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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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umsehen«, entgegnete er und deutete mit einem knappen Nicken hinter Breaca in Richtung der Gärten, wo die Bärinnenkrieger sowie die Krieger von Mona sich unter den Rest des Kriegsheeres gemischt hatten. Keiner von ihnen kniete mehr über den Toten, um sie ihrer Rüstungen und Waffen zu entledigen, und auch die Verwundeten waren allesamt fortgetragen worden. Stattdessen hatten die Krieger sich nun zu einem riesigen Heer zusammengeschlossen und harrten hoffnungsvoll der weiteren Entwicklung der Ereignisse. »Du willst dich jetzt also allen Ernstes einfach so umdrehen und ihnen mitteilen, dass du sie schon bald aufs Neue verlassen wirst? Bitte schön, ich halte dich bestimmt nicht davon ab. Ich bezweifle allerdings, ob sie dich gehen lassen werden.«
    Irgendwie fand Valerius noch die Kraft, sich neben Breaca unter den Türsturz zu stellen. Mühsam stieß sie sich von dem Türpfosten ab, und auch Cunomar besaß trotz seiner Erschöpfung noch die Geistesgegenwart, sich nun auf ihre andere Seite zu stellen, sodass die Bodicea flankiert wurde von ihrem Bruder und ihrem Sohn. Gemeinsam blickten sie jener überwältigenden Masse von Männern und Frauen entgegen, die ihnen am heutigen Tag wieder einmal so treu gefolgt war - bis an den Rand des Todes und wieder zurück. Ein jeder war bis an die Grenzen seiner körperlichen Leidensfähigkeit getrieben worden, sie alle waren zumindest kurzzeitig an jenem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr in ihren Händen allein gelegen hatte, ob ihre Seelen noch länger in ihrem Körper verweilten oder in das Land hinter dem Leben entglitten.
    Doch gemeinsam hatten sie die erste und größte Stadt, die Rom jemals in ihrem Heimatland hatte errichten können, wieder vernichtet. Um das zu erreichen, hatten sie fast zwei Tage lang beinahe ohne Unterbrechung mit einer solchen Inbrunst gekämpft, wie wohl keiner sie im Vorfeld jemals erlebt oder auch nur für möglich gehalten hätte. Sie hatten sich durch die Straßen gefochten und in die robusten, aus Ziegeln erbauten Villen hinein, hatten gegen bewaffnete Römer und unbewaffnete Trinovanter gekämpft. Mutig und ehrbar hatten sie ihre Feinde geschlagen, zuweilen aber auch voller Angst und aus dem Hinterhalt heraus.
    Und sie alle waren nun durchdrungen von der Scham über ihre zeitweilige Feigheit genauso wie von der Euphorie, trotz allem als Sieger aus der Schlacht um Camulodunum hervorgegangen zu sein.
    Sie waren größer, als sie es jemals gewesen waren, vielleicht größer, als sie je zu träumen gewagt hätten, und sie hatten das Potenzial, sogar noch weiter über sich hinauszuwachsen. Aber dazu brauchten sie zuerst einmal einen Grund, jemanden, der ihnen befahl, noch schwindelerregendere Höhen zu erklimmen und in sich selbst den sicheren Weg zum Sieg zu finden.
    Aus reiner Gewohnheit heraus und aus zwei Jahrzehnten des Dienstes in der Armee öffnete Valerius beim Anblick dieser Menschenmasse automatisch den Mund. Doch Breaca kam ihm zuvor.
    »Kriegerinnen und Krieger der Bodicea...« Ihre Stimme drang nun schon wesentlich weiter als damals, am Rande der Marsch, als Breaca sich das erste Mal an ihr Kriegsheer gewandt hatte. Und dennoch reichte sie noch nicht weit genug. Dicht an dicht drängten sich die Menschen in der Gartenanlage, und immer mehr schoben sich durch die Tore und kletterten an den eigentlich uneinnehmbaren Mauern empor. Zudem machte bereits das Gerücht über eine neue Heeresführung die Runde, und eifriges Gemurmel ertönte, sodass Breacas erste Worte nahezu ungehört wieder verhallten. Einige, die noch verstanden hatten, was ihre Anführerin sagte, gaben deren Worte mit lautem Gebrüll weiter an die hinter ihnen Wartenden, wodurch aber letzten Endes nur noch mehr Lärm entstand.
    Seitlich der Tempelpforte befand sich ein Sockel, auf dem bis vor kurzem noch eine Urne gestanden hatte. Mit einem raschen Sprung erklomm Breaca diesen Sockel. Wie eine Art Rahmen erhob sich hinter ihr die strahlend weiße Mauer. Genauso wie der Rest des Heeres hatte auch Breaca einige Hautverbrennungen erlitten und war beschmutzt mit Asche und Ruß und dem Unrat des Kampfes. Im Gegensatz zu den anderen Kämpfern aber ruhte auf Breaca zudem der Segen des Gottes, eine Gnade, die in diesem Augenblick allen ersichtlich wurde. Aufrecht stand die Bodicea vor dem weißen Stein der Tempelmauer, und die Spätnachmittagssonne tauchte sie in ihr goldenes Licht. Ihr metallisch rotes Haar erstrahlte in hellem Glanz, ihre aus Eisen und Bronze gefertigte

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