Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
genau das ist der Grund, warum wir dich nun hier brauchen, damit du...«
    Abrupt hielt er inne. Scharfer Schweiß perlte ihm über den Nacken, denn von links kam in raschem Tempo ein Pferd am Flussufer entlanggaloppiert. Ursus war dieses rhythmische Hufgetrappel mindestens ebenso vertraut wie das Pochen seines eigenen Herzens.
    Ohne sich umzuwenden, erklärte er mit starrer Miene: »Stillgestanden. Da kommt der Präfekt. Ich habe zwar keine Ahnung, woher der weiß, dass wir hier festsitzen, aber wenn ich euch eine Empfehlung geben darf, dann betet. Betet, zu wem auch immer ihr beten wollt, dass die Laune des Präfekten sich seit der letzten Nacht wieder etwas gebessert hat.«
    Fast unmittelbar hinter Ursus’ Rücken blieb das Pferd stehen. Eine kühle Stimme ertönte: »Ihr habt angehalten.«
    Quintus Valerius Corvus, der Präfekt der Fünften Gallischen Kavallerie, konnte, wenn ihm danach war, allein mit seiner Stimme die Seele eines Mannes in Stücke reißen.
    Und ganz offensichtlich stand ihm gerade der Sinn danach. Er hatte nur in gedämpftem Ton gesprochen, den Sinngehalt seiner Worte jedoch deutlich artikuliert, sodass sie sowohl eine Frage waren als auch eine Anschuldigung sowie eine präzise Beurteilung des Wertes beziehungsweise mangelnden Wertes des für diese Verzögerung verantwortlichen Dekurio. Und, ganz schwach, war auch eine gewisse Enttäuschung aus der Stimme des Präfekten herauszuhören, was letztlich die herbste Niederlage für Ursus bedeutete.
    »Es liegt an dem Maultier. Es will einfach nicht...« Er ließ den Rest des Satzes unausgesprochen verhallen, wollte das Offensichtliche nicht auch noch zusätzlich betonen: die Tatsache, dass er sich mit einer kompletten Kohorte noch völlig unerprobter Rekruten mitten in Feindesland befand und es einem gerade erst an das Zaumzeug gewöhnten Maultier erlaubt hatte, die gesamte Einheit zum Stillstehen zu verdammen. Ursus fühlte, wie die ursprünglich nur kleinen Schweißperlchen in seinem Nacken zu einem scheinbar siedend heißen Rinnsal verschmolzen. Er hasste sich dafür. Und er hasste auch alle, die nun Zeugen dieses schmählichen Spektakels wurden. Schließlich erstreckte sich sein Hass sogar - und vor allem - auf den Präfekten.
    »Ja, das sehe ich.«
    Corvus war von seinem Pferd gestiegen und betrachtete den Maulesel. Wenigstens hatte das augenscheinlich von allen guten Geistern verlassene Tier endlich aufgehört, seinen ewig gleichen, unmelodischen Schrei auszustoßen, sodass es fast so schien, als ob das arme Lasttier es für unschicklich hielte, in Gegenwart des Präfekten zu wiehern. Stumm stand es da und beobachtete gemeinsam mit den um die Brücke versammelten Männern, wie der ranghöchste Offizier der Truppe sich in den nassen Schlamm am Ende des Brückenkopfs kniete und, die Wange flach gegen die Holzplanken gelegt, an diesen entlangspähte und zwischen ihnen hindurch und unter die Holzkonstruktion lugte.
    Dann ließ er sich auf seine Fersen zurücksinken, nickte zuerst nachdenklich in Richtung dieser für die anderen noch nicht sichtbaren Entdeckung, die sich dort in der feuchten Luft unter der Brücke zu verbergen schien, und wandte sich schließlich zu Ursus um. Den Schmutz an seinen Knien überging der Präfekt unterdessen so nonchalant, als wäre dieser gar nicht vorhanden.
    »Findet einen Mann ohne Höhenangst. Der soll mal unter der Brücke nachsehen. Ungefähr nach dem ersten Drittel der Bohlen. Und die Männer sollen ihn gut festbinden. Ich will hier niemanden einbüßen müssen. Der Rest Eurer Rekruten soll derweil Gefechtsaufstellung nehmen und seine Waffen ziehen. Wir befinden uns hier in einem Hinterhalt, und die Falle kann jeden Augenblick zuschnappen.«
    »Jawohl, Herr Präfekt.«
    Wenn Ursus wollte, dann war er ein kompetenter Anführer, der einen Befehl rasch umsetzen konnte. Und wenn seine eingeschworenen Mannen, jene Kavalleristen der zweiten Truppe, mit denen gemeinsam er seiner Pflicht als Kindermädchen der Legionsrekruten nachkam, wussten, dass Ursus’ Ehre auf dem Spiel stand, dann taten diese wiederum ihr Bestes, um ihm behilflich zu sein, und waren schließlich sogar noch dankbar dafür, ihrem Vorgesetzten auf diese Weise ihre Treue beweisen zu dürfen. Nur ihnen war es zu verdanken, dass Ursus überhaupt zum Dekurio hatte aufsteigen können, und allein in ihren Händen lag es nun, ihm diesen Posten auch über den gegenwärtigen Einsatz hinaus zu erhalten. Einer dieser Männer war Flavius, der Standartenträger

Weitere Kostenlose Bücher