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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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tat er auch und ignorierte die leise, feine Stimme, die aus seinem Unterbewusstsein zu ihm sprach und die wissen wollte, was das wohl gewesen sein mochte, das die Bogenschützen als ihr erstes Opfer erlegt hatten. Womöglich war es doch kein schlafendes Wildschwein gewesen. Corvus hoffte von ganzem Herzen, dass es nicht ein gewisser, ihm wohlbekannter Mann gewesen war.
    Links der Straße befanden sich weniger Krieger als auf der rechten Seite. Zudem hatten diese noch keinerlei Erfahrung im Kampf gegen die Pferde der Kavallerie und starben somit ohne irgendeine erwähnenswerte Gegenwehr. Da entdeckte Corvus, wie sich in dem Dickicht zu seiner Linken etwas zu bewegen schien, und dirigierte sein Pferd geradewegs darauf zu. Der Trompeter folgte, während er abermals über das hinter ihm kämpfende Heer seine silbrigen, lerchenhellen Töne erschallen ließ. Und auch Flavius und zwei seiner Bogenschützen scherten aus der Kampfformation aus und galoppierten hinter Corvus her.
     
    Kraftvoll hatte Cunomar dem Hirschkalb sein Messer in die Brust gestoßen. Es starb. Jedoch nur einmal.
    Die Wunde, die das Messer hinterlassen hatte, war recht klein, sodass sie sich leicht mit getrocknetem Gras und Moos hatte stopfen lassen, damit die vorüberstampfenden Pferde nicht etwa durch den Geruch nach frischem Blut vorgewarnt würden. Anschließend hatte Cunomar mit einigen Sehnenstücken sowohl den Anus als auch die Vorhaut des Tieres zugenäht, damit auch aus diesen Körperöffnungen keinerlei verräterische Flüssigkeiten und Gerüche austreten konnten. Dann hatte er dem Tier noch die Vorderläufe gebrochen und diese immer wieder vor- und zurückgebogen, bis sie sich trotz der Totenstarre, die irgendwann den Rest des Leibes ergriff, noch bewegen ließen. Braint hatte unterdessen genügend Birkenrinde aufgestöbert und sie zu Seilen verflochten, die lang und stark genug waren, um damit bis an das Hirschkalb heranzureichen und dennoch nicht zu zerreißen.
    Es hatte die halbe Nacht über gedauert, das Hirschkalb an der vorgesehenen Stelle anzupflocken, ohne dabei die Brennnesseln zu zertrampeln. Der Himmel war also schon wieder heller geworden, und mit fast schon grellem Rot war die Sonne heraufgestiegen, als Cunomar und Braint endlich von ihrem Werk abließen und die Birkenrindenkordeln durch zuvor ausgearbeitete und von eventuellen Steinen befreite Schneisen zogen, sodass die Seile nicht schließlich doch noch durch irgendein Hindernis blockiert oder gar zerschnitten werden könnten. Ihnen war gerade noch genügend Zeit geblieben, um einen einzigen Test durchzuführen, bei dem Braint auf der Straße stand und Cunomar in dem ein gutes Stück entfernten Holunderdickicht lag. Braint hatte kontrolliert, ob man Cunomar sehen könne, wenn er an seinem Ende des Speerheftes zog, und ob die Bewegung der Vorderläufe des toten Hirschkalbs ausreichen würde, um die Aufmerksamkeit der vorbeireitenden Kavalleristen zu erregen.
    So vieles hatte am Gelingen dieser List gehangen. So vieles von ihrem Plan war bereits geglückt. Und so vieles schien beinahe zu misslingen.
    Corvus ritt geradewegs auf sie zu. Braint erhob sich in die Hocke. Ohne jegliche Hast nahm sie einen Stein aus ihrem Gürtelsack und legte ihn in ihre Schleuder. Bis zu diesem Augenblick war Cunomar gar nicht bewusst gewesen, dass Braint auch mit dieser Waffe umzugehen wusste. Er bedauerte, dass er selbst nie den Umgang damit erlernt hatte. Aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht ganz klar war, flüsterte er: »Corvus liebt Valerius, und Valerius liebt ihn.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über Braints Lippen. »Ich weiß.«
    Die Reiter waren mittlerweile so dicht vor ihnen, dass Braint und Cunomar bereits die Pferde riechen konnten. Plötzlich stand Braint auf und riss den Arm zurück.
    Aber nicht nur sie, sondern auch ein dunkelhäutiger, in rote Seide gekleideter Mann reagierte mit dieser sicheren, unbeirrbaren Schnelligkeit.
    Cunomar dagegen erstarrte vor Schreck und vermochte lediglich zu brüllen: »Bogenschützen! Er hat zwei von den Bogenschützen bei sich!«
    Für den Rest seines Lebens, ganz gleich, wie lang oder wie kurz dies auch noch währen mochte, würde Cunomar nicht mehr jenen schmerzvollen Ausdruck auf Braints Gesicht vergessen, als sie von den drei möglichen Zielen eines auswählte, es anvisierte und dann mit geradezu verblüffender Präzision den Stein losschleuderte. Niemals würde er den inbrünstigen Hass vergessen, mit dem Braint diesen Stein

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