Die Kriegerin der Kelten
nun in der jeweils anderen entdecken könnten. Breaca legte die Stirn auf Airmids Schulter, die diese ihr mit stummer Geste anbot. Dann küsste die Heilerin den Scheitelpunkt von Breacas Kopf, jene Stelle, die der Sonnenhund mit seiner Hand berührt hatte. Und schließlich wurde Breaca von einem Gefühl reinster Hitze durchwogt. Es strömte durch ihren Körper hindurch und dann tief hinab in die Erde unter ihren Füßen.
»Nun bist du wieder zu Hause«, sprach Airmid. »Willkommen.« Breaca hatte das Bedürfnis, in Airmids Stimme regelrecht zu schwelgen, hätte in ihren Klang eintauchen wollen und niemals wieder daraus hervorkommen mögen.
»Ich bin wieder zu Hause. Und ich will das Kriegsheer führen. So, wie ich es immer getan habe. Es war nur so, dass ich dachte, dem Ganzen im Augenblick nicht mehr gewachsen zu sein.«
»Du bist der Aufgabe gewachsen. Wieder. Und das werden auch die Krieger erkennen, so viel immerhin kann ich dir versprechen. Alle werden es sehen, sogar der grünste und unerfahrenste der noch völlig unerprobten jungen Krieger.«
Breaca löste sich aus Airmids Umarmung und bückte sich, um ihr Messer aufzunehmen. »Trotzdem könnte es bereits zu spät sein. Ich habe das Schlachtfeld schließlich schon recht früh verlassen. Wenn die Krieger unseres Heeres nun denken, dass ich bereits verloren sei, und sie nun schon Valerius oder Cunomar ihre Gefolgschaft geschworen haben, gibt es nichts mehr, was wir daran noch ändern könnten... Also, möchtest du vielleicht gemeinsam mit mir wieder in die Stadt zurückkehren, um zu sehen, wie der Stand der Entwicklung ist?«
XXX
Das Feuer war noch nicht bis in den Vorraum des Tempels eingedrungen. Nur sehr vage konnte man hier den Rauch wahrnehmen, der die Ausdünstungen der Veteranen, eine Mischung aus Vorfreude und Kampffieber, überlagerte. Darunter verbarg sich der etwas trockenere Geruch von Weihrauch und altem, verschüttetem Wein.
Cunomar spürte, wie die feinen Härchen in seinem Nacken sich aufrichteten. Ganz ähnlich einem Hund trat er mit steifen Schritten in den Tempel ein und drehte sich dann einmal im Kreise, um sich seine Umgebung aufmerksam anzuschauen.
Es war ein Ort, der vor Leben nur so vibrierte, und das, obwohl doch niemals irgendjemand hier drinnen gewohnt hatte - abgesehen von jenem Zeitpunkt, als die Veteranen ihn zu ihrem Unterschlupf erkoren. Man sah den steinernen Fliesen auf dem Boden deutlich an, dass schier unzählige Füße über sie hinweggewandert sein mussten; stellenweise waren sie sogar regelrecht abgewetzt, dort, wo besonders viele Menschen entlanggegangen waren. Auch die Wände bestanden aus mit Schmuckkacheln verblendetem Stein. Das Dach dagegen war bloß aus einem schlichten Holzgerüst gefertigt, auf das die Dachpfannen aufgelegt waren. Überall in dem Tempel standen Fackelhalter verteilt. Wohl zahllose Nächte lang mussten diese ihr Licht verbreitet haben, denn die Wände hinter ihnen waren jeweils schwarz verrußt. Jedoch waren nirgends Betten zu erkennen, auch keine Truhen, in denen die Männer ihre Habseligkeiten verstaut haben könnten, noch nicht einmal Utensilien für eine einfache, provisorische Werkstatt waren zu finden.
Stattdessen entdeckte Cunomar zahlreiche Kettenhemden und aus Eisenplättchen gefertigte Schuppenpanzer, die von einigen Wandkonsolen herabhingen, gemeinsam mit Pferdegeschirren und alten, bereits von Kampfspuren zerkratzten Waffen. Letztere hatte man offenbar unmittelbar nach dem letzten Gefecht wieder in ihre sorgsam polierten Holzhalterungen gerammt, denn die Waffen wiesen noch alte Blutflecken an Klingen und Heften auf.
Zwischen und über diesen Utensilien waren eine Reihe von Miniaturlegionsstandarten und deren Schmuckaufsätze platziert. Kleine, vergoldete Adlerskulpturen, die in ihren Klauen einander kreuzende Blitze hielten, starrten von den Wänden aus in Richtung der Tempelpforte; ein wilder Eber in Rot stürmte über ein blaues Lanzenfähnchen, das sich, obwohl es bloß eine stark verkleinerte Ausgabe des Originals war, immer noch über die halbe Breite der Tempelrückwand erstreckte; eine in Holz geschnitzte und damit in die Unsterblichkeit erhobene Ziege; ein ebenfalls hölzernes Pferd, ein geschnitzter, dreiköpfiger Hund und ein Schafbock aus Holz mit derart kunstvoll gedrehten Hörnern, wie man sie bei den Schafböcken auf britannischem Boden noch nie gesehen hatte. Sie alle waren mehr als bloß das Abbild irgendeines Tieres, und das Holz schien regelrecht lebendig, wie
Weitere Kostenlose Bücher