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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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seiner Tochter. Jener Klinge mit dem Schlangenspeer auf dem Knauf. Doch Breaca sah noch eine zweite Erinnerung vor ihrem geistigen Auge aufsteigen, sah, wie sie in einem Scheingefecht gegen ihren Vater antrat, der bei diesem Kampf das Schwert der Ahnen seiner Familie gewählt hatte, jene Waffe, die das Bild der Bärin trug, die gerade ihre Jungen säugte. Nun, in Cunobelins Grabhügel, schien Eburovic ihr wieder wie lebendig - lebendiger als in jenem Augenblick, in dem seine Klinge aus der Finsternis von Brigas Altar in das Mondlicht gehoben worden war.
    Breaca spürte, wie sein Lächeln sie sacht berührte. »Wir haben dein Schwert nach Mona gesandt«, sprach sie. »Auf dem Rücken eines Kriegers aus dem Stamme der Coritani. Es tut mir leid.«
    Das braucht dir nicht leid zu tun. Ich habe dich doch selbst darum gebeten. Schließlich gibt es noch so einiges, was mit diesem Schwert vollbracht werden muss. Fürs Erste aber reicht es, dass du endlich weißt, wer du bist. Eburovic war alles das, was der Sonnenhund nicht war. Eburovic war ein offener, aufrichtiger und zielstrebiger Mann, den seine Ehrlichkeit wie ein Strahlenkranz schmückte. Breaca liebte ihn. Und er war tot.
    Nach Eburovic schienen die Toten nur noch undeutlich, als ob sie sich nicht so recht zeigen konnten. Vielleicht war Breaca aber auch einfach nicht mehr in der Lage, ihnen ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Macha trat auf Breaca zu und Gunovic und Maroc und ungefähr ein Dutzend weiterer Träumer und Mitglieder des Ältestenrats von Mona, ein jeder von ihnen noch blasser als sein Vorgänger.
    Mit der Zeit waren alles, was Breaca noch sah, das Sonnenlicht und Airmid, jene quicklebendige Träumerin und Gefährtin der Bodicea, die echt war und aus Fleisch und Blut und nun einfach nur dasaß. Ganz so, als ob selbst das Atmen die blassen Erscheinungen vor Breacas Augen bereits wieder zerstören könnte, sodass es klüger war, einfach gar nicht zu atmen.
    »Warum hast du mir all das denn nicht schon viel eher erzählt?«, fragte Breaca.
    »Zuerst dachte ich ja, ich bräuchte es dir gar nicht zu erzählen. Ich dachte, das hättest du auch selbst längst erkannt. Dein ganzes Leben führte doch zu dieser einen Erkenntnis. Wie konntest du das bloß übersehen? Nun ja, und später dann, als klar war, dass du eben doch nicht gesehen hast, was doch eigentlich...« Zum ersten Mal während dieser Zusammenkunft wandte Airmid den Blick ab. Dann sah sie abermals zu Breaca auf. »Ich liebe dich. Also wollte ich dir nicht eine Last auf die Schultern legen, die du womöglich nicht hättest bewältigen können.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt hast du ja von allein erkannt, wer du bist. Und auch die Wahl, wie du diese Erkenntnis nun in dein Leben einfügen möchtest, liegt allein bei dir. Du musst dieses Leben als Träumerkriegerin ja nicht annehmen. Nicht, wenn du es nicht wirklich willst. Die Bodicea führt uns in den Sieg, weil sie der Sieg ist , und nicht, weil wir - erfüllt von den allerbesten Absichten - sie in diese Rolle hineingelockt hätten.«
    »Erfüllt von den allerbesten Absichten?« Breaca presste die Handflächen gegen ihr Gesicht. Die Träumerin der Ahnen war die erste der uralten Verstorbenen, die ihr erschienen waren, und sie war auch die letzte, die nun wieder verschwand. In dem schwachen Nachglanz ihrer Anwesenheit erschien nun plötzlich ein Kampfspeer. Er zerbrach an zwei Stellen und fügte sich dann in die Silhouette einer zweifachen Kurve, während die doppelköpfigen Schlangen auf seinem Heft sich aus ihrer Erstarrung lösten, sich um den Speer schmiegten und sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit schauten. Sie waren das Zeichen Brigas, lange bevor es zu Breacas Zeichen wurde. Briga, die Göttin des Krieges, die Herrin über Leben und Tod, über Hoffnung und Verlust, die Gebieterin über Vergangenheit und Gegenwart und alles, das jenseits der Zeit lebte.
    Nun rief die Stimme dieser einzigen, noch niemals in ihrer Existenz in Frage gestellten Göttin nach Breaca. Bodicea.
    »Airmid?« Wie blind streckte Breaca die Hand aus. Lange, schlanke Finger ergriffen die ihren und hielten sie fest, boten ihr Kraft und Halt in der Gegenwart. Breaca lehnte sich ein Stückchen zurück, und ganz ähnlich, wie sie es auch schon in ihrer Kindheit getan hatten, halfen die Heilerin und die Kriegerin einander nun beim Aufstehen. Zwischen ihnen verlief ein schmaler Streifen Sonnenlicht. Unsicher, wie Fremde, traten sie aufeinander zu, voller Angst, was sie

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