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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Moment, als auch der dritte der Bogenschützen starb.
    Corvus blieb gerade noch genügend Zeit, um den Namen des Mannes zu rufen und das Versprechen, ihn zu ehren, in der Hoffnung, dass seine scheidende Seele und die Männer seiner Zeltgemeinschaft dies noch hören könnten und dass wenigstens einer dieser Männer überleben würde und sich an seinen mutigen Kameraden erinnerte. Dann jedoch brach das blanke Chaos aus. Entlang des gesamten, von Corvus überblickbaren Marschtrupps gingen mit schrillem Kampfgeheul die Bärinnenkrieger auf die Legionare los, die Pferde wieherten, Kämpfer brüllten, Frauen kreischten. Ein einzelner Mann hatte nicht die geringste Chance, sich stimmlich gegen diese Kakophonie zu behaupten, und allein die Signale der Trompeten und Standarten vermochten es, noch eine gewisse Disziplin und Ordnung aufrechtzuerhalten.
    Corvus tötete eine Frau mit rotem Haar und brauner Haut, hielt jedoch nicht inne, um zu sehen, ob er sie kannte, denn unmittelbar darauf musste er sich unter einem heransausenden Stein wegducken und zugleich seinen Schild über Ursus halten, der wiederum seinen eigenen Schild über Corvus hielt. Beide hieben mit ihren Schwertern verzweifelt um sich, trafen Fleisch und Knochen, schmeckten Blut, das nicht ihr eigenes war, und das Geschehen der Welt schrumpfte zusammen auf jenen schier unendlichen Augenblick, in dem es nurmehr darum ging, das eigene Überleben zu sichern - sofern man mal davon absah, dass sie zudem auch noch die Infanterie zu verteidigen hatten und Corvus sich folglich neben dem Kampf um seine eigene Haut auch noch um den Schutz der Fußsoldaten Gedanken machen musste.
    Mittlerweile fielen die Krieger sowohl von links als auch von rechts über sie her. Hastig blickte Corvus sich um und sah einen Trompeter ganz in der Nähe der noch lebenden Bogenschützen, die, verborgen hinter einem menschlichen Schutzschild aus Kavalleriesoldaten, angestrengt ihre Pfeile verschossen. Im Übrigen war jeder Schuss dieser Schützen zugleich auch ein Treffer, sodass sie sich Schuss für Schuss das Gold und die Mühen und zuweilen auch die Langeweile, die sie die Truppe gekostet hatten, redlich verdienten.
    »Der Trompeter...«, sprach Corvus mit überdeutlich akzentuierten Lippenbewegungen an Ursus gewandt. Dieser nickte. Gemeinsam kämpften sie sich immer näher auf den Mann zu, bis dieser sie erkannte und sich seinerseits auch auf sie zubewegte, sodass sie schließlich inmitten von Tod und Blut auf einer Art kleinen Insel, auf der noch vergleichsweise Ruhe herrschte, zusammentrafen.
    »Gib das Signal zum Schlag der Doppelschlange.«
    Der Mann starrte Corvus einen kurzen Moment lang an, dann grinste er und stieß in seine Trompete. Klar und hoch wie eine Lerche schwebten die Töne über die kämpfenden Männer hinweg. Sie hatten die auf diesen Befehl folgende Angriffstaktik so oft eingeübt und wiederholt, bis Legionare und Pferde gleichermaßen verinnerlicht hatten, was sie auf dieses Signal hin zu tun hatten. Selbst ein Pferd, dessen Reiter bereits gestorben war oder aber die Kontrolle über seinen eigenen Körper verloren hatte, würde nun seinem Drill folgen.
    Genauso wie der Rest der Tiere, wusste also auch die rotbraune Stute, was von ihr verlangt wurde. Corvus spürte, wie sie die Muskeln noch fester anspannte und tief die Luft in ihre Lungen sog. Dann entdeckte sie vor sich eine Lücke und stürmte mit einem gewaltigen Satz mitten hindurch. Corvus beugte sich weit im Sattel vor und drückte sich flach gegen ihren Hals, während er in der einen Hand sein Schwert hielt und in der anderen seinen Schild, den er wiederum halb über den Körper des Pferdes breitete und halb über seinen eigenen, im Vertrauen darauf, dass das Tier ihn gewiss schon irgendwie aus dem ärgsten Kampfgetümmel hinaustragen würde.
    Ursus folgte dicht hinter ihm, ebenso wie der Trompeter und eine stetig größer werdende Schar von Corvus’ Männern. Kaum dass er der kämpfenden Menge entkommen war, zog er das Pferd auch schon herum und spürte den Ruck und die Erschütterung, als die Stute von der Straße sprang und in einem großen Bogen davongaloppierte, um die angreifenden Krieger von hinten zu attackieren. Ursus löste sich unterdessen von Corvus’ Führung und ritt genau in die entgegengesetzte Richtung, nämlich rechts herum. Jeder zweite der Kavalleristen folgte Ursus, die anderen Corvus.
    Einen Augenblick lang hatte Corvus keine weitere Verpflichtung, als einfach nur zu reiten. Und genau das

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