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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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für sie bereit, ein Versprechen, welches das Leben nicht mehr einzulösen vermochte.
    Die Häsin war mehr in Richtung Mitte gerannt. Ganz leicht dirigierte Valerius das Krähenpferd etwas weiter nach links und damit fort von jener Stelle, die er in seinem ursprünglichen Angriffsplan als den Punkt des ersten Zusammenstoßes auserkoren hatte.
    Civilis, Madb, Huw und der gesamte Kavallerieflügel folgten ihm. Die Legionen hoben ihre Langspeere auf Schulterhöhe empor. Wie lange, leichte Nadeln ragten diese gen Himmel, bereit, auf den Befehl ihres Kommandeurs gegen die Feinde geschleudert zu werden. Valerius sah, wie die Enden der Langspeere leicht zitterten und der Wind sie sanft zur Seite drängte. Er hob seinen Schild, versuchte, damit sowohl sich selbst als auch sein Pferd zu schützen. Sein Gefolge tat es ihm gleich.
    Nun hatten sie den Feind fast erreicht. Schmerz durchzuckte ihn, jedoch nur ganz kurz. Der Schmerz darüber, dass er seinen Seelenfrieden erst so spät hatte finden dürfen und dass ihm so wenig Zeit vergönnt gewesen war, um diesen Frieden zu genießen. Doch selbst die knappe Zeit, die ihm verblieben war, war ein Geschenk der Götter gewesen, und als solches wusste Valerius die Gabe trotz allem zu schätzen. Als sie fast in Wurfweite der Langspeere angelangt waren, stieß er einen lauten Lobgesang an seine beiden Götter aus und an all das, was diese ihm geschenkt hatten. Wild und mit vor Glück frohlockendem Herzen ließ er seine Stimme über die Ebene erschallen. Voller Freude stimmte seine Ehrengarde in den Gesang mit ein.
    Zu spät sah er den Graben. Er entdeckte ihn erst, als er geradewegs an dessen Ausläufern vorbeiritt. Die Furche zog sich schräg über die Ebene, um damit die Talenge noch etwas weiter zu verschmälern. Hätte Valerius seinen Flügel genau in jenem großen Bogen von links gegen die Legionen geführt, wie er ursprünglich geplant hatte, so hätte er sein Pferd geradewegs auf das Mittelstück des Grabens zugetrieben. Noch ehe die Schlacht richtig begonnen hätte, wäre er gestorben, und alle, die ihm folgten, mit ihm.
    Letztendlich kam der Weg, den die Häsin ihm gezeigt hatte, aber doch nur ihm selbst und seinem unmittelbaren Gefolge zugute. Alle, die rechterhand von Valerius ritten und die Außenkanten des Angriffsflügels bildeten, durften nicht mehr von der Vorhersage des Tieres profitieren. Mutig trieben sie ihre Pferde im gestreckten Galopp über gefährlich unebenen Grasboden, nur um dann ohne jegliche Vorwarnung in einen Graben zu stürzen, der etwa die sechsfache Breite eines Mannes besaß und den die Legionare mit Felsbrocken und senkrecht in den Boden gerammten, angespitzten Pfählen gefüllt hatten. Gliedmaßen und Hälse brachen, Fleisch, Lungen und Eingeweide wurden von den Spießen durchbohrt, und das sorgsam konstruierte Instrument von Valerius’ Angriffsflügel fiel heillos in sich zusammen.
    Schreiend stürzten Pferde und Krieger in die Fallgrube. Fleisch platzte auseinander, Knochen zersplitterten und Reiter stürzten in ihre eigenen, bereits gezogenen Schwerter oder aber rammten diese unwillentlich in die nach ihnen hinabstürzenden Kameraden.
    Binnen weniger Augenblicke war rund die Hälfte der ehemals achthundert Gefolgsleute von Valerius zu Tode gestürzt. Und auch die zweite, linke Hälfte näherte sich mit rasender Geschwindigkeit dem schräg auf sie zulaufenden Graben, konnte nicht mehr anhalten. Zumindest aber konnten sie ihre Tiere schließlich doch noch halbwegs zügeln, und auch ihre Formation mit Valerius an der Spitze war erhalten geblieben. Plötzlich hörte er jenen feinen, sirrenden Wind, den jeder Legionar fürchtete und dessen Geräusch ihm so vertraut war wie sein eigener Herzschlag: Der Beschuss mit den Langspeeren hatte begonnen.
    Hartes, alles Leben durchbohrendes Eisen traf Hail - der Hund stürzte, ganz so, als besäße auch er noch einen Körper aus Fleisch und Blut. Zeitgleich durchschlugen die Langspeere sowohl Lederrüstungen als auch Eisenschienen, drangen ein in Haut und Fleisch und Knochen und staken schließlich sogar in den Schilden, die daraufhin völlig unbrauchbar wurden. Die Männer und Frauen der Stämme starben zu Dutzenden.
    »Valerius!«
    Wie durch ein Wunder war Civilis noch immer am Leben. Auch die Hälfte seiner Truppe war noch bei ihm, und hastig eilten sie an Valerius’ rechte Seite. Der alte Legionar hob seinen Schild gen Himmel und brüllte mit einer Stimme, so laut, dass sie fast das Firmament zu erreichen

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