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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ihre Ausbildung erfahren hatten, noch keineswegs das widerspiegelte, was sie im Westen erwartete. Die Männer hatten folglich nicht die geringste Ahnung, was es eigentlich bedeutete, quer durch ein Gebiet zu marschieren, in dem die Macht noch immer in den Händen einiger letzter, unbesiegter Stämme lag. Ein Land, wo sich unter dem blühenden Heidekraut die Knochen der getöteten Legionare förmlich stapelten.
    Am gegenüberliegenden Ufer des Flusses wartete ein kampferprobter Zenturio, der mit barscher Stimme die rund vierzig Legionare befehligte, welche die Brücke bereits überquert hatten. Dann, wenngleich reichlich spät für eine solche Rüge, legte er schließlich die Hand an den Mund und wandte sich mit gellender Stimme auch an den Rest der ihm unterstehenden Hundertschaft: »Und ihr da drüben kehrt jetzt gefälligst zurück auf eure Plätze und marschiert in Reih und Glied! Wer aus der Reihe tanzt, dem gerbe ich höchstpersönlich das Fell mit der Peitsche!«
    Die Männer fluchten, schulterten ihre Tornister und formierten sich wieder zu einer geordneten Marschkolonne. Und dennoch hätten sie dem Feind im Falle eines Angriffs so gut wie keinerlei Verteidigungskünste entgegenzusetzen gehabt.
    Ursus war müde, hatte sich während der langen Reise bereits wundgeritten, und die nun schon seit geraumer Zeit anhaltende Abstinenz von seinem gewohnten Wein ließ seinen Kopf schmerzen. Dreizehn Tage lang ritt er mittlerweile durch Wind und unaufhörlichen Nieselregen, nahm irgendwelchen ungenießbaren Proviant zu sich und musste die Nächte auf einer durchfeuchteten Schlafmatte verbringen. Und während all dieser Zeit hatte er sich nicht ein einziges Mal ein wenig Wärme antrinken und die Strapazen vergessen dürfen, denn dieser Bastard von einem Präfekten, dem er unterstand, hatte es seinen Männern unter Androhung von Strafe verboten, noch weiter Trost bei den Weinvorräten zu suchen. Diese Regel galt unmittelbar von dem
    Zeitpunkt an, da die Truppe aus ihrem Winterquartier aufgebrochen war. Ursus kannte also nur zwei Ziele: Er wollte entweder weitab von jeglichen kriegerischen Auseinandersetzungen sein bescheidenes Dasein fristen oder aber mitten im Schlachtgetümmel kämpfen; er wollte entweder sicher und wohlbehalten in Camulodunum leben oder aber in seinem Dienst in den Kriegen im Westen aufgehen. Was er hingegen überhaupt nicht wollte, das war, eine Kohorte hilfloser und hoffnungsloser Kinder zu beaufsichtigen, von denen mindestens die Hälfte das Monatsende ohnehin nicht mehr erleben würde.
    Als er die Brücke erreicht hatte, herrschte er gleich den nächstbesten vor ihm stehenden Rekruten an: »Du hast die Wahl. Krieg das verdammte Biest jetzt endlich dazu, sich wieder zu bewegen, oder du trägst für den Rest unserer Reise dessen Last.«
    Sofort hob der rotgesichtige Junge, der eigentlich schon längst die Brücke überquert und bereits halb durch das dahinterliegende Tal marschiert sein sollte, seine Gerte. Das erschöpfte Maultier zuckte zusammen, wich ein Stückchen zurück, legte die Ohren an und stieß abermals einen angstvollen Schrei aus. Schon viel zu lange hatte es nur noch diesen einen Schrei von sich gegeben. Ursus drängte sein Pferd etwas dichter an den Maulesel heran, um sich die Striemen besehen zu können, die überall über dessen Rücken und Flanken verliefen und bewiesen, dass das Tier bereits oft und hart geschlagen worden war. Ursus begriff, dass noch mehr Schläge nun wohl auch nichts mehr würden ausrichten können.
    Schwerfällig und mit einem lästerlichen Fluch ließ er sich von seinem Pferd hinabgleiten. »Also gut. Ich sehe schon, es nützt nichts.« Ganz in der Nähe wartete ein Unteroffizier, der immerhin bereits alt genug aussah, um sich morgens rasieren zu müssen. An ihn gewandt fragte Ursus in knappem Tonfall: »Hat der Maulesel sich schon einmal so aufgeführt?«
    »Noch nie. Wir hatten noch nie irgendwelche Schwierigkeiten mit ihm. Es ist wohl die Brücke. Er will da einfach nicht drübergehen.«
    Ursus verdrehte die Augen und seufzte betont theatralisch. »Ja, es sieht ganz danach aus. Diese Tiere gehen nie gerne über eine Brücke. Keiner, der ein Fünkchen Verstand im Leibe hat, geht freiwillig über eine Reihe schwankender Bohlen. Besonders wenn sich darunter auch noch ein zwanzig Fuß tiefer Abgrund befindet. Samt scharfkantigen Felsen und einem nicht gerade beschaulichen Flüsschen, versteht sich. So viel logisches Denkvermögen besitzen selbst Maultiere. Und

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