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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schlicht den Kriegergruß und verkündete: »Also dann - bis morgen und vielleicht bis zu einem nächsten Wiedersehen. Je nachdem, was sich nach dem folgenden Tag noch alles ereignen wird... Und sollte ich den Fluss, der das Land der Menschen von dem der Götter trennt, tatsächlich noch vor dir überqueren, dann sollst du wissen, dass ich auf dich warten werde, egal, wie lange dies auch dauern mag.«
    »Aber werden deine Götter das überhaupt zulassen? Ich meine, es sind schließlich nicht meine Götter.« Noch niemals zuvor hatte Corvus es gewagt, diesen Zweifel in Worte zu fassen, weder vor sich selbst noch vor irgendeinem anderen Menschen. Er sah, wie Valerius einen Moment innehielt, aufmerksam in seinem Inneren nach einer Antwort forschte und damit eine ganz neue Geisteshaltung erkennen ließ, eine Geisteshaltung, die ihm in jüngeren Jahren noch nicht zu eigen gewesen war. Folglich war die Antwort, als er wieder seine Stimme erhob, eine stille und feste und ganz und gar von Gewissheit erfüllte Erwiderung. Und wie ein sicherer Trost in Erwartung der noch heraufziehenden Schmerzen sank sie tief in Corvus’ Herz ein: »Das werden sie zulassen. Immer. Nur die Menschen stellen Besitzansprüche. Die Götter dagegen lassen wesentlich mehr Freiheiten walten.«
    Dies war eine Nachricht, die von den Göttern persönlich zu stammen schien und die nicht nur an Corvus gerichtet war, sondern an alle, die Valerius nun hören konnten. Das Lächeln auf Valerius’ Lippen aber war allein für Corvus bestimmt, und dieser wusste das Geschenk aufrichtig zu schätzen.

XL
    Nachdenklich wanderte Valerius am Bach entlang. Als Corvus’ Schritte auf der gegenüberliegenden Bachseite schließlich in der Ferne verklungen waren, blieb er stehen und beugte sich zum Wasser hinab, um sich das Gesicht zu waschen.
    Niemand kam, um ihm bei seinem einsamen nächtlichen Spaziergang Gesellschaft zu leisten oder um ihm überflüssige Fragen zu stellen. Noch stand kein Mond am Himmel, um Valerius den Weg zu Nemain zu erschließen. Es grasten auch keine Bullen in der Nähe der beiden Armeen, die ihn Mithras hätten näher bringen können. Dennoch hatte er in dieser Nacht eine Grenze überschritten, und dies nicht nur insofern, als er sich bei der Überquerung eines Bachs nasse Füße geholt und sich einer letzten Erinnerung an die Liebe hingegeben hatte. Mittlerweile war die Nacht merklich kühler und frischer geworden, sodass die Sterne wie Löcher wirkten, die in die unendliche Weite des Firmaments gestanzt waren, durch die göttliches Licht strömte. Valerius wandte sich landeinwärts, um quer über das offene Gelände in Richtung Lager zurückzugehen, innerlich bereit, das Schicksal anzunehmen, das ihm der neue Tag bescheren würde.
    Nach einer Weile traf er auf Cygfa. Mit ihr hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Sie stand ganz allein da, umfangen von einer Nacht, so schwarz, dass allein ihr helles Haar sie verriet. Und selbst das schimmerte in der Finsternis nur noch in einem eigenartig stumpfen Zinngrau statt in dem leuchtenden Weizenblond, das man bei Tage als das Vermächtnis ihres Vaters erkannte. Seit der Schlacht um Camulodunum hatte Cygfa sich spürbar verändert, doch Valerius war sich nicht so ganz darüber im Klaren, was genau die Gründe dafür waren. Einer der Gründe, so vermutete er, war sicherlich Braints Tod, und so sagte er: »Das mit Braint tut mir aufrichtig leid.«
    »Danke. Mir tut es auch unendlich leid, aber es war ein guter, ehrenhafter Tod und ein guter Tag, um zu sterben. Nur wenigen von uns ist die Ehre vergönnt, den Fluss unter demselben Mond zu überqueren wie Dubornos. Du hast also bereits davon gehört?«
    »Ja. Als Erste hat Airmid mir davon erzählt, und später hat Breaca mir dann ausführlicher davon berichtet.«
    »Wie viel von dem, was sich zwischen Dubornos und mir abgespielt hat, haben sie dir erzählt?«
    »Sie sagten mir, dass du dich angeboten hättest, seine Saat nach seinem Tode zu neuem Leben aufkeimen zu lassen, aber er...« Angestrengt bemühte Valerius sich darum, die richtigen Worte zu finden, denn er wollte Cygfas plötzliche Verkrampftheit und Reserviertheit ihm gegenüber nicht noch verstärken, wollte dieses andere, das da von ihr auszugehen schien, das er jedoch noch nicht zu deuten vermochte, nicht noch mehr hervorlocken. Derart reserviert hatte Cygfa sich ihm gegenüber nicht mehr verhalten, seit sie auf einem Schiff aus Gallien geflohen waren, damals, als er noch immer geglaubt

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