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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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anführe. Allerdings bezweifle ich, dass die Krieger mir auch dann noch folgen würden, wenn sie mich jetzt hier mit dir sehen könnten.« Valerius konnte es sich sozusagen leisten, so offen zu sprechen, denn was er Corvus hiermit verraten hatte, wäre gleich zu Beginn der Schlacht anhand der Formation der unterschiedlichen Heeresabteilungen ohnehin auf den ersten Blick ersichtlich gewesen.
    Corvus bemühte sich gleichsam darum, nur so wenig wie irgend möglich von seiner eigenen Position preiszugeben, und entgegnete schlicht: »Dann werden wir einander wohl begegnen. Die Quinta Gallorum soll die linke Seite des Feldes halten.«
    »Noch wäre Zeit, das zu ändern.« Valerius dachte ernsthaft darüber nach, einen anderen Ausgangspunkt für seine Truppe zu wählen. »Letztendlich werden wir aber wohl genau dort stehen, wo man uns hingestellt hat. Wir werden tun, was wir tun müssen, denn die wirklich entscheidenden Faktoren lassen sich nun ja ohnehin nicht mehr beeinflussen.« Er straffte die Schultern. Tränen rannen ihm zu beiden Seiten seiner Nase hinab, ganz so, als ob in seinem Inneren eine Schleuse sich geöffnet hätte und nun durch nichts mehr zu verschließen war. Ein wenig verwirrt über seine eigene Rührseligkeit streckte er die Arme aus und ergriff ein Paar Hände, die bereits sehnsüchtig auf diese Berührung gewartet hatten. »Quintus Valerius Corvus. Ich habe dich mehr geliebt, als mir jemals wirklich bewusst gewesen war. Und hätte ich auch nur geahnt, wie groß meine Gefühle für dich in Wahrheit waren, hätte ich unsere Liebe niemals so leichtfertig weggeworfen.«
    Die Hände, um die er nun die Finger schloss, waren ruhig und kühl, und nur ein ganz feines Beben verriet Corvus’ innere Erregung. »Früher hat mir mal irgendjemand gesagt«, entgegnete Corvus, »dass wir Menschen ganz einfach dazu verdammt seien, erst durch die Erfahrung des Schmerzes wirklich lernen zu können. Und das wiederum würde so lange so bleiben, bis wir lernen, wie man auch durch die Erfahrung der Freude zu höheren Erkenntnissen gelangen kann. Wie es scheint, haben wir wohl noch eine ganze Menge vor uns, das wir erst noch begreifen müssen - wir beide.«
    »Ja, das ist wohl tatsächlich so. Stammt diese Weisheit etwa von ihm?« Mit einem knappen Nicken deutete Valerius auf den Horus.
    »Nein. Aber dieser Sinnspruch stammt aus jener Zeit. Und er stammt auch nicht von einem Mann, sondern von einer Frau. Einer Frau, die für Isis das war, was du nun für Mithras bist. Beziehungsweise... mittlerweile bist du wohl zu einem Jünger Nemains geworden, nicht wahr? Oder war es doch eher Briga?«
    »Nemain.«
    »Es muss schwer sein, beiden Göttern gleichzeitig die Treue zu halten.«
    »Es ist vollkommen unmöglich. Ich bin in Wirklichkeit also noch immer zwei Personen in einer Haut. Und ich denke, das wird auch auf ewig so bleiben.«
    »Aber du bist eine Seele. Und diese Seele ist ein Eceni. Und genau darin liegt die wahre Quelle für deinen Wert als Menschen.« Corvus hob Valerius’ Hand an, zeichnete mit dem Finger die Linien in deren Innenfläche nach und erklärte dann: »Du weißt, dass ich dir alles, was man dir im Laufe deines Lebens geraubt hat, auf der Stelle wiedergeben würde - wenn ich nur könnte.«
    »Ich weiß. Und ich danke dir.«
    Dann breitete Schweigen sich über sie, bis sie fast gänzlich unbewusst jeder ein Stückchen von ihrem Platz abgerückt waren und schließlich dicht nebeneinander einfach nur dasaßen. Und endlich konnte Valerius wieder seinen Kopf zur Seite neigen und hinabsinken lassen auf eine Schulter, die allein darauf bereits gewartet zu haben schien, so wie sie wahrscheinlich schon immer gewartet hatte; konnte das Gewicht einer Wange spüren, die sich gegen seinen Scheitel schmiegte; konnte einen Arm fühlen, der um seine Schultern glitt; durfte abermals dem gleichmäßigen Rhythmus eines Herzens lauschen, das dem seinen mit geradezu singender Stimme sanft zuzurufen schien.
    Doch sie waren nicht mehr allein, denn um sie herum hatten sich die Götter versammelt, ganz leise und ohne Streit, sodass es möglich war, noch einmal wieder jung zu sein und nichts zu wissen außer der Tatsache, dass nichts leichter war, als einander zu lieben. Und gleichzeitig durften sie auch älter sein und wissen, dass sie im Grunde noch überhaupt nichts wussten.
    »Luain mac Calma«, murmelte Corvus dicht an Valerius’ Haar. »Der Mann ist Segen und Fluch zugleich. Ich hatte ihn gefragt, ob wir beide uns wenigstens

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