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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und die damit ihre Seelen aufs Neue und mit aller Inbrunst der Bärengöttin verschrieben hatten.
    Hawk war nicht einer von diesen gewesen, hatte aber auf Ardacos’ Einladung hin die ganze Zeit am Rande des Tanzplatzes gesessen und durfte damit zumindest einen gewissen Teil von dem Mysterium des Bärenkults miterleben. Vor ihm war ein solcher Besuch während der heiligen Riten allein der Bodicea und deren Tochter im Geiste, Cygfa, vorbehalten gewesen. Und noch mehr als Eburovics Klinge hatte diese Geste Hawks Platz in der Familie der Bodicea bestätigt.
    Der Gesang, der Cunomar und Hawk bis vor kurzem noch umfangen hatte, war verstummt. Einige der Krieger hatten sich sogar schon auf ihre Pferde geschwungen. Valerius’ Kavallerie begann, sich zu einem riesigen Heer zusammenzuschließen, und einige der Reiter formierten sich gar zu Schwadronen, eine Taktik, die Valerius mit ihnen eingeübt hatte, während sie von Lugdunum aus hierhergereist waren. Cygfa glich einem hell gleißenden Speer, und eine ganze Horde von Kriegern folgte ihr wie Möwen einem Schiff. Die Bodicea besprach sich unterdessen mit ihrer Ehrengarde. Auch deren Pferde waren inzwischen zusammengetrieben worden, und einige von ihnen waren bereits in Schweiß ausgebrochen.
    Für Unentschlossenheit blieb nun keine Zeit mehr. Cunomar jedoch war noch unentschlossen.
    Hawk legte zwei Finger auf das Heft von Eburovics Schwert, anschließend berührte er das Zeichen des Schlangenspeers auf seinem Arm. »Um nichts von alledem habe ich gebeten. Beides wurde mir aus freien Stücken geschenkt.«
    »Ich weiß.«
    Breaca war die Erste, die Cunomar davon berichtet hatte, dann folgten Ardacos und schließlich Cygfa. Er hatte es in jenem Augenblick erfahren, als er noch vor dem Scheiterhaufen von Braint Wache gehalten hatte und seine Mutter gerade erst wieder wie aus dem Nichts zurückgekehrt war. Cunomars Herz und Verstand waren in jenem Moment noch von einem viel zu verwirrenden Durcheinander erfüllt gewesen, als dass er nun auch diese Nachricht von der Aufnahme Hawks in seine Familie hätte verarbeiten können. Und selbst in diesem Augenblick, als die frische Morgenbrise über seine Haut strich, der Nebel sich langsam lichtete und die Schlacht unmittelbar bevorstand, wusste er noch nicht, für welchen Weg er sich entscheiden sollte.
    »Angenommen, ihr beide müsstet nun gegeneinander antreten«, ertönte plötzlich eine Stimme. »Dann wärt ihr doch wohl beide ziemlich gefährliche Gegner füreinander, nicht wahr? Also, um wie vieles gefährlicher wärt ihr dann wohl erst, wenn ihr nicht gegeneinander, sondern gemeinsam kämpfen würdet?«
    Es war Bellos gewesen, der neben Cunomar aufgetaucht war, jener junge, hellhaarige Belger, den Cunomar bei ihrer ersten Begegnung als einen völlig verschüchterten Sklaven an einem Strand von Gallien kennengelernt hatte. Nun jedoch schien es, als ob dieser Junge den Rang eines Träumers von Mona bekleidete, als ob er zu einem Diener Brigas gereift wäre. Zudem hatte er mittlerweile sein Augenlicht verloren. Auch das hatte man Cunomar erst in der vergangenen Nacht berichtet.
    Hawk kannte Bellos offenbar bereits und respektierte ihn. Er entbot ihm den Gruß des Kriegers an den Träumer und wandte sich dann, ganz unerwartet, plötzlich zu Cunomar um und entbot diesem wiederum den Gruß des Kriegers an seinen Schildkameraden. »Ich für meinen Teil wäre durchaus bereit, den Eid des Schildkameraden zu leisten, würde schwören, fortan im Zweifel mein Leben für das deine zu geben und dies bis zum Ende der Welt und bis ans Ende der vier Winde - das heißt, sofern du meinen Eid überhaupt annehmen möchtest.«
    Abrupt richteten die feinen Härchen auf Cunomars Armen sich auf. Die Narben auf seinen Schultern zogen sich fest zusammen, ganz so, als ob sie in einem einzigen Augenblick sowohl aufgeplatzt als auch mit Schorf überwachsen und schließlich wieder verheilt wären. Im Geiste hörte Cunomar den rasselnden Atem des Bären und spürte den Moment, an dem dieser - unter Cunomars eigenem Messer - starb. »Aber der Eid ist doch viel zu alt«, erwiderte er. »Niemals würde ich ein derartiges Opfer von dir verlangen.«
    »Und dennoch ist es ein respektabler Eid. Ein Eid, der unter Familienmitgliedern geleistet wird. Ich weiß genau, was dieser Eid bedeutet, und bin bereit, ihn nun vor dir abzulegen.«
    »Falls du Hawk hassen solltest«, mischte Bellos sich erneut ungefragt ein, »dann darfst du diesen Schwur natürlich nicht annehmen.

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