, und Valerius, um mit seinen Kriegern gegen die Türen zu stürmen. Anschließend waren andere an Breacas Seite getreten: Braint von Mona; Madb von Hibernia, die wiederum durch ihren Eid an Valerius gebunden war; und Cunomar, der des Blutbads noch immer nicht überdrüssig war und seine Bärinnenkrieger schließlich mit einer solchen Inbrunst in die Schlacht auf dem Tempelhof führte, dass es fast schon an Wahnsinn grenzte.
Einen nach dem anderen hatte Breaca sie dann jedes Mal wieder fortgeschickt und in jene Kampfherde entsandt, wo man sie gerade am dringendsten brauchte. Braint musste Cygfa zu Hilfe eilen, während Madb Valerius unterstützen sollte, als durch einen schmalen Spalt zwischen den Türen dichte Rauchschwaden nach außen drangen, und Cunomar wurde schließlich mit der Aufgabe fortgeschickt, jene mehrere Dutzend Mann starke Truppe von Trinovantern zu befehligen, die den verborgenen Hinterausgang des Tempels unter Beobachtung hielt, denn sollten einige der im Tempel Gefangenen das Wagnis eingehen wollen, von dort aus zu fliehen, so würden sie dies sicherlich schon recht bald versuchen.
Somit stand Breaca ganz allein auf ihrem Posten am Rande des Tempelhofs, als plötzlich die bronzenen Pforten aufgestoßen wurden und eine wahre Horde von Männern herausgestürmt kam. Und diese Männer waren zwar von dem gleißenden Licht geblendet, ansonsten aber sowohl mental als auch körperlich durchaus noch in der Lage, sich in die Schlacht zu stürzen, während Breacas Schwertgriff bereits ganz glitschig war von ihrem Schweiß und sie als einzigen Beschützer den verkrüppelten Kampfhund an ihrer Seite hatte.
Mühsam hob sie ihren Schild empor, wollte erproben, wie viel Kraft sie noch besaß. Doch die nächtliche Unterhaltung lastete auf ihr, und das nicht nur wegen des Schlafmangels. Der Schild schien also mit einem Mal deutlich schwerer als noch vor ein paar Tagen, ganz zu schweigen von der Leichtigkeit, mit der sie ihn in ihrer Jugend zu heben vermocht hatte. Je nachdem, wie lange ein mögliches Gefecht dauerte, würde sie ihn irgendwann also sicherlich nicht mehr in Abwehrposition halten können.
Angestrengt horchte Breaca auf das Lied ihres Schwertes und hörte doch nichts. Dann tastete sie nach dem stechenden Schmerz, der doch sonst stets so zuverlässig vor einer Schlacht durch ihre Handfläche geschossen war, jenen Vorboten des heißen Kampffiebers, das sie durch die Schlachten zu tragen pflegte. Denn selbst in den Wäldern am Meerbusen an der nördlichen Küste, als Breaca zum Kampf gegen die Neunte Legion angetreten war, hatte sie diesen Schmerz noch gespürt. Wenngleich sie ihn schon damals nur noch für blass und wenig hilfreich gehalten hatte. In diesem Augenblick auf dem Tempelhof aber fühlte sie rein gar nichts mehr und wäre doch selbst für den blassesten Abglanz ihrer einstigen Kampfeswut noch dankbar gewesen.
Zwar hatte Breaca durchaus schon gesehen, wie Menschen sich auch ganz ohne dieses Fieber und allein mit ihrem Verstand und ihrem Talent durch eine Schlacht fochten. Sie selbst aber hatte noch nie so leidenschaftslos gekämpft - kämpfen müssen. Bebend presste Stone sich an ihr Bein, und Breaca konnte beim besten Willen nicht sagen, ob der Hund nun zitterte, weil er fliehen wollte, oder ob ihn überraschenderweise doch noch der Blutdurst gepackt hatte. Da Breaca keine Hand frei hatte, um
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