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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schlug nach Cunomars Hinterkopf, sodass er die feinen Löcher spüren konnte, die ihre Zähne ihm zugefügt hatten.
    Später dann hatte Cunomar all dies jenen Kriegern erzählt, die für ihn auf die Erde getrommelt hatten, in der Hoffnung, dass wenigstens einer von ihnen einen gewissen Sinn aus dieser Vision gewinnen könne.
    Es war schließlich Ulla gewesen, die verkündete: »Die Steinschleuderschützen brauchen nur einen kurzen Augenblick. Sie brauchen lediglich genügend Zeit, um die Bogenschützen anvisieren und sie töten zu können. Wenn Braint also die Steinschleuderer anführt, könnten wir so lange für deren Schutz sorgen. Außerdem steht uns auch noch der gehörnte Gott der Jagd zur Seite, um uns in unserem Vorhaben zu führen. Und schließlich haben wir die halbe Nacht vor uns, um die Träume der Bärengöttin in die Realität umzusetzen.«
    Dennoch war Cunomar sich auch nach Ullas Zusammenfassung der Lage noch nicht ganz sicher, ob dieses Vorgehen tatsächlich das richtige war. Noch nicht einmal jetzt war er sich endgültig darüber im Klaren. Er wollte Ruhm und den Tod Roms, nicht jedoch die totale Auslöschung der Bärinnenkrieger, bloß weil er als Anführer der Bärinnenkrieger seine wichtigste Pflicht vernachlässigt hatte, die da lautete, das Leben seiner Krieger zu schützen.
    Doch die Zeit zum Zweifeln war nun verstrichen. Das Ende der Kolonne war nur noch acht Pferdelängen entfernt, und die Außenreihe der Legionare ritt so dicht an seinem Kopf vorüber, dass er im Grunde nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um die Hufe ihrer Tiere zu berühren.
    Cunomar bot der Bärengöttin in diesem Augenblick nicht weniger dar als seine Seele. Zudem verinnerlichte er noch einmal den Gedanken, dass das ganze Leben letzten Endes bloß eine Art Übung war, deren Lehren man so gründlich in sich aufnehmen sollte, wie man nur irgend konnte. Und dies auch dann, wenn eine besonders hingebungsvolle Verinnerlichung dieser Lehren bedeutete, dass man starb - ja, sogar besonders dann, wenn man am Ende starb.
    »Auf geht’s«, flüsterte er und langte nach dem Heft des Speeres, der quer vor ihm auf dem Boden lag.
     
    »Da! In den Brennnesseln!«, schrie Corvus. »Irgendetwas hat sich da gerade bewegt!«
    Alle zwölf Bogenschützen feuerten ihre Pfeile ab. Sirrend durchschnitten sie die Luft, während in einer hastigen Bewegung Seide über Seide glitt. Schwer schlugen die Pfeile in Fleisch und Knochen.
    Irgendjemand, oder irgendetwas, starb unter Zuckungen. Das Klirren der Rüstungen und das Stampfen der Füße schien zu verhallen, der Marschlärm entschwand aus Corvus’ Wahrnehmung, Stille breitete sich aus in seinem Kopf. Nur zwei skythische Worte drangen noch hindurch - Flavius gratulierte den Bogenschützen.
    Dann erweiterte sich Corvus’ Wahrnehmung wieder, und er blickte Ursus an. »Gütige Götter«, stöhnte dieser mit heiserer Stimme. »Das war aber knapp. Von der Stelle aus, wo sie lagen, hätten sie ja beinahe die Pferde berühren können.«
    Corvus musste erst einmal schlucken, ehe er etwas erwidern konnte. »Falls wir nicht gerade bloß ein dösendes Wildschwein erschossen haben.«
    »Aber Wildscheine liegen doch nicht einfach so irgendwo herum und schlafen, während zwei Legionen geradewegs an ihnen vorbeimarschieren.« Ursus wartete. Und wartete. Schließlich hakte er nach: »Oder etwa doch?«
    »Vielleicht schon. Zumindest, wenn die Träumer sie zuvor mit den entsprechenden Pflanzen gefüttert haben. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich glaube... Vorwärts! Schirmt die Bogenschützen ab!«
    Der Stein sauste geradewegs an seinem Gesicht vorbei. Eindringlich spürte er den leichten Luftzug. In jenem winzigen Augenblick, in dem das Geschehen der Welt sich plötzlich zu verlangsamen schien, glaubte Corvus, sogar die schwarze Farbe gesehen zu haben, die den Stein umhüllte. Nur zu deutlich wurde ihm das Ausmaß der Bedrohung bewusst, und selbst seine Seele schien vor lauter Furcht zusammenzuzucken.
    Ein Bogenschütze starb. Ein zweiter wurde an der Schulter getroffen.
    » Rechts! Sie lauern rechts!«
    Corvus brüllte aus Leibeskräften. Mit klarem Schall gab ein Hornbläser das Signal weiter an den Rest der Truppe und die vor ihnen marschierende Infanterie. Es war ein Akt beispiellosen Mutes, denn allein durch dieses Signal machte er sich selbst bereits zum nächsten Ziel und musste denn auch fast unmittelbar darauf, getroffen von einem Speer und nicht etwa von einem Stein, sein Leben lassen, im selben

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