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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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haben. Er wusste es bereits. Stattdessen sagte sie also bloß: »Ich verstehe überhaupt nicht, was da passiert ist.«
    »Du hast einige Zeit auf Mona gelebt. Die Macht dieser Insel sollte man nicht unterschätzen«, erwiderte Bellos schlicht. Er hatte sein weißblondes Haar gekämmt und sich den Schädel eines Raben hineingeknotet, als Zeichen seiner Verbundenheit mit der Göttin Briga. Im fahlen Morgenlicht schien der bleiche Schädel plötzlich wie ein Juwel. »Zudem hast du dich bei der Suche nach dem passenden Stein auf Dubornos konzentrieren müssen. Und Dubornos wiederum hat mit seinem Freitod schließlich noch sehr viel mehr wieder heilen lassen als lediglich seine eigene Seele.«
    Damit wandte Bellos den Kopf zu Graine um. Abermals - wie auch schon einmal auf Mona, damals, als Graine erstmals begriffen hatte, dass er blind war - schauten seine Augen komplett in die falsche Richtung. Seine Aufmerksamkeit dagegen war allein auf sie gerichtet. »Woher wusstest du eigentlich, dass du den richtigen Stein gefunden hattest? Jenen Stein, der der einzig Richtige war für Dubornos’ Tötung?«
    »Ich hatte es ganz einfach gefühlt.«
    »Hatte der Stein dich etwa zu sich gerufen? So wie die Häsin dich gerufen hat? Und hat seine Seele sich dann genauso freimütig mit der deinen verbunden wie auch die Seele der Häsin?«
    Bellos hatte recht, noch waren die Seele der Häsin und die Seele Graines eins. Graine spürte, wie das Tier sie zart in der Bauchgegend kitzelte, und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie sich jemals noch enger mit einem Wesen verbunden fühlen könnte - noch nicht einmal mit einem eigenen Kind. Die Verbundenheit zu dem Stein dagegen war weniger deutlich zu spüren gewesen, war bloß so fein wie der seidige Faden einer Spinne. Und ohne das deutlich wahrnehmbare Empfinden, das sie mit der Häsin verband, hätte Graine niemals begriffen, dass auch zwischen ihr und dem Stein eine vage Verbundenheit geherrscht hatte.
    Bellos legte eine Hand auf Graines Schulter. »Klammere dich nicht zu sehr an diesem Gefühl fest, versuch nicht allzu eindringlich, es in all seinen Nuancen zu ertasten. Nimm es einfach auf in dein Bewusstsein und erinnere dich stets daran, wie es sich angefühlt hat. Und halte deinen Geist offen für jenen Augenblick, wenn du es abermals spürst.«
    In einer fließenden Bewegung stand er wieder auf. Die leeren Augenhöhlen des Rabenschädels starrten aus scheinbar luftiger Höhe auf Graine herab. »Du solltest hierbleiben, während die anderen sich auf die Schlacht vorbereiten. Ich muss jetzt erst mal Cunomar ausfindig machen und dann Hawk. Könntest du mir vielleicht ungefähr sagen, wo sich der eine oder andere der beiden gerade aufhält?«
    Graines älterer Bruder stand neben ihrem neu hinzugewonnenen Bruder, was an sich bereits fast schon einem Wunder gleichkam, obwohl zwischen den beiden natürlich noch immer kein echter Frieden herrschte. Graine beschrieb Bellos, wo er die beiden finden könnte, schob ihn in die richtige Richtung und ließ sich dann wieder auf den Boden sinken, das warme Gewicht der Häsin schwer gegen ihre Brust gedrückt. Aufmerksam beobachtete sie dann, wie die Krieger sich für die Schlacht rüsteten.
     
    »Du bist mein Bruder«, sagte Cunomar.
    »Ja«, entgegnete Hawk. Er trug das Bärenschwert von Eburovic auf dem Rücken und hatte sein Haar nach Art der Eceni geflochten, mit dem Kriegerzopf an der Seite. Irgendjemand hatte ihm die winzige Geweihspitze eines jungen Rehbocks geschenkt, und in Ermangelung von Kriegerfedern hatte Hawk nun diesen knöchernen Schmuck an dem Zopf an seiner Schläfe befestigt. Außerdem hatte er ganz oben auf seinen Schwertarm den Schlangenspeer gemalt, und mittlerweile wusste auch das gesamte Heer, warum er dies getan hatte.
    Es hieß, man müsse seinen Bruder lieben, und sollte einem das nicht gelingen, so dürfte man ihn zumindest nicht hassen.
    Hawk und Cunomar waren in etwa gleich stark und gleich geschickt. Wäre es zu einem Kampf zwischen den beiden gekommen, so hätte Cunomar gesagt, dass er den Sieg davontragen würde, wenngleich auch nur deshalb, weil er dank seiner Ausbildung im Zeichen der Bärengöttin Hawk gegenüber im Vorteil war. Frische Wunden, hinzugefügt von den Klauen der Bärin, bluteten auf seinen Schultern, genauso wie auf den Schultern der rund zweihundert anderen Bärinnenkrieger, die Seite an Seite mit Cunomar vor Ardacos’ strengen Blicken zu den Rhythmen der Schädeltrommeln getanzt

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