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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sofern der Augenblick es zuließ.
    Und so hob Airmid nun den Torques der Eceni hoch, jenen schweren goldenen Halsreif, den sie nur mit knapper Not vor der Plünderungsaktion des Prokurators hatten retten können, und legte ihn Breaca um den Hals, sodass auch der Reif das Sonnenlicht reflektierte und wie in goldenem Feuer erstrahlte, um Breaca als Anführerin von königlichem Geblüt zu kennzeichnen und, mehr noch, um ihr die Kraft und Stärke ihrer Abstammung zu verleihen. Ardacos gab ihr einen neuen Schild, der mit dem Schlangenspeer in Rot auf eceniblauem Untergrund bemalt war, und Valerius überreichte ihr schließlich das Schwert mit dem Schlangenspeerheft, das sie beide aus seinem Versteck unter Brigas Altar hervorgeholt hatten.
    »Männer und Frauen des Kriegsheeres, ihr, die ihr euch im Namen des Sieges hier versammelt habt...«
    Breacas Stimme trug nicht derart weit, dass die gesamte fünftausendköpfige Kriegerschar ihre Ansprache hören konnte, aber das erwartete auch niemand. Daher richtete sie ihre Worte nur an diejenigen, die den Treueid auf sie geschworen hatten, sowie an die Anführer der Speerkämpferverbände und die Stammeshäuptlinge, die von Rechts wegen an vorderster Front des versammelten Heeres standen und bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass sie die Botschaft der Bodicea Wort für Wort an ihre Gefolgsleute weitergeben würden.
    »Wie ihr wisst, sind die Soldaten der Zwanzigsten Legion aus Camulodunum abkommandiert worden und marschieren in diesem Augenblick gen Westen, um den Gouverneur in seinem Krieg gegen Mona zu unterstützen. Die Zeit ist nun also reif, um die Stadt anzugreifen, die Rom als seine Hauptstadt in unserem Land ausgerufen hat. Wir müssen uns nur zuerst noch von der Neunten Legion befreien, jenen Soldaten, die in ihrer Festung nördlich von hier warten und bei dem ersten Anzeichen von Aufruhr unverzüglich ausrücken werden, um uns anzugreifen...«
    Es lief besser, als Valerius zu hoffen gewagt hatte. Schweigend trat er einige Schritte von dem Pferd zurück und lauschte einer Frau, die körperlich kaum imstande war, ein Schwert zu schwingen, geschweige denn ein sich über einen vollen Tag hinziehendes Gefecht durchzustehen, die aber nichtsdestotrotz davon sprach, fünftausend unerprobte Kriegerinnen und Krieger nicht nur in die Schlacht, sondern mit sicherer Gewissheit auch zum Sieg zu führen, ganz so, als ob das Gelingen ihres Vorhabens außer Frage stände. Vor allem aber war Breaca fähig, die sich fast über die gesamte vergangene Nacht hinziehenden Diskussionen auf einige wenige knappe, präzise und von göttlicher Weisheit durchdrungene Sätze zu reduzieren und das Ganze so klingen zu lassen, als ob es sich um eine sorgfältig geplante taktische Vorgehensweise handelte, als ob Cunomars Akt des Wahnsinns und die Risiken und Gefahren, die daraus resultierten, Teil einer Strategie wären, die schon Monate, wenn nicht sogar Jahre vorher in Gang gesetzt worden war.
    »... mein Sohn Cunomar, dem die Ehre zuteil wurde, dem Feind die ersten empfindlichen Schläge dieses Krieges zu versetzen...«
    Sie streckte den Arm aus, woraufhin Cunomar herbeikam, um sich neben seine Mutter zu stellen - ein hochgewachsener, schlanker Jüngling, der dank des eine Handbreit langen, mit Kalk versteiften Haares, das senkrecht auf seinem Kopf emporstand, noch größer wirkte. Er war nur mit einem Lendenschurz aus Fell bekleidet, zusammengehalten durch seinen Messergürtel, und die Zeichen der Bärin waren frisch auf seinen Körper aufgemalt. Selbst für diejenigen, die mit den Regeln und Gesetzen des Bärinnen-Kults vertraut waren, stand Cunomar für sich, denn er verkörperte etwas ganz Besonderes, etwas Neues und Andersartiges oder möglicherweise auch etwas sehr Altes, was letztlich sogar noch mehr wert war.
    Zum Teil war es der Verlust seines Ohres, der diese Verschiedenheit ausmachte. Cunomar war nicht mehr schön auf jene Weise, wie er es früher gewesen war, als Valerius ihn in Rom und Gallien gekannt hatte. Damals war Cunomar ein verbittertes, unbeholfenes Kind gewesen, das im Schatten des Genies seines Vaters lebte und stets und ständig danach strebte, nicht nur der Realität zu genügen, sondern der Legende gleichzukommen. Seine damalige Schönheit war also eher von jener fragilen Art gewesen, wie sie die römischen Salons zierte, sodass lediglich jene, die wirklich nur das Beste in ihm sahen, von ihm sagen konnten, dass im Kern seines Wesens eine Andeutung von Stärke

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