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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schlummere.
    Valerius hatte nicht zu diesen besonders Wohlmeinenden gehört, und folglich war Cunomars Entwicklung zum Erwachsenen - der erstaunliche Reifeprozess, den er in der Zwischenzeit durchgemacht hatte - nur die erste von mehreren Überraschungen gewesen, die dieser Valerius bei seiner Rückkehr zu den Eceni bereitet hatte.
    Der junge Mann, der ihm bei den Versammlungen des vergangenen Monats die Stirn geboten hatte, der in der Nacht zuvor nach Rauch und Triumph stinkend in den Kreis der Ratsversammlung zurückgekehrt war, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Kind auf jenem Brückenkopf in Gallien, das Valerius damals so bemitleidet hatte.
    Die Stimme, die sich bis zum Morgengrauen hartnäckig gegen ihn, seinen Onkel, ausgesprochen hatte, besaß nicht mehr die schneidende Arroganz der Jugend, sondern war eindeutig das Ergebnis der auf Mona genossenen Ausbildung und von rhetorischer Geschliffenheit und Klarheit geprägt. Und mehr noch - irgendwo in den zerklüfteten Bergen und Höhlen der Kaledonier hatten die Ältesten der Bärin Cunomar Geduld und eine ruhige, stolze Würde gelehrt, die seinen Worten nun ein für sein jugendliches Alter ungewöhnliches Gewicht verlieh.
    Nun stand er neben seiner Mutter vor fünftausend Kriegerinnen und Kriegern, von denen viele ein volles Jahrzehnt älter waren als er, und es war ebendiese Würde, die es ihm ermöglichte, die Entstellung durch seine Verletzungen zu ertragen, so als ob sie in Wahrheit Ehrenzeichen wären. An der Seite seines Kopfes prangte die Wunde seines abgeschnittenen Ohres in ihrer ganzen abstoßenden Scheußlichkeit, und sein Rücken war ein wildes Durcheinander erst halb verheilter Wunden, die niemals mehr glatt und sauber zusammenwachsen würden. Und dennoch gab es nicht einen Einzigen unter den Zuschauern, der sich Cunomar nicht entweder zum Sohn gewünscht hätte oder ihn als Liebhaber begehrte.
    »... zwanzig Jahre lang haben wir nun schon unter der Herrschaft Roms gelitten, und nach wie vor ist es uns verboten, unsere Kriegerinnen und Krieger in der Kunst des Kampfes auszubilden. Folglich müssen wir Möglichkeiten der Konfrontation finden, die es den jungen Leuten unter uns gestatten, von den kampfgestählten Älteren zu lernen. Vor allem aber dürfen wir den Legionen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in einer offenen Feldschlacht entgegentreten. Ihnen einen solchen Vorteil zu verschaffen, hieße, unsere eigene Vernichtung herbeizuführen, und wir...«
    Valerius schloss für einen kurzen Moment die Augen und sandte ein stummes Dankgebet an seine beiden Götter. Das war der schwierigste Teil der Nacht gewesen: in Gegenwart Cunomars und seines raucherfüllten Sieges dazusitzen und wieder und wieder die Gegenargumente zu erläutern: »Die
    Neunte ist hinter uns, Camulodunum vor uns. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie von zwei Seiten zugleich auf uns losgehen, und wir können und dürfen unter keinen Umständen versuchen, es in einer offenen Schlacht mit ihnen aufzunehmen. Dazu sind wir einfach noch nicht in der Lage. Genau genommen werden wir dazu sogar nie in der Lage sein.«
    Mit ruhiger Stimme hatte Cunomar erwidert: »Wir sind mittlerweile fast fünftausend Kriegerinnen und Krieger, haben somit also praktisch die Truppenstärke einer Legion, und dabei wird unser Heer Tag für Tag größer. Bald werden wir den Römern zahlenmäßig überlegen sein.«
    »Wir könnten zehntausend oder auch zwanzigtausend sein, und trotzdem würden wir verlieren. Wir haben nicht die Schlagkraft einer Legion, wir sind lediglich fünftausend unzureichend bewaffnete, unausgebildete Krieger, die ihren Kampfgeist aus den Legenden vergangener Heldentaten beziehen. Der bevorstehende Krieg erfordert aber genau jene Kampftechniken, welche die Römer am besten beherrschen. Genau dafür sind die Legionen da. Darauf werden sie gedrillt, und dafür trainieren sie unentwegt, vom ersten Tag ihrer Rekrutierung an bis hin zum letzten Tag, bevor sie aus der Armee ausscheiden: in Reih und Glied dazustehen, mit ihren ineinander verkeilten Schilden vor sich und ihren zweischneidigen Schwertern in den schmalen Lücken dazwischen und dann in einer geschlossenen Linie vorwärtszustürmen, um durch und über die Körper aller derjenigen hinwegzutrampeln, die so töricht waren zu glauben, sie könnten einen römischen Schildwall durchbrechen. Selbst zu Zeiten eines Bürgerkriegs tun ihre Heerführer alles in ihrer Macht Stehende, um zu verhindern, dass eine Legion gegen eine andere

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