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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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sind tot und entstellt. Der Prokurator des Kaisers wird vermisst, und unsere Veteranen fürchten um sein Leben. Der König der Eceni ist tot, und seine Untertanen besinnen sich wieder darauf zurück, wer sie waren in jener Zeit, bevor wir ihnen den Frieden schenkten. Wir sind jedoch nicht in der Lage, sie an ihre Torheit zu erinnern. Camulodunum ist seiner Verteidigungsanlagen und seiner Männer beraubt. Ich verfüge derzeit über weniger als eine Zenturie Legionssoldaten und dreitausend Veteranen, deren Mut zwar über jeden Zweifel erhaben ist, die aber leider keine jungen Männer mehr sind und damit für ein Dauergefecht untauglich. Wenn Ihr bereit seid, das Recht des Kaisers zu verteidigen, werden wir Euch dabei nach besten Kräften unterstützen.«
    Mit verhaltenem Optimismus erklärte Valerius: »Der Legat der Neunten ist im gesamten Reich für sein Ungestüm und seine Unbesonnenheit bekannt. Es heißt allgemein, er bete Tag für Tag um die Chance, seine Männer endlich in die Schlacht schicken zu können. Er wird Tränen unvermischten Weihrauchs vergießen, wenn er das hier liest. Er wird den Göttern all seine irdischen Güter opfern zum Zeichen seiner Dankbarkeit. Er wird die Neunte Legion zum Appell antreten und dann den Steinernen Pfad der Ahnen entlangmarschieren lassen, noch ehe die Soldaten auch nur dazu kommen, ihre Geliebten zum Abschied zu küssen. Das Einzige, was wir jetzt noch tun müssen, ist, einige sichtbare Verletzungen zu fabrizieren, damit ich so aussehe, als ob ich um mein Leben gekämpft hätte. Könntest du dich wohl dazu überwinden, mich zu schlagen, was meinst du?«

V
    Es regnete, und der Maulesel bewegte sich nicht mehr von der Stelle.
    Er war sehr jung und noch niemals zuvor in einer Tragtierkolonne mitmarschiert. Erst gegen Ende des vergangenen Herbstes hatte man das Tier an sein Zaumzeug gewöhnt und es bald darauf auch schon wieder auf die Außenkoppeln von Camulodunum verbannt. Dort hatte es den Winter über knietief in Schlamm und Schnee ausharren müssen, ohne regelmäßige Arbeitseinsätze, um seine Muskeln zu kräftigen, und als einzige Nahrung bot man ihm angeschimmeltes Heu.
    Zudem waren die Rekruten auf ihre Art ähnlich jung und unerfahren wie der schwache Maulesel, den sie nun vor sich hertrieben. Für sie alle war dies der erste Feldzug, und leider hatte keiner der Burschen sonderlich viel Sachverstand bewiesen, als es darum ging, dem Tier seine Lastpakete auf den Rücken zu schnallen. Zu allem Überfluss lahmte der Maulesel auch noch auf einem Hinterbein, und das Polster, das seinen Rücken eigentlich ein wenig hätte schonen sollen, war so unglücklich platziert worden, dass es ihm stattdessen offene Wunden in die Haut gescheuert hatte.
    All dies war aus Sicht Titus Aelius Ursus’, dem Dekurio der zweiten Truppe des Fünften Gallischen Kavallerieflügels, zwar durchaus bedauerlich, doch letzten Endes unvermeidlich. Zumal nichts davon erklärte, warum das Tier zwar schon seine Vorderhufe auf die ersten Bohlen der Brücke gesetzt hatte, sich nun aber plötzlich hartnäckig dagegen sträubte, sich auch nur einen Zentimeter weiter vorwärtszubewegen. Ursus würde sich also wohl oder übel mit dem Problem befassen müssen, schließlich trug er die Verantwortung für die Männer und die Maulesel während ihrer mehrmonatigen Reise gen Westen. Es war also wahrlich noch ein langer Weg, ehe Titus Aelius Ursus mit seiner Truppe das Ziel erreicht haben würde, zu den Legionen des Gouverneurs dazuzustoßen, um diesen bei seinem Feldzug gegen Mona zu unterstützen.
    »Zieht dem halsstarrigen Mistvieh doch einfach eins mit der Gerte über. Na los, worauf wartet ihr noch?«, brüllte Ursus.
    Er befand sich gut eine halbe Kohorte hinter dem störrischen Maulesel und drängte sein Pferd hastig an den mürrisch grummelnden Männern vorbei, die sich unterdessen entlang des Flussufers verteilten. Die Rekruten waren nur allzu dankbar für die kurze Rast, ließen, obwohl niemand ihnen die Erlaubnis dazu erteilt hatte, ihr Marschgepäck einfach zu Boden fallen und traten aus ihren Reihen aus.
    Das Ausmaß an Disziplinlosigkeit, das durch dieses gelassene Pausieren zum Ausdruck kam, war geradezu beängstigend. Doch die Männer waren einfach noch zu jung, man hatte sie quasi geradewegs aus den Gassen Roms rekrutiert. Und selbst diese Gassen waren, verglichen mit den hiesigen Kriegsgebieten, noch ein durchaus sicherer Lebensraum gewesen. Ebenso wie das östliche Britannien, wo die Rekruten

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