Die Kriegerin der Kelten
wieder fallen. »Sieht man mir das so deutlich an?«, fragte sie. »Hat ein einziger Fehler mich derart besudelt, dass ich dafür mit dem Leben bezahlen muss, dass ich womöglich selbst nach dem Tod noch nicht reingewaschen bin?«
»Nein, nicht du musst für diesen Fehler bezahlen. Sondern deine Tochter. Denn sie hat seine Nase geerbt, und auch ihr Gesichtsschnitt ist dem seinen sehr ähnlich. Aber sie wird gewiss überleben, und dann wird sie mehr sein, als ihr Vater es jemals gewesen war. War es Heffydd? Oder einer seiner Söhne?«
»Heffydd war es. Keiner seiner Söhne ist mehr am Leben. Aber er wünschte sich einen weiteren Sohn. Das ist auch der Grund, warum er... warum ich...«
Ihre Worte erstarben. Die Frau mit dem rostroten Haar und Breaca waren vollkommen allein. Oder zumindest schien es so. Selbst zu Zeiten, als Cunobelin noch lebte, war Heffydds Stern bereits im Sinken begriffen. Und nun, an einem Tag, an dem die ganze Welt in Chaos zu versinken drohte, war die Vorstellung, dass dieser Mann noch ein Mädchen von nun acht Jahren gezeugt haben könnte, ein äußerst unangenehmer Gedanke. Heffydd, der falsche Träumer aus dem Stamme der Trinovanter, jener Mann, der sein gesamtes Volk und alles, was seine Ahnen ihn gelehrt hatten, an Rom verraten hatte.
»Hat er dich dafür bezahlt?«, erkundigte Breaca sich leise.
Diese Frage kam über ihre Lippen, ohne dass sie dies bewusst so gewollt hatte. Mitten in einer Schlacht, während der Tod durch die Scharen von Menschen marschierte, war diese Frage eine nicht minder schmerzhafte Verletzung, als ihre Klinge sie der Frau hätte zufügen können.
Starr und mit weit aufgerissenen Augen blickte die Rothaarige sie an, den Kopf in steifer Haltung hoch erhoben.
»Du meinst also, ich wäre von jener Sorte, die sich verkauft. Und dann auch noch für so etwas.«
Mit einem Mal klang ihre Stimme wieder wesentlich kräftiger, strenger. Langsam schritt Stone auf die Frau zu und lehnte sich gegen ihr Bein, ganz so, wie er es zuvor auch bei Breaca getan hatte. Sie ergriff sein Nackenfell an jener Stelle, wo der Haarwuchs am dichtesten war. Als sie die Hand wieder fortzog, blieben zwischen ihren Fingern dichte Büschel von Winterwolle hängen. Gedankenverloren rollte sie sie zu einem kleinen Ball zusammen, ganz so, als ob sie damit später noch irgendetwas polieren wollte.
»Heffydd hatte mich dabei ertappt, wie ich meinen Sohn unter dem alten Mond der Göttin Nemain widmete. Rom hätte uns für eine solche Tat getötet, mich und Gwn, und wahrscheinlich sogar dessen Vater, wäre der nicht schon in der Schlacht an der Salmfalle ums Leben gekommen. Doch Heffydd erkannte damals irgendetwas in Gwn, das er mochte. Denn Gwn war, obwohl erst zehn Jahre alt, bereits recht kräftig und ein guter Kämpfer. Heffydd bot uns an, uns am Leben zu lassen, offerierte uns sogar seinen persönlichen Schutz, bot uns das Beste, was Rom nur irgend zu bieten hatte... Wenn ich ihm dafür einen ebenso starken Sohn schenkte, wie Gwn es war.«
»Und was passierte, als du ihm stattdessen eine Tochter gebarst?«
»Da war er schon tot. Tot, noch lange bevor sie geboren wurde. Genau zwei Tage, nachdem er seinen Samen in mich gepflanzt hatte, beschloss Briga, ihn in ihre Obhut zu nehmen.« Sie bleckte wild die Zähne. Einer ihrer Eckzähne war abgebrochen. »Ich selbst habe ihn getötet. Bevor die anderen ihn erwischen konnten. Denn kaum, dass ich ihn umgebracht hatte, kamen sie auch schon. Mit ihren Knüppeln und ihren Messern, mit denen sie ihn eigentlich den langsamen, qualvollen Tod all jener sterben lassen wollten, die sich von ihren Stämmen abgewandt und Rom die Treue geschworen hatten. Und ich kann wohl behaupten, dass sie mir meine Tat wahrlich nicht dankten. Und genau die gleichen Menschen hätten auch ein achtjähriges Mädchen getötet, nur weil es den falschen Mann zum Vater hat.«
»Aber dann haben die Veteranen dir erlaubt, sie hinauszuschicken, einem neuen Anfang entgegen. Denn die wussten ja nicht, wer deine Tochter ist, oder? Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, womit du ihr wohl gedroht hast, damit sie sich schließlich vor die Tempelpforte traute.«
»Ich sagte ihr, wenn sie nicht von allein rausginge, würde ich mich weigern zu kämpfen... dass ich dann auf der Stelle mein Schwert niederlegen würde... und dass wir beide verbrennen würden. Ich habe ihr jedoch auch versprochen, dass ich, wenn sie hinausginge, in jedem Fall kämpfen und töten würde, sodass sie in dem
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