Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
dem Erfolg ihres Angriffs abhing.
    Longinus und Cygfa vertrauten ihm natürlich mindestens ebenso sehr, wenn nicht sogar noch mehr, aber sie waren zu wertvoll, als dass Valerius es gewagt hätte, sie in seinem Angriffskeil agieren zu lassen und somit frühzeitig ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Er wollte beiden sagen, dass sie gehen sollten, zurück auf ihren ursprünglichen Platz, und konnte doch nicht die richtigen Worte finden.
    »Du kannst uns jetzt nicht mehr zurückschicken«, sagte Longinus. »Freu dich also einfach darüber, dass wir hier sind, und tu endlich mit dem Hasen, was du tun musst. Das ist jetzt wichtiger als alles andere.«
    Die Häsin war jetzt tatsächlich wichtiger als alles andere. Sie rannte nun querfeldein, und die Hunde waren von der Leine gelassen worden. Valerius spürte den Beginn ihrer Unschlüssigkeit, und er wurde regelrecht verzehrt von dem drängenden Bedürfnis, das trächtige Tier zu erreichen. Da er aber weder die Zeit hatte, noch den notwendigen Willen aufbringen konnte, um sich mit Longinus zu streiten, schloss Valerius also die Augen und scharte im Geiste alle diejenigen um sich, die er zuvor schon zu erreichen versucht hatte, und tat alles, was er nur irgend konnte, um zu dem Kind vorzudringen und somit auch zu dem Tier auf der Ebene.
     
    In der Vergangenheit hatte Graine einmal eine gnadenlose Hetzjagd miterlebt - eine Jagd, bei der der Hase in seiner großen Not schließlich Schutz suchend zu ihr gekommen war und sie ihn schmählich im Stich gelassen hatte. Selbst wenn sämtliche anderen Albträume, die Graine regelmäßig heimzusuchen pflegten, ausnahmsweise einmal schwiegen, dann verfolgte sie aber immer noch die Erinnerung an jene Jagd. Eine Erinnerung, die mehr war als ein Traum und weniger als das tatsächliche Erleben.
    Jede winzige Einzelheit dieser Jagd kam Graine nun wieder überaus deutlich und lebhaft zu Bewusstsein, während sie allein mitten auf der Ebene stand. Vor ihrem geistigen Auge sah sie wieder das klare, helle Licht des Tagesanbruchs auf Mona; sah die Art, wie der Hase ruckartig den Kopf gehoben hatte, als ihm der Wind die fremde Witterung zutrug; spürte wieder ihre eigene unachtsame Bewegung, die Stone, damals in der Blüte seiner Jahre, vorwärtsstürmen ließ, um den Hasen zu jagen und zu hetzen und immer wieder in die Enge zu treiben, bis das Tier in seiner Hilflosigkeit und Verzweiflung, sein Leben zu retten, schließlich irgendwann kehrtgemacht hatte und zu ihr, Graine, zurückgerannt war und sie es dennoch nicht geschafft hatte, das Tier zu retten.
    Nun dagegen war sie keineswegs machtlos. Es war bloß so, dass sie nicht so recht wusste, was sie jetzt eigentlich tun sollte, außer das Wispern des Hasenliedes in ihrem Bewusstsein zu bewahren, während dieser neue Hase bereits ziellos vorwärtshoppelte, ja sogar mitunter einfach seelenruhig innehielt, um auf der breiten Ebene zwischen den beiden feindlichen Armeen zu grasen.
    Das Heer der Krieger der Bodicea erkannte als Erstes, was Graine nun bezweckte - noch eher, als die Legionen Graines Absicht durchschauten. So schnell wie der Wind ging ein Befehl durch die Reihen der Krieger. Der Feind begriff erst später und von ihm wiederum auch nur einzelne Männer. Einzeln oder zu zweit begannen sie nun, mit den Knäufen ihrer Schwerter auf ihre Schilde zu trommeln. Nach und nach nahmen auch die anderen diesen Rhythmus auf, Mann für Mann, Reihe für Reihe, in der Hoffnung, dass der Donner den Hasen wieder zurücktreiben würde - Omen eines feigen, erbärmlichen Rückzugs.
    Das Tier erstarrte, richtete sich auf den Hinterläufen auf und begutachtete die Quelle des Lärms.
    Gegenüber, auf der anderen Seite der Ebene, entdeckten auch die beiden Jagdhunde des Gouverneurs endlich die Häsin und zerrten voller Jagdeifer an ihren Leinen. Der atrebatische Hundeführer wickelte sich die Leinen mehrmals um seine Handgelenke und lehnte sich zurück, um sich mit aller Macht gegen eine zweifache Zugkraft zu stemmen, die ihn bereits von den Füßen zu reißen drohte.
    Die Hunde bellten regelrecht melodisch, ihre Stimmen nur um einen Halbton verschieden. Ihr Haarkleid hatte den bläulichen Schimmer von frisch geschmiedetem Eisen, ihre Köpfe waren so schmal wie der einer Schlange, ihr Fell glatt und glänzend, die Ohren in ihrer hysterischen Bellerei flach an den Kopf gelegt, die Schwänze lang und dünn, ähnlich einer Peitschenschnur. Wie ungezogene Fohlen bäumten sie sich auf den Hinterbeinen auf, und der

Weitere Kostenlose Bücher