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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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vom Geist der Kreaturen erfüllt.
    Vielleicht erklärte dies das unheimliche Gefühl, beobachtet zu werden, das Cunomar noch immer beschlich.
    »Das alles macht mir den Eindruck, als wäre es eine Art Schrein zu Ehren der Macht der Legionen«, erklärte er. »Wir sollten schnellstens wieder von hier verschwinden und den Tempel, genauso, wie auch den Rest der Stadt, einfach niederbrennen.«
    »Du irrst dich«, korrigierte Valerius ihn. »Das ist erst der Vorraum. Der echte Schrein befindet sich im Keller unter diesem Tempel.« Er hatte sich gegen die dem Eingang gegenüberliegende Wand gelehnt, einen Arm hinter seinem Kopf verschränkt. Sein Gesicht war bleich vor lauter Erschöpfung. Oder auch bleich vor Schmerz. Oder beidem zusammen.
    »Da unten befindet sich der erste Tempelsaal, der jemals zu Ehren Mithras’ in Britannien erbaut wurde. Man erreicht ihn sowohl über diesen Raum als auch über das Zenturionenhaus auf der anderen Seite des Gartens. Auch ich hatte hier meine erste Begegnung mit dem Gott.«
    »Dann willst du wohl, dass wir den Tempel stehen lassen?«
    »Dieser Tempel als einziges Überbleibsel, mitten in einer Stadt, die ansonsten gerade zu Schutt und Asche verbrennt? Nein. Und sowieso lebt der Gott doch in den Steinen und der Erde und nicht etwa in den Hallen, die die Menschen für ihn errichtet haben. Folglich dürfte es ihm wohl herzlich egal sein, ob auch dieser Tempel hier schließlich in Flammen aufgeht.« Den Rücken gegen die verrußte Mauer gelehnt, ließ Valerius sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden sinken.
    Endlich waren Cunomar und Valerius einmal ganz allein. Abgesehen von Longinus, der schweigend an der Tür wartete, damit die Angehörigen des Kriegsheeres nicht unwissentlich die Unterhaltung zwischen dem Bruder und dem Sohn der Bodicea störten. Denn natürlich waren die führenden Krieger nicht weit von Cunomars Seite gewichen, sondern warteten draußen vor der Tempelpforte: Ulla und Scerros und eine Handvoll anderer, die sich ihrem jungen Anführer mit Leib und Seele verschrieben hatten. Doch auch Valerius hatte seine Anhänger: Longinus natürlich, aber auch Knife und Snail, der endlich ebenfalls seine ganz persönliche Aufgabe gefunden hatte, indem er sich um die Verwundeten kümmerte, sowie eine unbezähmbare Frau von der Insel Hibernia mit Augen wie eine Dohle, und Huw, der Steinschleuderschütze mit dem zernarbten Gesicht - Letztere beiden gehörten zu den Kriegern von Mona.
    Ohnehin gab es eine überraschend große Anzahl von Monas Kriegern, die sich ganz fraglos auf Valerius’ Seite gestellt hatten und die Anwesenheit des Sohnes der Bodicea dafür gar nicht wahrzunehmen schienen. Letzteres war selbstverständlich auch Cunomar aufgefallen, und er hatte vorgehabt, dies mit der Schlacht vor dem Hintereingang des Tempels entscheidend zu ändern. Nun aber war er sich nicht mehr so sicher, ob er tatsächlich Erfolg gehabt hatte mit dieser Taktik.
    »Wir sollten uns wohl einmal miteinander unterhalten«, wandte Cunomar sich an den Mann, der ihm gegenüber auf dem Boden hockte. »Und gleich im Anschluss müssen wir uns um die Verwundeten kümmern. Meine Mutter hat getan, was sie nur konnte, und hat damit etwas wahrhaft Gigantisches geschaffen. Denn die Hauptstadt Roms in der Provinz von Britannien ist nun komplett in unserer Gewalt, und es liegt allein in unserer Hand, sie jetzt bis auf das letzte Gebäude einfach in Flammen aufgehen zu lassen. Dennoch hat meine Mutter sich auf dem Höhepunkt unserer heutigen Schlacht aus den Kämpfen zurückgezogen. Uns stehen aber noch drei weitere Legionen bevor sowie eine Reihe anderer Städte, die wir erst einmal einnehmen müssen, ehe wir uns wirklich wieder als freie Menschen bezeichnen können. Um also weiterhin Erfolg zu haben, muss besonders die Führung des Kriegsheeres nun ihre Schwäche ein für alle Male überwinden und fortan mit geeinter Kraft handeln. Du hast einmal gesagt, dass du es nicht dulden würdest, wenn die Ruhmsucht eines einzelnen Mannes das gesamte Heer zerstörte. Ich möchte dich also fragen, ob du noch immer der Ansicht bist...«
    »Du bist der neue Heeresführer.«
    »…dass meine Rolle bei der Eroberung der Stadt… Was?« Cunomar rieb sich verdutzt sein verbliebenes Ohr und schämte sich sogleich für diese Geste.
    Valerius hatte den Hinterkopf gegen die Wand zurücksinken lassen und sah schweigend zum Dach des Tempels hinauf, als ob er sich von dort irgendeine Art von Eingebung oder Unterstützung

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